Von Trier bis Köln: Die berühmtesten Bauwerke der Römer in Deutschland

Von Dominik Hochwarth

Im Jahr 50 v. Chr. war der Großteil Germaniens fest in römischer Hand. Doch die Römer hinterließen nicht nur militärische Spuren, sondern auch architektonische Meisterwerke. Diese Bauwerke sind bis heute erhalten und bieten faszinierende Einblicke in die römische Geschichte und Kultur. Besonders in den Städten Trier, Köln und Xanten finden sich einige der bedeutendsten Römerbauten in Deutschland.

xanten amphitheater
Das Amphittheater in der heutigen Stadt Xanten fasste in der Antike 10.000 Zuschauer

Das erwartet Sie in diesem Beitrag

Die Römer in Germanien: Eine kurze Historie

Im Jahr 55 v. Chr. überschritt Julius Caesar erstmals den Rhein. Unter Kaiser Augustus führte der Feldherr Drusus ab 12 v. Chr. mehrere Feldzüge nach Germanien durch. Doch die Versuche, das rechtsrheinische Gebiet bis zur Elbe zu erobern, scheiterten letztlich. Die sogenannten Augusteischen Germanenkriege, benannt nach Kaiser Augustus, endeten nach fast 30 Jahren ohne den gewünschten Erfolg.

Trotz dieser Rückschläge hinterließen die Römer zahlreiche Spuren in den von ihnen kontrollierten Gebieten. Besonders entlang des Rheins, der als natürliche Grenze diente, entstanden zahlreiche Städte und Militärlager, die sich später zu bedeutenden urbanen Zentren entwickelten.

Porta Nigra: Das Schwarze Tor von Trier

Trier, auch bekannt als Augusta Treverorum, wurde um 16 v. Chr. gegründet und ist die älteste Stadt Deutschlands. Die Stadt diente als Kaiserresidenz und Hauptstadt des weströmischen Teilreichs. Die Porta Nigra, das bekannteste antike Bauwerk in Trier, wurde am Ende des zweiten Jahrhunderts n. Chr. erbaut. Der Name „Porta Nigra“ stammt aus dem Mittelalter, während der ursprüngliche römische Name möglicherweise „Porta Martis“ lautete, da das Tor dem Kriegsgott Mars geweiht gewesen sein soll. Eine andere Erklärung besagt, dass Truppen nach verlorenen Schlachten in schwarzer Trauerkleidung durch das Nordtor zurückkehrten. Die dunkle Färbung des Tores entstand erst im Laufe der Jahrhunderte durch Witterungseinflüsse und Brände.

Porta Nigra Trier
Die Porta Nigra in Trier ist zweifellos eines der bekanntesten Bauwerke der Römer in Deutschland

Architektur und Bauweise

Die Porta Nigra gilt als das am besten erhaltene Stadttor der antiken Welt und das größte erhaltene Torwerk. Ursprünglich 36 Meter lang, 29,30 Meter hoch und 21,50 Meter breit, wurde das Tor aus rund 5.300 Kubikmetern Stein errichtet, was etwa ein Jahr dauerte. Es ist ein Doppeltor mit zwei Türmen, die die Flanken abdecken und zur Feldseite hin vorstehen, um eine bessere Verteidigung zu ermöglichen.

Baugeschichte und Datierung

Durch dendrochronologische Untersuchungen an Holzresten der Stadtmauer konnte der Baubeginn der Porta Nigra auf das Jahr 170 n. Chr. datiert werden. Der Bau blieb unvollendet, wahrscheinlich aufgrund eines Aufstands im Jahr 197, bei dem die Stadt belagert wurde. Die raue Struktur der Maueroberfläche zeigt, dass das Tor nie vollständig fertiggestellt wurde. Eigentlich sollte das Mauerwerk geschliffen und verputzt werden, was nicht geschah. Deshalb sind heute noch zahlreiche Steinmetzzeichen sichtbar, die ursprünglich zur Abrechnung von Materiallieferungen dienten.

