Schüttdämmung – Boden ausgleichen und dämmen im Altbau

Von Dominik Hochwarth

Wenn es darum geht, die oberste Geschossdecke warm zu verpacken und Unebenheiten auszugleichen, ist sicher eine Schüttdämmung erste Wahl. Dabei werden Dämmstoffkörnungen lose zwischen die Balken geschüttet, weshalb hier auch von loser Schüttung gesprochen wird.

Zum Einsatz kommen hauptsächlich Blähton und Blähperlit, aber auch andere Schüttungen aus Polystyrol-Hartschaumgranulat, Mineralwolle, Schaumglas, Korkgranulat, Holzfasern, Wiesengras, Seegras, Flachs, Rohrkolben, Zellulose oder Hanffasern sind denkbar.

Schüttdämmung mit Blähton
Schüttdämmung mit Blähton

Das erwartet Sie in diesem Beitrag

Welche Möglichkeiten gibt es?

Es eignen sich also sowohl mineralische als auch pflanzliche Dämmstoffe für eine lose oder gebundene Schüttung, ich möchte an dieser Stelle jedoch hauptsächlich auf die Dämmstoffkörnungen Blähglas, Blähperlit und Blähton eingehen.

Deren Einsatzgebiet beschränkt sich zudem nicht nur auf Holzbalkendecken, sie können auch Bodenunebenheiten bei Betondecken ausgleichen und dienen häufig als druckfeste Unterlage für Trockenestrichplatten.

Wie sieht es mit der Dämmwirkung aus?

Die Dämmwirkung einer Schüttdämmung ist in der Regel etwas schlechter als bei synthetischen Hartschaumdämmstoffen, so dass gegebenenfalls eine dickere Dämmschicht gewählt werden muss. Insbesondere bei der obersten Geschossdecke müssen nämlich die Anforderungen der Energieeinsparverordnung (aktuell der EnEV 2009) eingehalten werden.

Je nachdem, wie und wo die Schüttdämmung eingebaut wird, ist eventuell noch eine Dampfbremse oder Dampfsperre notwendig. Gefährlich wird es zum Beispiel, wenn die Dämmung nach oben hin dampfdicht abgeschlossen ist und von unten warme, feuchte Luft in Richtung Kälte nachdrängt. Dann ist die Gefahr groß, dass die feuchte Luft in der Dämmung auskondensiert.

Solche eine nasse Dämmung verliert nicht nur ihre Wirkung, sondern ist auch ein Tummelplatz für Schimmelsporen. Bevor übereifrig die Dämmstoffkörnung ausgebracht wird, sollte daher zuvor von einem Fachmann eine Taupunktberechnung durchgeführt werden, um auf der sicheren Seite zu sein.

Welche Materialien eignen sich?

Diese Frage haben wir anfangs eigentlich bereits geantwortet. Im Folgenden möchten wir auf die verschiedenen Materialien bei einer Schüttdämmung etwas näher eingehen und uns ihre Vor- und Nachteile einmal etwas genauer anschauen.

Schüttdämmung #1: Blähglas

Bei Blähglas handelt es sich um superleichte Kügelchen, die sich wunderbar zur Wärme- und Schalldämmung eignen. Es wird aus recyceltem Altglas gewonnen und kann sowohl lose als auch zementgebunden ausgebracht werden.

Da Blähglas schallabsorbierend wirkt, wird es gerne zur Dämmung von zwischendecken verwendet. Es ist feuchteresistent und trocknet leicht wieder aus. Schimmel hat so keine Chance. Auch Bakterien, Frost, Verrottung und Alterung können Blähglas nichts anhaben.

Selbst Nager beißen sich an den kleinen Kügelchen ihre Zähne aus. Da Glas nicht brennt, eignet sich das Blähglasgranulat zudem perfekt überall dort, wo Brandschutz besonders wichtig ist.

Schüttdämmung #2: Blähton

Wie bei Blähperlit spielen auch bei der Herstellung von Blähton hohe Temperaturen eine Hauptrolle. Bei über 1200 Grad Celsius verbrennen die organischen Inhaltsstoffe des Tons und sorgen dafür, dass die Tonperlen sich um das Vier- bis Fünffache ihres Ausgangsvolumens aufblähen.

Zusätzlich schmilzt die Oberfläche des Tongranulats leicht an, was der Fachmann als Sintern bezeichnet. Am Ende des Produktionsprozesses steht der Blähton, der besonders leicht ist und dank der gesinterten Oberfläche nur noch wenig Wasser aufnehmen kann.

Die Blähtonkugeln sind sehr druckfest, gut wärme- und schalldämmend, frostbeständig, chemisch widerstandsfähig, frei von Schadstoffen und chemischen Zusatzmitteln sowie unverrottbar.

Durch Zugabe von hydraulischen Bindemitteln lässt sich die Druckfestigkeit dieser Dämmstoffkörnung weiter erhöhen. Die Wärmeleitfähigkeit von Blähton liegt zwischen 0,10 und 0,08 W/mK, sie hängt zum Beispiel von der Schütt- und Kornrohdichte ab.

Da der Baustoff nicht brennbar ist, wird er der Baustoffklasse A1 zugeordnet. Zur Baustelle kommt er in Säcken oder Big Bags, auch die Lieferung in Silofahrzeugen ist möglich, sofern größere Mengen benötigt werden.

