Schalldichter Übungsraum für Musiker und Bands

Von Dominik Hochwarth

Musizieren ist Ihr Leben? Am liebsten gleich mit Ihrer Band? Ihre Nachbarn oder Mitbewohner sind davon genervt? Dann bleiben 3 Möglichkeiten: Sie ziehen um, Sie ignorieren die Beschwerden Ihrer Mitmenschen oder Sie sorgen dafür, dass die Musik in den eigenen vier Wänden bleibt. Ein schalldichter Übungsraum muss her. Doch wie gelingt das? Wie bekomme ich Fenster, Türen oder Wände so dicht, dass die Geräuschbelastung für die Umwelt erträglich wird? Hier bekommen Sie die wichtigsten Infos.

Musikband

Das erwartet Sie in diesem Beitrag

Vorüberlegungen: Wie bekomme ich den Raum schalldicht?

Materialien und Methoden müssen sorgsam gewählt werden, damit aus Fenster, Türen, Decken und Wänden kein Laut mehr nach außen dringt. Einfach gesagt, muss ein neuer Raum in dem bestehenden Raum entstehen und dieser muss völlig dicht sein, denn Schall dringt durch jede Luftritze.

Eine perfekte Schallisolierung ist jedoch nur sehr schwer und mit großem finanziellem Aufwand möglich, daher beschränken wir uns auf eine Version, die jeder Heimwerker selbst erstellen kann.

Eine gute Akustik darf nicht fehlen

Abseits der notwendigen Schalldämmung sollten Sie die Akustik des Raumes ebenfalls auf dem Schirm haben. Hier kommt es auf alle möglichen Faktoren, wie zum Beispiel die Größe des Raums, Materialien, Lautstärke und Frequenzen an.

Das Problem einer guten Akustik muss jeder selbst durch Ausprobieren lösen, beispielsweise durch das Aufhängen von Tüchern oder der gezielten Plazierung von Gegenständen unterschiedlichster Art.

Grundsätzliches zum Thema Schall

Eine Schallübertragung entsteht, wenn Bauteile durch eine Geräuschquelle angeregt werden. Wieviel Schall übertragen wird, ist abhängig von der Art und vom Aufbau der verschiedenen Bauteile.

Schall kann sich auf verschiedene Arten ausbreiten:

  • Luftschall
  • Körperschall
  • Trittschall (Kombi aus Luft- und Körperschall)

Bei der Luftschallübertragung werden die raumbegrenzenden Bauteile in Schwingung versetzt, die ihrerseits die Luftmoleküle des Nachbarraums zu Schwingungen anregen. Und Schwingungen bedeuten Lärm.

Luftschall und Körperschall im Vergleich

Besteht zwischen dem Geräuscherzeuger und dem Bauteil ein direkter Kontakt (z.B. mit einem Hammer auf die Wand klopfen), so wird auch das Bauteil in Schwingung versetzt und der Krach ist im Nachbarraum zu hören. Dies nennt sich dann Körperschallübertragung.

Trittschall entsteht beim Begehen oder bei ähnlicher Anregung einer Decke als Körperschall und wird teilweise als Luftschall abgestrahlt.

Geeignete Maßnahmen zur Schalldämmung

Wollen Sie das Ausbreiten des Schalls verhindern, lassen sich drei verschiedene Maßnahmen unterscheiden.

  • Entstehen von Schall von vornherein verhindern
  • Mindern der Schallübertragung von der Schallquelle zum Hörer im gleichen Raum
  • Mindern der Schallübertragung von der Schallquelle zum Hörer in einem anderen Raum

Eine Reduktion des Schalls im gleichen Raum gelingt durch Schallabsorption oder auch Schallschluckung. Soll der Schall nicht in den Nachbarraum oder nach draußen gelangen, gelingt das durch Luftschalldämmung.

#1: Entstehung von Schall verhindern

Die Entstehung von Schall wird verhindert, indem man dem Schall die Möglichkeit nimmt, sich über Bauteile zu verbreiten. Ein Beispiel: Nehmen Sie einen Hammer zur Hand und klopfen Sie an ein metallenes Abflussrohr. Dieses Geräusch wird selbst die schwerhörige Oma im dritten Stock zusammenzucken lassen. Schlagen Sie den Hammer mit gleicher Wucht auf ein Kopfkissen, wird Ihr Schäferhund nicht einmal den Kopf heben.

Schlagzeug
Das Schlagzeug stellen Sie am besten auf ein gedämmtes Podest, um die Schallausbreitung zu minimieren

Kommen wir zu Ihrem Übungsraum: Das Schlagzeug sollten Sie auf ein Podest stellen, denn solch ein Instrument ist nicht nur laut, sondern kann das ganze Haus zum Beben bringen. Als Podest genügt eine einfache Euro-Palette, die Sie mit Mineralwolle ausfüllen. Das Schlagzeug sollte auch nicht zu nah an der Wand stehen, sonst breitet sich der Schall über die Wände aus.