Nachrömische Nutzung

Im Mittelalter wäre die Porta Nigra wahrscheinlich wie andere römische Stadttore abgetragen worden. Deutliche Spuren an den Mauerwerken zeigen, wo Materialräuber bereits viele der mit Blei vergossenen Metallklammern herausgebrochen haben. Die Porta Nigra verdankt ihre Erhaltung dem byzantinischen Mönch Simeon, der sich 1030 als Einsiedler im Ostturm niederließ. Nach seinem Tod 1035 wurde er verehrt, und der Bau wurde in eine zweistöckige Doppelkirche umgewandelt. Im Zuge der Französischen Revolution und der Säkularisation verlor das Bauwerk auf Befehl Napoleons nach 1802 viele seiner kirchlichen Attribute.

 Heutige Bedeutung

Heute hat die Porta Nigra ihr charakteristisches Äußeres mit der Apsis im Osten und dem Simonstift im Westen. Sie ziert unter anderem das Wappen des Fußballvereins SV Eintracht Trier 1905. Seit 1986 ist die Porta Nigra Teil des UNESCO-Welterbes „Römische Baudenkmäler, Dom und Liebfrauenkirche in Trier“ und ein geschütztes Kulturgut nach der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten.

Kaiserthermen von Trier

Wenn wir von den bekanntesten Bauwerken der Römer in Deutschland schreiben, dürfen die Kaiserthermen von Trier keinesfalls fehlen. Gelegen im Süden eines großen Areals, das für die Großbauten unter Kaiser Konstantin dem Großen vorgesehen war, boten sie eine hervorragende Anbindung an die Hauptverkehrsachse in West-Ost-Richtung. Der Bau der Thermen begann gegen Ende des dritten Jahrhunderts auf einer Fläche von 250 mal 145 Metern.

Die Kaiserthermen entstanden im Zusammenhang mit der Ernennung Triers zur römischen Residenzstadt. Sie wurden am Rande der ursprünglichen Stadt Augusta Treverorum errichtet, wobei alte, teilweise zerstörte römische Wohnbauten eingeebnet wurden. Diese Zerstörungen könnten auf den germanischen Einfall im Jahr 275 n. Chr. zurückzuführen sein. Der Bau, der von Ost nach West begann, kam wahrscheinlich im Jahr 316 ins Stocken. Der Grund dafür könnte die Verlegung der Residenz nach Byzanz und der Ausbau Konstantinopels gewesen sein.

Kaiserthermen in Trier
Die Kaiserthermen von Trier gehören zu den größten Thermen nördlich der Alpen

Grundriss nach nordafrikanischem Vorbild

Besonders bemerkenswert ist der Grundriss der Kaiserthermen, der sich an modernen nordafrikanischen Vorbildern orientierte. Dies lässt Rückschlüsse auf das geplante Erscheinungsbild der Thermen zu. Im Westen, an der heutigen Straße Weberbach, befand sich der repräsentative Eingang mit Säulen. Im Osten schloss sich der große innere Hof an, der als Palaestra, ein üblicherweise zu Thermen gehörender Sportplatz, diente. Dahinter begann der eigentliche Thermenbereich mit verschiedenen Badebereichen und Becken, wie dem Frigidarium, Tepidarium und Caldarium.

Vermutlich im vierten Jahrhundert wurden die Bauarbeiten unter einer neuen Zielsetzung wieder aufgenommen. Es gibt verschiedene Theorien zur späteren Nutzung der Kaiserthermen. Eine Theorie besagt, dass das Gebäude als Kaserne der kaiserlichen berittenen Leibgarde genutzt wurde. Eine andere Theorie sieht die Thermen als Palast-Ersatz für die aufgegebenen Privatpaläste der kaiserlichen Familie.

Verfall der Kaiserthermen

Nach dem Ende der römischen Herrschaft verfielen die Kaiserthermen allmählich. Die verbliebene Bevölkerung nutzte die Ruinen als Baumaterialquelle. Im Mittelalter entstand auf dem Gelände der Thermen eine Burg, die sogenannte „Alteburg“. Später wurden die Thermen in die mittelalterliche Stadtbefestigung integriert und erhielten ein Stadttor, die „Altport“.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begannen erste Restaurierungsmaßnahmen an den Kaiserthermen. Umfassende Sanierungen erfolgten 1983/84 und 2006/2007. Heute sind die Kaiserthermen als Archäologischer Park ausgewiesen und bieten einen faszinierenden Einblick in die römische Vergangenheit Triers.

