Tauwasser stellt für unsere Gebäude ein hohes Schadensrisiko dar. Es entsteht zum Beispiel, wenn warme feuchte Luft auf kalte Oberflächen trifft. Das können Wände aber auch Fensterscheiben sein. So oder so – beides sollte möglichst vermieden werden, denn wo Feuchtigkeit auftritt, sind Schimmelpilze nicht fern. Es drohen Bauschäden, Allergien und Krankheiten. Lesen Sie hier, wie Tauwasser entsteht, wie Sie es vermeiden und wie Sie Probleme beseitigen.
Das erwartet Sie in diesem Beitrag
- So entsteht Tauwasser
- Ein wenig Bauphysik
- So lässt sich Tauwasser vermeiden
- Die Wahrheit über Tauwasser in Gebäuden
So entsteht Tauwasser
Tauwasser kann nicht nur auf der Bauteiloberfläche, sondern auch im Bauteilinnern entstehen. Wasserdampf wandert wegen des unterschiedlichen Dampfdrucks drinnen und draußen durch das Bauteil – egal in welche Richtung.
In der kalten Jahreszeit, wenn zwischen drinnen und draußen starke Temperaturunterschiede bestehen, nimmt die Temperatur in den Bauteilschichten nach außen hin ab. Dadurch steigt die relative Luftfeuchte an.
Sind 100% Luftfeuchtigkeit erreicht, wird aus Wasserdampf Wasser, das sich im ungünstigsten Fall im Bauteil niederlässt und es durchfeuchtet. So kann sogar wasserdichtes Styropor „klatschnass“ werden, denn wasserdicht ist nicht gleich dampfdicht!
Ein wenig Bauphysik
Um Tauwasserbildung in Außenwänden zu vermeiden, darf von der warmen Seite her nicht mehr Wasserdampf in das Bauteil eindringen, als auf der kalten Seite wieder zur Außenluft entweichen kann.
Auf der warmen Seite der Wärmedämmschicht verwendet man daher Baustoffe, die wenig Feuchtigkeit durchlassen (hoher Diffusionswiderstand). Baustoffe, die viel Feuchtigkeit durchlassen (geringer Diffusionswiderstand), werden auf der kalten Seite der Wärmedämmschicht angeordnet.
So lässt sich Tauwasser vermeiden
Bisher wurde erläutert, wo Tauwasser entsteht – nämlich im Bauteilinnern oder auf Bauteiloberflächen. Zu wissen, wie Tauwasser entsteht, ist die eine Seite – die andere ist: Wie vermeide ich Tauwasser?
Heutzutage müssen Gebäude winddicht abgeriegelt sein, so will es die Energieeinsparverordnung (EnEV). Das hat auf der einen Seite einige Vorteile, begünstigt jedoch die Tauwasserbildung, wenn die Feuchtigkeit nicht fachgerecht abgeführt wird.
Hilft es, die Raumtemperatur zu erhöhen?
Eine öglichkeit, Tauwasserbildung im winddichten Haus zu vermeiden, ist natürlich das Erhöhen der Raumtemperatur. Zur Steigerung des Wohlbefindens und zur Energieeinsparung trägt diese Maßnahme aber nicht unbedingt bei. Dieser Tipp ist daher nur bedingt alltagstauglich, wenn es um das vermeiden von Tauwasser geht.
Klar ist aber, dass die Räume im Winter eine gewisse Grundwärme haben sollten, selbst wenn sie nicht genutzt werden. Es besteht dann die Gefahr, dass die warme Luft aus anderen Räume in den ungeheizten Raum gelangt und dort als Tauwasser kondensiert.
Ausreichend lüften bei dichten Fenstern
Ein Problem sind die winddicht eingebauten Fenster. Wo früher noch ein natürlicher Luftaustausch stattfand, passiert heute gar nichts mehr. So haben viele Gebäude nach dem Austausch der Fenster dann häufig ein Schimmelproblem.
Abhilfe schafft eine ausreichende Lüftung, wobei eine Stoßlüftung von etwa zehn Minuten mehrmals am Tag zu bevorzugen ist. Kipplüftung kühlt dagegen die Wand zusätzlich aus und verstärkt die Tauwasserbildung. Oder man schwenkt von der mechanischen auf eine automatische Lüftung um, dann brauchen Sie gar nicht mehr tätig werden.