Schüttdämmung #3: Blähperlit

Eine der am häufigsten verwendeten Dämmstoffkörnungen ist Blähperlit. Das Ausgangsmaterial ist das vulkanische Gestein Perlit, das unter Hitzebehandlung sich um ein Vielfaches aufbläht. Das liegt daran, dass im Gestein jede Menge Wasser eingeschlossen ist, das bei Temperaturen von über 1000 Grad verdampft.

Dadurch entstehen viele kleine Luftporen, die für die gute Dämmwirkung verantwortlich sind. Blähperlit ist nicht brennbar, verrottet, schrumpft und altert nicht und ist damit ein idealer Baustoff. Nach DIN A102 / DIN EN 13501 wird er zudem der Baustoffklasse A1 zugeordnet. Sofern nicht bitumisiert, gehen von Blähperlit im Brandfall daher keine Gefahren aus.

Mit einer Wärmeleitfähigkeit zwischen 0,040 und 0,060 W/mK gehört Blähperlit nicht unbedingt zu den Hochleistungsdämmstoffen. Eine schlanke und dünne Wärmedämmung ist bei einer Ausgleichsschüttung jedoch sowieso nicht erwünscht. Die Dämmstoffkörnung wird entweder in Säcken oder bei hohem Bedarf mit Silofahrzeugen auf die Baustelle geliefert.

Dort wird Blähperlit als ausgleichende oder wärmeisolierende Schüttung unter Gussasphalt-, Nass- und Trockenestrichen verwendet. Der Baustoff hat sich zudem bei Dachbegrünungen und Hydrokulturen bewährt. Mitunter wird er mit Blähton gemischt, der eine besonders hohe Schalldämmfähigkeit besitzt.

So funktioniert das mit dem Dämmen

Wie bereits eingangs erwähnt, eignen sich Dämmstoffkörnungen besonders gut zum Dämmen von alten Holzbalkendecken, können die Körner doch ganz einfach in den Hohlraum zwischen den Deckenbalken eingefüllt werden. Häufig ist dann nur ein Rieselschutz notwendig, damit die Kügelchen an Ort und Stelle bleiben.

Kommen sie bei einer Betondecke zum Einsatz, lassen sich die nötigen Hohlräume mit einfachen Lagerhölzern schaffen. Schützen lässt sich die Schüttdämmung mit einer Schicht aus Wellpappe, Glasvlies oder Holzweichfaserplatten. Den gleichen Effekt bewirkt das Abpudern mit Zement und leichtes Anfeuchten. Soll der Dachboden begehbar sein, müssen dennoch zusätzlich Spanplatten oder OSB-Platten verlegt werden.

Was kann man mit Schüttdämmung sonst noch machen?

In diesem Beitrag sollte es jedoch eigentlich eher um die verschiedenen Dämmstoffkörnungen gehen. Doch mit der Schüttdämmung sind noch weitere Anwendungen denkbar. So werden sie auch mal gerne Putzen, Mörteln, Estrichen oder Mauersteinen zugemischt, um deren Dämmfähigkeit zu erhöhen. Das gilt insbesondere für die mineralischen Körnungen wie Perlite oder Blähton. Diese sind je nach Anwendungsgebiet auch hydrophobiert oder bitumiert erhältlich. So werden sie unempfindlicher gegen Feuchtigkeit.

Durch Zugabe von Bindemitteln wie zum Beispiel Zement werden Schüttdämmungen nach dem Einbringen zu einer homogenen Masse, da die einzelnen Körner miteinander verkleben. Gleiche Wirkung hat eine Ummantelung mit Paraffinharz, wie sie zum Beispiel bei Perlite zu finden ist. Eine gebundene Schüttung eignet sich zum Beispiel zum Ausgleich größerer Höhenunterschiede. Sie hat den Vorteil, dass sie formstabil ist, so dass sie sich nicht nachträglich absenkt oder verdichtet.

Womit wir bei der nächsten Dämmstoffkörnung wären. Wie bei Blähperlit spielen auch bei der Herstellung von Blähton hohe Temperaturen eine Hauptrolle. Bei über 1200 Grad Celsius verbrennen die organischen Inhaltsstoffe des Tons und sorgen dafür, dass die Tonperlen sich um das Vier- bis Fünffache ihres Ausgangsvolumens aufblähen.

Kommen sie bei einer Betondecke zum Einsatz, lassen sich die nötigen Hohlräume mit einfachen Lagerhölzern schaffen. Schützen lässt sich die Schüttdämmung mit einer Schicht aus Wellpappe, Glasvlies oder Holzweichfaserplatten. Den gleichen Effekt bewirkt das Abpudern mit Zement und leichtes Anfeuchten. Soll der Dachboden begehbar sein, müssen dennoch zusätzlich Spanplatten oder OSB-Platten verlegt werden.

Video: Bodenplatte ausgleichen mit gebundener Schüttung

Erfahren Sie in diesem Video, wie Sie den Untergrund im Altbau mit Hilfe einer gebundenen Schüttung ausgleichen.

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3 Gedanken zu „Schüttdämmung – Boden ausgleichen und dämmen im Altbau“

  1. Vielen Dank für ihren Beitrag,ich renoviere im Moment ein altes Haus in Portugal und möchte einen gebundenen Blähtonboden im Untergeschoß einbauen.Das Haus ist aus Lehmziegeln gebaut.Zwischen dem Lehm und dem gebunden Blähton möchte ich eine 2 cm starke Dämmschicht einbauen. Die Bodenplatte soll ca 20 cm stark werden.Benötige ich auf der Bodenplatte einen Estrich oder kann ich Fiesen direkt auf die Bodenplatte im Dickbett aufbringen?

    Vielen Dank und Gruß,

    Tilman

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