Für ingenieur.de habe ich zum Thema Thermen diesen Artikel geschrieben: Römische Thermen – Technikwunder der Antike

Ubiermonument in Köln

Köln, gegründet als Colonia Claudia Ara Agrippinensium, war eine der bedeutendsten Städte im römischen Germanien. Die Stadt beherbergt zahlreiche Überreste aus der Römerzeit, die von der einstigen Größe und Bedeutung zeugen. Wer sich für die alten Römer interessiert, sollte unbedingt das Römisch-Germanische Museum in Köln besuchen.

Das Museum beherbergt eine riesige Sammlung römischer Artefakte. Besonders bekannt ist das Dionysos-Mosaik, ein kunstvolles Bodenmosaik aus einer römischen Villa. Das Museum bietet umfassende Einblicke in das Leben der Römer in Köln und Umgebung. Interessant ist auch der Römerturm,  ein Überrest der antiken Stadtmauer. Das Bauwerk wurde aus lokalem Tuffstein errichtet und zeigt die fortschrittliche Bauweise der Römer. Wir wollen uns in diesem Beitrag, in dem es um die berühmtesten Römerbauten in Deutschland gehen soll, mit dem Ubiermonument etwas näher beschäftigen.

Ältester Steinbau in Köln

Das Ubiermonument ist der älteste bekannte Steinbau in Köln. Wofür das Bauwerk genau verwendet wurde, ist nach wie vor ein Rätsel Vermutlich diente es als Markierung oder Wachturm für den Hafen oder als Grenze der südlichen Stadtausdehnung. Ein ähnlicher Turm stand an der Nordostecke der Stadt. Dessen Unterbau wurde jedoch nur noch 1892 dokumentiert. Die aufwendige römische Bautechnik des Ubiermonuments belegt, dass die Grundstruktur der römischen Stadt bereits existierte oder im Aufbau war.

Erst im Jahr 1965 entdeckten Arbeiter das Ubiermonument bei Ausschachtungsarbeiten an der Straßenkreuzung An der Malzmühle/Mühlenbach. Um den 6,50 Meter hohen Turm zu erhalten, wurde der Keller des Neubaus so umgeplant, dass der Turm nun besichtigt werden kann.

Architektur und Bauweise

Der Turm steht auf einer Fundamentplatte aus römischem Gussmauerwerk (opus caementitium) mit einer Größe von 10,9 x 10,6 Metern. Da der Untergrund der Rheinaue instabil war, verstärkten Eichenpfähle das Fundament. Das Bauwerk selbst besteht aus sorgfältig behauenen Brohler Tuffsteinquadern und misst 9,7 x 9,38 Meter an der Basis. Es gliedert sich in einen Sockelbereich und eine darüber liegende Zone aus glattem Mauerwerk, die etwas zurückspringt. Ein weiterer Rücksprung am oberen Ende deutet auf eine weitere Untergliederung des ursprünglichen Baus hin.

Eingliederung in die Stadtbefestigung

Als die steinerne Stadtbefestigung am Ende des ersten Jahrhunderts n. Chr. errichtet wurde, integrierte man die Mauern von Norden und Westen an den Turm. Dieser wurde somit Teil der Stadtmauer und erhielt den Namen „Turm 47“, basierend auf der Zählung von Otto Doppelfeld im Jahr 1950. Die genaue Gestaltung der Ecke bleibt unklar, da der obere Teil des Turms wohl abgebrochen wurde. Teile der angrenzenden Stadtmauer sind ebenfalls erhalten und können besichtigt werden.

Datierung des Baus

Die zur Stabilisierung des Turms eingesetzten Eichenpfähle wurden dendrochronologisch analysiert. Die Jahresringe dieser Pfähle datieren ihre Fällung auf den Winter 4/5 n. Chr. Der Bau des Monuments fand daher vermutlich um das Jahr 5 n. Chr. statt.