Beschlagene Fenster vermeiden
Beschlagen die Fensterscheiben, kann dies daran liegen, dass dichte Vorhänge am Fenster hängen oder die Fensterbank den Heizkörper überdeckt. Die Oberflächentemperaturen sinken dadurch ab und die Luftfeuchtigkeit kondensiert auf dem Glas.
Erhöhen lässt sich die Oberflächentemperatur dadurch, dass man Schlitze in die Fensterbank über dem Heizkörper schneidet und somit Warmluft an die Scheibe gelangt. Das erfordert aber einen Ausbau der Fensterbank und einen anderen Aufbau des Mauerwerks, das die Fensterbank trägt.
Das Grundsätzliche Problem der Tauwasserbildung ist damit jedoch nicht zwangsläufig beseitigt – das Tauwasser sucht sich stattdessen dann eine andere kalte Fläche.
Ist der Heizkörper nicht unter dem Fenster angeordnet, sinkt die Oberflächentemperatur der Scheibe ebenfalls ab, da sie nicht erwärmt wird. Es bildet sich ebenfalls Tauwasser. Hier kann man sich nur helfen, wenn man die Dämmung der Bauteile verbessert. Gleiches gilt auch bei großer Einbautiefe von Fenstern bei dickem Mauerwerk. Dadurch wird die Konvektion im Rahmenbereich verringert und die Oberflächentemperaturen sinken ebenfalls.
Die Wand als Feuchtepuffer nutzen
Eine gute Lösung, um Tauwasser zu vermeiden ist es, die Wand als Feuchtepuffer zu nutzen. Ist die Luftfeuchtigkeit zu hoch, wird Feuchtigkeit in der Wand gespeichert. Nimmt die Luftfeuchtigkeit ab, gibt die Wand Feuchtigkeit wieder ab. Die Folge ist eine konstante Luftfeuchtigkeit im Raum.
Es sollten daher feuchtigkeitsspeichernde Materialien wie Lehm, Holz, Gips, Kalkputz – vor allem Sanierputz – oder Mauerwerk verwendet werden. Bei nahezu diffusionsdichten Wandoberflächen (z.B. Folientapete) gibt es große Schwankungen der relativen Luftfeuchtigkeit und die Tauwassergefahr steigt. Diese steigt auch, wenn die Außenwand nicht genügend gedämmt ist und die raumseitige Oberflächentemperatur sinkt.
Im Bereich von Wärmebrücken sinkt die Oberflächentemperatur ebenfalls. Hier hilft nur nachträgliches Dämmen der Wärmebrücken. Besser ist es jedoch, bereits beim Bau durch richtige Konstruktion und Bauausführung Wärmebrücken zu vermeiden.
Neubauten gut trocknen
In einem Neubau in Massivbauweise steckt noch jede Menge Feuchtigkeit, die nach und nach an den Raum abgegeben wird. Es ist daher für ausreichende und sachgemäße Bauaustrocknung zu sorgen.
Das kann mittels Bautrocknern geschehen, nämlich mit Entfeuchtern oder Gastrocknern (Maschinenverleih!). Im ersten Winter sollte man in jedem Fall verstärkt lüften und die Heizung lieber ein bis zwei Grad höher drehen. Machen Sie das, lässt sich Tauwasser zuverlässig vermeiden.
Die Wahrheit über Tauwasser in Gebäuden
Früher waren Tauwasserprobleme nicht sehr stark verbreitet. Die Häuser waren so undicht, dass Feuchtigkeit problemlos nach draußen gelangte. Heute ist das nicht mehr möglich. Das spart auf der einen Seite jede Menge Energie, kann aber auch dazu führen, dass Feuchtigkeit sich auf kalten Oberflächen niederlässt oder in der Wand für Schäden sorgt.
Sie sollten daher stets ein Auge darauf haben, wie es mit der Luftfeuchtigkeit in Ihren vier Wänden aussieht. Einige Tipps, wie Sie Tauwasser vermeiden, haben Sie in diesem Ratgeber erhalten.