Unser Wetter macht mitunter, was es will. Mal regnet es wochenlang überhaupt nicht und dann lässt der Regengott auf einen Schlag riesige Wassermassen auf uns niederprasseln. Das sind die Momente, in denen die Kanalisation regelmäßig in die Knie geht und versagt. Sie wurde einfach nicht dafür dimensioniert und so läuft mancher Keller voll. Mit der Regenwasserversickerung im eigenen Garten, kann jeder einen kleinen Teil dazu beitragen, dass diese extremen Hochwasserabflüsse abgemildert werden.
Die Regenwasserversickerung freut jedoch nicht nur die Kanalisation, sondern auch die Kläranlage, sofern Regenwasser und Abwasser nicht getrennt voneinander entsorgt werden. Beim Mischsystem muss sich die Kläranlage allerdings mit einer verdünnten Plörre rumärgern.
Ist das Abwasser konzentriert, arbeitet die Kläranlage wesentlich effektiver. Zurück zur Versickerung des Regenwassers und seine Vorteile. Das Wasser reichert nämlich zudem das Grundwasser an und verbessert zudem das Mikroklima. Es gibt also genügend Gründe, das Regenwasser gezielt im Garten zu versickern.
Das erwartet Sie in diesem Beitrag
- Vorschriften bei der Versickerung von Regenwasser einhalten
- Ohne Speichermöglichkeit: Flächenversickerung und Muldenversickerung
- Speichern möglich: Mulden-Rigolen-Versickerung und Rigolen-Versickerung
- Dimensionierung einer Anlage zur Regenwasserversickerung
Vorschriften bei der Versickerung von Regenwasser einhalten
Ganz ohne Vorschriften geht es hierzulande natürlich bei der Regenwasserversickerung nicht, denn es ist eine wasserrechtliche Erlaubnis dafür notwendig. Wenn Sie allerdings das Wasser großflächig auf Ihrem Rasen versickern möchten, braucht es lediglich eine Anzeige bei der Unteren Wasserbehörde (UWB).
Diese ist nicht nur die Genehmigung einer Kleinkläranlage oder Teichanlage zuständig, sondern eben auch für die Regenwasserversickerung. Zu finden ist sie in der Regel in jedem größeren Rathaus. Bei kleineren Gemeinden ist hierfür häufig das Landratsamt zuständig.
Ein Grund, warum die großflächige Regenversickerung bei der UWB angezeigt werden muss, liegt in der Bodenbeschaffenheit. Das Regenwasser darf weder zu langsam noch zu schnell im Boden verschwinden. Bei einem lehmigen Boden ist der Wasserabfluss eher langsam und es bilden sich Wasserlachen.
Die dürfen nicht sein, da das Gebäude durch Stauwasser gefährdet wird. Bei einem kiesigen Boden rauscht das Wasser hingegen geradezu in die Tiefe und die Schadstoffe ebenfalls. Das darf nicht sein, denn eine schädliche Verunreinigung des Grundwassers muss auf jeden Fall ausgeschlossen sein.
Wer auf seinem privaten Grundstück Regenwasser versickern möchte, kann dies auf verschiedene Weise tun. Neben der bereits erwähnten Flächenversickerung gibt es noch die Muldenversickerung, Mulden-Rigolen-Versickerung, Rigolenversickerung und Schachtversickerung.
Allerdings wird die Schachtversickerung nur in Ausnahmefällen erlaubt, so dass ich an dieser Stelle nicht näher auf sie eingehen möchte. Hier werden also nur die Vor- und Nachteile der anderen Versickerungsarten kurz vorgestellt.
Ohne Speichermöglichkeit: Flächenversickerung und Muldenversickerung
Wer einen großen Garten mit gut durchlässigem Boden besitzt, für den eignet sich zum Beispiel die Flächenversickerung. Hier wird das Regenwasser einfach auf eine freie Fläche geleitet und sich selbst überlassen. Läuft das Wasser zum Beispiel durch eine Sandschicht, wird es sehr gut gereinigt.
Die freie Fläche können Sie entweder bepflanzen oder mit einem wasserdurchlässigen Belag versehen. Insgesamt betrachtet, handelt es sich bei der Flächenversickerung um die einfachste und günstigste Art der Regenwasserversickerung.
