Natursteinmauerwerk – der ultimative Ratgeber

Von Dominik Hochwarth

Die alten Ägypter erschufen bereits 5.000 Jahre vor Christi Geburt riesige Gebäude aus natürlichen Steinen. Ihre Pyramiden sind aber bei weitem nicht die ältesten Bauwerke aus Natursteinmauerwerk. Sie zeigen aber, wie stabil und langlebig mit Natursteinen gebaut werden kann.  Wegen ihrer dekorativen Optik werden sie heute hauptsächlich für Gartenmauern oder die Hangbefestigung verwendet. Dieser Ratgeber hilft bei der Planung.

Natursteinmauer

Das erwartet Sie in diesem Beitrag

Natursteinmauern heute

Natursteinmauern sind robust und lange haltbar – warum werden daraus hierzulande keine oder kaum mehr Häuser mehr gebaut? Diese Frage ist nicht ganz unberechtigt. Aber wie so oft, liegt es einfach am Preis, warum Ziegelsteine oder andere Materialien beim Hausbau höher im Kurs stehen. Da es optisch aber äußerst ansprechend ist, trägt Natursteinmauerwerk häufig zur Verschönerung des Gartens bei. Ansonsten kommt Naturstein hauptsächlich für die Verblendung von Innen- und Außenwänden zum Einsatz. Hier haben die Natursteine keine tragende Funktion, weshalb solches Blendmauerwerk einen Sonderfall darstellt

Unterschiedliche Mauerwerksarten

Hinsichtlich ihrer Optik und Herstellungsweise lassen sich bei Natursteinmauern folgende Mauerwerksarten unterscheiden:

  • Trockenmauern
  • Bruchsteinmauern
  • Zyklopenmauerwerk
  • Schichtenmauerwerk
  • Quadermauerwerk
  • Blendmauerwerk
Bepflanzte Trockenmauer
Bepflanzte Trockenmauer
Bruchsteinmauerwerk
Bruchsteinmauerwerk
Zyklopenmauerwerk
Zyklopenmauerwerk

Trockenmauern

Trockenmauern sind sicherlich die einfachste Möglichkeit, sich den Traum von der Natursteinmauer zu erfüllen. Wirklich standfeste Häuser lassen sich damit zwar keine herstellen, doch für eine schöne Gartenmauer reicht es allemal. Trockenmauer heißt sie deshalb, weil sie ohne Mörtel hergestellt wird. Was bei der Herstellung einer solchen Mauer alles zu beachten gilt, habe ich in einem gesonderten Beitrag ausführlich beschrieben: Trockenmauer selber bauen – Stützmauer aus Bruchsteinen.

Bruchsteinmauern

Ein Bruchsteinmauerwerk unterscheidet sich von einer Trockenmauer hauptsächlich dadurch, dass es Mörtel zum Einsatz kommt. Für die Mauer kommen ausschließlich unbearbeitete Steine verwendet, wie man sie in der Natur oder ein einem Steinbruch findet. Früher wurden auf diese Weise Häuser erstellt. Heute findet man überwiegend Gartenmauer oder Hangbefestigungen aus Natursteinen. Hier werden mitunter besonders lange Steine verwendet, die bis in den Hang hineinreichen. Das erhöht die Stabilität.

Zyklopenmauern

Eine Zyklopenmauer ist eine Abwandlung des Bruchsteinmauerwerks. Es werden ebenfalls Bruchsteine verwendet, allerdings ist die Aufschichtung eher unregelmäßig und nicht lagenhaft. Aufgrund der polygonen Sichtfläche wird auch von Polygonalmauerwerk gesprochen. Die Fugen verlaufen wellenförmig, es gibt keine waagerechten Lagerfugen. Die Herstellung erfordert größere Handwerkskunst, da Hohlräume vermieden werden sollen – dafür besticht das Endresultat durch eine besonders schöne Optik. Mörtel kommt hier ebenfalls zum Einsatz.