Eifelwasserleitung der Römer

Die römische Wasserleitung von der Eifel nach Köln ist wohl das bedeutendste technische Denkmal der Antike nördlich der Alpen. Mit einer Länge von 95 Kilometern, inklusive aller Zuleitungen etwa 130 Kilometer, ist sie die drittlängste im gesamten römischen Imperium. Der „Römerkanal“ gehört zu den großen Ingenieurleistungen der Antike und ist ein archäologisches Denkmal von internationalem Rang.

Täglich 20 Millionen Liter Wasser

Die römische Bevölkerung in Köln legte großen Wert auf frisches Trinkwasser. Mit einem Durchfluss von 250 Litern pro Sekunde lieferte die Eifelwasserleitung täglich bis zu 20 Millionen Liter Wasser in die Provinzhauptstadt. Diese beeindruckenden Zahlen basieren auf den Berechnungen von Prof. Dr. Klaus Grewe, einem Archäologen und Vermessungsingenieur, der die Leitung intensiv erforschte.

Trassenführung

Der Römerkanal funktionierte als reine Gefälleleitung. Um Täler zu überbrücken, bauten die Römer Aquäduktbrücken. Sie führten die Leitung größtenteils unterirdisch, um sie vor Frost zu schützen. Die Trasse folgte den Höhenzügen, auch wenn das Umwege bedeutete. Die Leitung hatte eine durchschnittliche Überdeckung von 90 Zentimetern Erdreich.

Durch die Lage im Hang eines Höhenzuges konnten die Baumeister das gewünschte Gefälle exakt bestimmen. Bei Meckenheim sowie zwischen Hürth und Köln war die Leitung als Hochleitung konstruiert, getragen von Bogenstützen.

Bauweise

Die exzellente Erhaltung der Leitung liegt an der ausgeklügelten Bauweise. Die Römer nutzten bereits Beton (opus caementitium) und wasserdichten Zement. Der Kanal lag auf einer Packlage aus senkrecht gestellten Fundamentsteinen. Die U-förmige Rinne bestand aus Beton oder war gemauert. Die Wangen waren etwa 35 Zentimeter stark, die Innenmaße der Rinne betrugen gut 70 Zentimeter in Breite und Höhe. Außen war die Rinne verputzt und in feuchter Umgebung zusätzlich mit einer Drainage versehen.

Besonders wichtig war der rötliche, wasserdichte Innenputz (opus signinum), der die Abdichtung der Rinne gewährleistete. Oberhalb der Rinne errichteten die Römer ein Gewölbe, um den Kanal unterirdisch zu führen und das Wasser vor Verunreinigungen zu schützen. Das Gewölbe war ohne feste Verbindung auf die Rinne gesetzt, um bei einer Beschädigung des Gewölbes ein Bersten der Rinne zu vermeiden.

Für ingenieur.de habe ich zum Thema Aquädukte diesen Beitrag geschrieben: Wie die alten Römer Aquädukte bauten und was die Armee damit zu tun hatte

Römisches Bühnentheater in Mainz

Die Geschichte des römischen Bühnentheaters in Mainz reicht bis ins 1. Jahrhundert zurück. Um 13/12 v. Chr. gründete Drusus, der Stiefsohn des Kaisers Augustus, ein Lager auf einer Anhöhe, die das Rheintal und die Mainmündung überblickte. Dieses Lager war der Ausgangspunkt für die geplante Eroberung Germaniens. Kaufleute und Handwerker siedelten sich in seinem Schutz an. So entstand die Zivilstadt Mogontiacum, das heutige Mainz.

Ab den 80er Jahren des 1. Jahrhunderts wurde Mogontiacum zur Hauptstadt der Provinz Germania Superior. Nach dem Tod von Drusus im Jahr 9 v. Chr. errichtete man ihm zu Ehren ein Grabmal in Mainz. Hier fand bis ins 3. Jahrhundert eine jährliche Gedenkveranstaltung statt, die militärische und zivile Zeremonien umfasste. Vermutlich diente das Bühnentheater als Versammlungsort für die zivile Feier.

römisches Bühnentheater in Mainz
Das römische Theater liegt direkt an der Bahnlinie

116 Meter Durchmesser – Fassungsvermögen 13.000 Zuschauer

Das Theater in Mainz war beeindruckend groß. Der Durchmesser betrug etwa 116 Meter, die Bühnenbreite rund 42 Meter. Damit war es das größte bekannte Theater nördlich der Alpen und übertraf sogar die Theater in Orange und Arles. Die Zuschauer konnten durch unterirdische Gänge und Treppen zu ihren Plätzen auf den steilen Rängen gelangen. Das Bauwerk bestand aus Gussmauerwerk und war mit Kalkstein verkleidet. Die halbkreisförmigen Zuschauerränge boten Platz für bis zu 13.000 Menschen.