Je tiefer eine Frequenz ist, desto schwieriger ist es zu dämmen und dies ist das Problem beim Schlagzeug, aber auch beim Bass. Deshalb gilt beim Bass das gleiche wie beim Schlagzeug: Weg von der Wand und weg vom Fußboden.

Übrigens kann auch ein Klavier das Haus ganz schön ins Schwingen bringen. Auch hier empfiehlt es sich, unter dem Klavier ein Extralage Dämmstoff zu bringen. Sie sollten zumindest dafür sorgen, daß Fußboden und Klavier entkoppelt werden, stellen Sie es also nicht direkt auf das Parkett. Natürlich können sie auch ein Podest für Ihr Klavier bauen.

Wie sieht es mit dem Fußboden aus?

Wollen Sie sich wenig Arbeit machen, kaufen Sie einen dicken, weichen Teppich und legen Sie ihn in den Probenraum. Womit wir wieder beim Hammer und dem Kopfkissen wären. Aufwendiger, aber auch besser wird es mit folgendem Fußbodenaufbau: Verlegen Sie zunächst Trittschalldämmplatten.

Vergessen Sie nicht den Randstreifen, sonst bringt die ganze Dämmung nichts. Auf die Trittschalldämmung verlegen Sie Sperrholzplatten und erst darauf kommt der dicke Teppich. So sind Sie erst einmal gerüstet, was die Schallübertragung über den Fußboden angeht.

#2: Schallabsorption – Lärmpegel im Raum senken

Schallschluckmaßnahmen werden dort angewendet, wo in einem lauten Raum der Lärmpegel gesenkt werden soll. Zwei verschiedene Maßnahmen lassen sich unterscheiden:

  • Poröse Schallschlucker
  • Resonanzschallschlucker

Poröse Schallschlucker sind vor allem bei hohen Tönen wirksam. Die Luftschallwellen treffen auf das schluckende Material, das eine rauhe, offenporige Oberfläche aufweist Mineralfaser-, Holzfaserplatten oder verschiedene Schaumkunststoffe). Ein Teil der Schallwellen wird reflektiert und in den Raum zurückgeworfen, der andere Teil dringt in die Poren ein und wird in Wärmeenergie umgewandelt. Die porösen Schallschlucker werden meist als Platten unmittelbar an Wand oder Decke befestigt.

Schallabsorption

Vor allem tiefe Töne schlucken die Resonanzschallschlucker. Sie bestehen aus geschlossenporigen Platten, wie zum Beispiel dünnen Sperrholz-, Holzfaser- oder Gipskartonplatten, die in einem bestimmten Abstand an der Wand oder der Decke angebracht werden. Die Platten werden durch die eindringenden Schallwellen in Schwingung versetzt, ein Teil der Schallenergie wird in Bewegungsenergie umgewandelt. 

#3: Schallübertragung in andere Räume verhindern

Schall bringt, wie bereits erläutert, Wände in Schwingung und dies führt zu einer Schallübertragung. Das ist schlecht und sollte verhindert werden – aber wie?

Luftschalldämmung

Eines dürfte jedem klar sein: Je leichter ein Bauteil, desto leichter lässt es sich in Schwingung versetzen. Also lautet die eine Möglichkeit, die Bauteile so dick und so schwer wie möglich auszuführen. Aber wer möchte schon meterdicke Wände wie in einem Luftschutzbunker?

Ziehen Sie eine biegeweiche Zusatzwand ein

Es gibt eine Möglichkeit, den Schall zu überlisten, indem man eine zweite Wand in einem gewissen Abstand zur anderen Wand errichtet. Eine feste, biegesteife Wand ist im Fall unseres Proberaum-Beispiels schon vorhanden.

schallschutz wand
Vorsatzständerwerk mit Dämmung für besseren Luftschallschutz

Die zweite Wand wird am besten als freistehende biegeweiche Vorsatzschale ausgeführt. Grundsätzlich ist es natürlich auch möglich, eine zweite biegesteife Wand vor der anderen Wand zu errichten, doch eine zu große Masse wollten wir ja gerade verhindern. Daher eine biegeweiche Vorsatzschale.

Biegeweich sind alle Baustoffe, deren Grenzfrequenz über 1500 Hz liegt. Das ist keine Frage des Materials, denn im Prinzip sind alle Baustoffe biegeweich, eine 2,5 cm dicke Gipskartonplatte ebenso wie eine 2 cm dicke Sperrholzplatte oder eine 1 cm dicke Platte aus Schwerbeton. Es kommt ganz alleine auf die Materialdicke an. Ob eine 1 cm starke Schwerbetonplatte jedoch Sinn macht ist eine andere Sache.

Achten Sie auf die Resonanzfrequenz

Am besten geeignet für unsere Zwecke sind Gipskartonplatten. Sie könnten zwar auch Sperrholzplatten nehmen, doch diese haben gegenüber Gipskartonplatten eine geringere Masse und ein Mehr an Masse ist nicht schlecht.