Reicht der Platz für eine großflächige Versickerung nicht aus, kommt als Alternative die Muldenversickerung in Frage. Hier muss der Boden nicht ganz so durchlässig sein. Wie der Name bereits erahnen lässt, wird das Regenwasser hierbei in eine Mulde geleitet, wo es langsam ins Erdreich versickert.
Eine Muldenversickerung eignet sich nicht nur für Grundstücke mit ungenutzten Grünflächen, sie ist zudem häufig in den Seitenräumen von Fuß- und Radwegen zu finden. Wie bei der Flächenversickerung besteht allerdings keine Speichermöglichkeit des Regenwassers.
Speichern möglich: Mulden-Rigolen-Versickerung und Rigolen-Versickerung
Regenwasser kann sehr gut zur Gartenbewässerung oder für die Toilettenspülung verwendet werden. Es ist daher recht nützlich, wenn das Wasser nicht nur versickert, sondern auch gespeichert wird. So geschieht dies zum Beispiel bei der Mulden-Rigolen-Versickerung.
Bei der Rigole handelt es sich um ein unterirdisches Behältnis aus Beton oder Kunststoff, das von einem Kies- oder Schotterkörper umgeben ist. Bei einem Regenguss läuft die Rigole voll und nur das überschüssige Wasser wird versickert. Eine Mulden-Rigolen-Versickerung kommt insbesondere bei beengten Platzverhältnissen und mäßiger Durchlässigkeit des Bodens zur Anwendung.
Ist der Oberboden undurchlässig und der Unterboden durchlässig, kommt die Rigolen- und Rohr-Rigolen-Versickerung zur Anwendung. Hierbei sorgt die Rigole für einen verzögerten Abfluss des Regenwassers in den Untergrund. Früher handelte es sich bei den Rigolen häufig um Kiespackungen, die mit einem Filtervlies umwickelt waren.
Kies bildet große Zwischenräume, in die das Wasser fließen kann. Heute sind die Rigolen eher aus Kunststoff oder Beton, funktionieren aber genauso. Das Wasser wird nach und nach in den Untergrund entlassen, es handelt sich also um Zwischenspeicher. Bei der Rigolen- und Rohr-Rigolen-Versickerung wird bei gleichem Speichervolumen lediglich ein Drittel der Fläche benötigt.
Dimensionierung einer Anlage zur Regenwasserversickerung
Wie groß eine Regenwasserversickerungsanlage sein muss, hängt von verschiedenen Faktoren ab. In die Berechnung fließen die Größe der wasserundurchlässigen, der teildurchlässigen und wasserundurchlässigen Flächen mit ein. Die Bodenbeschaffenheit spielt ebenfalls eine Rolle.
Wasserundurchlässige Flächen sind Dächer, betonierte Einfahrten oder Pflaster mit Fugenverguss. Sind die Fugen des Pflasters nicht versiegelt und liegen diese in einem Sandbett, dürfen die Flächen als teildurchlässig angenommen werden. Das gilt auch für Schotterrasen, eine Kiesdecke oder Porenpflaster. Flächen mit Rasengittersteinen, Rasen, Rindenmulch oder Rollkies sind hingegen komplett wasserdurchlässig.
Mit Hilfe einer Formel lässt sich aus den vorgenannten Flächen die sogenannte abflusswirksame Fläche berechnen. Die wasserundurchlässigen Bereiche fließen zu einhundert Prozent in die Berechnung ein, die teildurchlässigen zu 70 Prozent. Betragen die Dachflächen zum Beispiel 100 m² und die der teildurchlässigen Flächen ebenfalls 100 m², beträgt die abflusswirksame Fläche 170 m².
Etwa 10 bis 20 Prozent dieser Fläche sollte für die Regenversickerung vorgehalten werden – also 17 bis 34 m². Der genaue Wert hängt von der Wahl der Versickerungsmethode und der Versickerungsgeschwindigkeit ab, die maßgeblich von der Bodenbeschaffenheit bestimmt wird. Diese sollten Sie von einem Fachmann bestimmen lassen. Der kann Ihnen dann genau sagen, wie groß die Anlage werden muss.