Im 4. Jahrhundert zog sich die römische Garnison aus Mainz zurück, und das Theater verfiel. Im 6. Jahrhundert dienten die überwölbten Räume als Katakomben. Mit dem Bau der Zitadelle im 17. Jahrhundert wurden die Reste des Theaters eingeebnet. Erst durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz wurde die Anlage von 2000 bis 2008 wieder ausgegraben und dokumentiert.

Römische Grenzsicherung: Der obergermanisch-rätische Limes

Der obergermanisch-rätische Limes, auch einfach als „Limes“ bekannt, ist sich das größte Zeugnis römischer Besetzung in Germanien. Mit einer Länge von knapp 550 Kilometern stellt der Limes das größte Bodendenkmal Mitteleuropas dar. Er symbolisiert die römischen Machtansprüche und ihre Bemühungen, die eroberten Gebiete gegen germanische Stämme zu sichern. Seit 2005 gehört der Limes zum UNESCO-Weltkulturerbe. Heute erinnern rekonstruierte Kastelle, Wachtürme und archäologische Parks an die historische Bedeutung des Limes.

Historische Entwicklung

Nach der Niederlage in der Varusschlacht im Jahr 9 nach Christus zogen sich die Römer in die linksrheinischen Gebiete zurück. Das unzugängliche Terrain östlich des Rheins galt als nicht einnehmbar. Der Gedanke an eine dauerhafte Eroberung wurde von den römischen Kaisern aufgegeben. Doch die gesicherten Gebiete mussten verteidigt werden. Germanische Stämme nutzten Guerilla-Taktiken, um die römischen Legionen zu überfallen.

Kaiser Domitian begann deshalb, Schneisen in den Wald zu schlagen, Barrikaden zu errichten und Patrouillenwege anzulegen. Dies bildete den Anfang der Grenzsicherung. Der Limes wuchs zu einem komplexen Befestigungssystem heran, das den Rhein mit der Donau verband. Der obergermanische Teil verlief entlang des Taunus und der Wetterau bis zum Main, während der rätische Teil von Lorch aus nach Osten abknickte und bei Eining an der Donau endete.

Kastell Saalburg
Rekonstruktruiertes Kastell Saalburg des Limes

Aufbau und Struktur

In den Anfangsjahren um 100 nach Christus bestanden die Befestigungen aus einfachen Holzzäunen und -türmen. 30 Jahre später ersetzten durchgehende Holzpalisaden diese Zäune. Weitere 40 Jahre später wurden die Holztürme durch Steintürme ersetzt. Im 2. Jahrhundert verstärkten die Römer den Limes: Im obergermanischen Teil mit einem Wall und Graben, im rätischen Teil mit Steinmauern.

Entlang des Limes standen 900 Wachtürme, besetzt mit bis zu acht Soldaten. Ihre Aufgabe war es, mögliche Angriffe frühzeitig zu melden. Zudem errichteten die Römer 120 Kastelle im Hinterland, die als Stützpunkte für Hilfstruppen dienten. Bei größeren Angriffen konnten Truppen aus Legionslagern in Mainz, Straßburg und Regensburg angefordert werden.

Funktion und Bedeutung

Der Limes war nicht als undurchdringliches Bollwerk gedacht. Er markierte eine klare Grenze zwischen der römischen Zivilisation und den germanischen Gebieten. Neben der Sicherung der Grenze diente der Limes der Kontrolle des Personen- und Warenverkehrs sowie der Erhebung von Zöllen. So schützte er römische Wirtschaftsinteressen und den Wohlstand in den besetzten Gebieten.