Resonanzfrequenz

Schauen Sie sich dazu die Abbildung an. Erst oberhalb der Resonanzfrequenz wird die äußere Schale nicht mehr in Schwingung versetzt und genau das soll erreicht werden. Das gelingt durch schwere Bauteile sowie einen großen Abstand und eine weiche Dämmung (zum Beispiel Mineralwolle oder Holzwolle) zwischen beiden Schalen.

Je größer der Abstand zwischen biegeweicher Schale und starrer Wand, desto besser für den Schallschutz. Allerdings ist das auch eine Frage des Platzes, denn natürlich wird der Raum umso kleiner, je größer Sie den Abstand wählen. Schauen Sie einfach, was bei Ihnen möglich ist.

Schallbrücken vermeiden

Beachten Sie dabei jedoch, dass die Ständerprofile nicht direkt an die Wand und den Fußboden angeschlossen werden dürfen, da sonst Schallbrücken entstehen. Es sollte daher unbedingt ein Streifen Dämmfilz dazwischen geklemmt werden.

Und wie sieht es mit der Decke aus?

Bei der Decke gehen Sie ähnlich vor wie bei den Wänden. Gipskartonplatten werden an der Decke abgehängt und mit Mineralfilz ausgekleidet. Dies kostet natürlich einige Zentimeter an Raumhöhe, doch anders bekommen Sie keine Ruhe.

Decke abhängen
Decke abhängen für einen besseren Schallschutz

Zunächst müssen Sie Aufhänger (es gibt verschiedene Systeme im Handel) an die Decke schrauben. An diese Aufhänger werden Holzlatten oder spezielle Stahlprofile befestigt und daran dann die Gipskartonplatten.

Zur Not können Sie auch direkt Holzlatten an die Decke schrauben, zwischen die Latten Dämmfilz klemmen und dann mit den Gipskartonplatten verschrauben. Der Schall kann dann aber „wunderbar“ über die Holzlatten und die Decke direkt in den Raum darüber gelangen.

Schalldichte Fenster und Türen

Haben Sie Wände und Decken schallgedämmt und dafür gesorgt, dass genügend Schall absorbiert wird, bleiben immer noch die Fenster und Türen als Schwachstelle, durch die Ihre Musik nach draußen gelangen kann. Das lässt sich durch entsprechende Schallschutzfenster und -türen lösen. Die haben jedoch ihren Preis.

Wollen Sie nicht so viel Geld ausgeben, braucht es kreative Lösungen, hier einige Ideen, wie Sie Ihre Türen schallschutztechnisch ertüchtigen:

  • Achten Sie darauf, dass die Türen völlig luftdicht sind, da der Schall vorzugsweise durch Luftritzen dringt. Dichten Sie daher sämtliche Fugen und Spalten peinlichst genau ab.
  • Masse schluckt Schall, dies haben wir Ihnen bereits erläutert. Machen Sie die Tür daher so schwer wie möglich, zum Beispiel durch das Anbringen von Bitumenbahnen.
  • Basteln Sie sich eine eigene Schallschutztür: Bringen Sie zunächst Bitumenbahnen an. Darauf befestigen Sie Mineralwolledämmplatten und schließlich eine Sperrholzplatte.
  • Zwei Türen dämmen besser als eine, bauen Sie daher noch eine zweite Tür ein.
  • Haben Sie genug Platz, können Sie noch eine zweite Wand hochziehen und in diese weitere Türen einbauen.

Und so bekommen sie das Fenster schalldicht, wenn Sie keine teuren Schallschutzfenster einbauen möchten:

  • Achten Sie wie bei den Türen darauf, dass auch die Fenster völlig luftdicht sind und bauen Sie gegebenenfalls Fugendichtbänder ein.
  • Machen Sie die Rollladen während der Musikproben zu, das sorgt zumindest etwas für verminderte Schallübertragung durch die Fenster.
  • Ersetzen Sie das Glasfenster durch ein Fenster Marke Eigenbau. Vorstellbar wäre eine Konstruktion aus zwei schweren Holzplatten mit möglichst viel Mineralwolle dazwischen. Diese Konstruktion wird mit Scharnieren am Fensterrahmen befestigt.
  • Soll die Glasscheibe drinbleiben, müssen Sie etwas anders vorgehen. Montieren Sie an die Wand um das Fenster herum einen Rahmen aus Holz und machen daran mit Scharnieren eine dicke Spanplatte fest.

Und wann wird es bei Ihnen schalldicht?

Sie haben in diesem Ratgeber vieles über den Schall gelernt, zum Beispiel wie er sich ausbreitet und wie man dieses verhindert. Sie wissen jetzt, wie Sie Wände, Fenster und Türen schalldicht macht und kennen einige Tricks, wie Sie eine Schallausbreitung vermindern. Nun liegt es an Ihnen, das bei Ihrem privaten Probenraum umzusetzen. Dafür wünschen wir frohes Gelingen.

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