Der Limes trennte nicht nur Territorien, sondern auch Kulturen. In den römischen Provinzen verbesserten sich Infrastruktur, Anbaumethoden und hygienische Standards erheblich. Die germanische Bevölkerung profitierte von diesen Errungenschaften und erlebte einen wirtschaftlichen Aufschwung. Auf der anderen Seite des Limes blieben die Germanen hingegen weitgehend unberührt von römischen Einflüssen.

Im 3. Jahrhundert begannen vermehrte germanische Überfälle. Die Römer zogen viele Truppen für andere Kriegsgebiete ab, was zu einer Schwächung der Grenzverteidigung führte. Plünderungen und Zerstörungen folgten. Im Jahr 274 nach Christus ordnete Kaiser Aurelian die endgültige Räumung des Limesgebietes an, die Grenze wurde auf den Rhein zurückverlegt.

Römische Therme in Badenweiler

Die Römer brachten ihre fortschrittliche Kultur und Technik in die eroberten Gebiete. Badewesen gehörte zum alltäglichen Leben der römischen Soldaten. Am Rande des Südschwarzwaldes entdeckten sie warme Heilquellen. Hier entstand die Siedlung, die man heute als Badenweiler kennt. Der Name zur Römerzeit ist nicht eindeutig belegt, vermutlich hieß sie Aquae Villae, was „Stadt des Wassers“ bedeutet.

Kurort der Antike

Über das antike Badenweiler wachte die Göttin Diana Abnoba. Dies ist aus einer Inschrift auf einem Weihstein bekannt. Schon damals zog Badenweiler Besucher von weit her an. Gut ausgebaute Straßen und Militärposten erleichterten das Reisen in der römischen Provinz. Die Siedlung wuchs zur Stadtgröße heran. Die Reste dieser antiken Stadt liegen noch heute unter dem modernen Badenweiler.

Göttin Diana Abnoba als Schutzgöttin

Die Römer bauten überall ihre Bäder. Diese dienten der Hygiene und der Unterhaltung, vergleichbar mit heutigen Freizeitbädern. Ein Beispiel für ein kleineres Bad ist das Kastellbad in Hüfingen. In Badenweiler entstand jedoch eine riesige Thermenanlage, hauptsächlich wegen des Heilwassers. Die Göttin Diana Abnoba galt als Schutzpatronin dieser Heilstätte.

Anlage wurde stetig erweitert

Ursprünglich war die Therme ein einfacher, symmetrischer Bau mit zwei Räumen. Später wurde die Anlage stetig erweitert. Es kamen viele zusätzliche Räume, Wasserkanäle, ein ausgeklügeltes Heizsystem und eine Terrasse hinzu. Nach der Römerzeit verfiel die Anlage und wurde erst im 18. Jahrhundert wiederentdeckt. Bereits damals erkannten die Ausgräber die außergewöhnliche Größe und Bedeutung dieses antiken Bauwerks.

Tempel Xanten
Rekonstruierter Tempel im archäologischen Park in Xanten

Xanten: Colonia Ulpia Traiana – Ein archäologischer Schatz

Wenn wir hier von berühmten Bauten aus der Römerzeit schreiben, gehört Xanten eigentlich nicht dazu. Gleichwohl soll der Ort am Niederrhein nicht verschwiegen werden. Zum einen war Xanten, die antike Colonia Ulpia Traiana, eine der wichtigsten römischen Städte in Germanien. Zum anderen bietet der Archäologische Park Xanten einen einzigartigen Einblick in das Leben der Römer.

Archäologischer Park Xanten

Der Archäologische Park Xanten ist einer der größten Freilichtmuseen Deutschlands. Hier können Besucher rekonstruierte römische Gebäude, darunter ein Amphitheater, Tempel und Thermen, besichtigen. Die originalgetreuen Nachbauten vermitteln ein lebendiges Bild des römischen Stadtlebens.

Das RömerMuseum Xanten befindet sich im ehemaligen Hafentempel der Colonia Ulpia Traiana. Es zeigt eine Vielzahl von Fundstücken und bietet informative Ausstellungen zur römischen Geschichte und Kultur in der Region.

Über den Autor

Schreibe einen Kommentar