Schichtenmauerwerk

Charakteristisch für Schichtenmauerwerk sind die verschiedenen Schichten mit senkrechten und waagerechten Lager- und Stoßfugen. Die Natursteine müssen dazu so bearbeitet werden, dass annähernd rechtwinklige Fugen entstehen. Bei Schichtenmauerwerk wird unterschieden zwischen:

  • Hammergerecht
  • Unregelmäßig
  • Regelmäßig
Hammergerechtes Schichtenmauerwerk
Hammergerechtes Schichtenmauerwerk
Unregelmäßiges Schichtenmauerwerk
Unregelmäßiges Schichtenmauerwerk
Regelmäßiges Schichtenmauerwerk
Regelmäßiges Schichtenmauerwerk

Hammergerecht bedeutet, dass die Steine bis zu einer Tiefe von 12 cm bearbeitet sein müssen. Das gilt für einhäuptige Mauern – also Mauern, die nur von einer Seite sichtbar sind. Bei zweihäuptigen Natursteinmauern müssen beide Seiten bearbeitet sein. Innerhalb der einzelnen Schichten sind verschieden hohe Steine erlaubt. Die Optik sieht bei dieser Methode am wildesten aus. Beim unregelmäßigen Schichtenmauerwerk müssen die Mauersteine mindesten 15 cm tief bearbeitet sein. Komplett bearbeitet sind sie beim regelmäßigen Schichtenmauerwerk. Die einzelnen Schichten müssen zudem aus gleichhohen Steinen gemauert werden. Es hat die ruhigste Optik bei den Schichtenmauern.

Quadermauerwerk

Das Quadermauerwerk ähnelt dem regelmäßigen Schichtenmauerwerk, allerdings werden bei dieser Natursteinmauer die Mauersteine noch exakter bearbeitet. Häufig kommt hierfür heutzutage eine Säge zum Einsatz- Alle Seiten sind komplett eben, so dass beim Mauern senkrecht aufeinander stehende Stoß- und Lagerfugen entstehen. Die Höhe der einzelnen Schichten kann unterschiedlich sein. Für eine Schicht dürfen aber nur gleichhohe Natursteine verwendet werden. Es wechseln sich die Läufer- und die Binderschicht ab, das heißt, mal ist die längere, mal die kürzere Seite zu sehen.

Blendmauerwerk

Beim Blendmauerwerk wird eine bestehende Mauer lediglich mit Naturstein verkleidet. Auf die Tragfähigkeit des Mauerwerks hat es keinen nennenswerten Einfluss. Handelt es sich um eine Betonmauer, sorgen Verankerungen für einen sicheren Halt des Verblendmauerwerks. Möglich ist aber auch ein Verband mit einer Ziegelsteinmauer. Die Steine des Blendmauerwerks sind wie beim Quadermauerwerk exakt bearbeitet. Sie unterschieden sich lediglich in ihrer Tiefe. Gerne wird das Verblendmauerwerk verwendet, wenn die Optik von Naturstein gewünscht wird, aber die Kosten im Rahmen bleiben sollen.

Trockenmauer im Garten
Trockenmauern bringen eine zauberhafte Atmosphäre in den Garten

Verschiedene Bearbeitungstechniken

Heute werden Natursteine häufig gesägt, auch wenn das dann nicht mehr der ursprünglichen Methode entspricht. Und Nostalgiker werden sich sicherlich gegen jegliche maschinelle Bearbeitung wehren. Für sie darf eine Natursteinmauer nur aus handwerklich bearbeiteten Steinen bestehen – wenn sie denn überhaupt bearbeitet werden. Die Oberfläche des Natursteins darf Spuren von Spitzeisen, Bossiereisen oder Schlageisen aufweisen, aber niemals die Spuren einer Steinkreissäge. Natursteinmauerwerk soll für sie immer weitestgehend natürlich aussehen.

Welcher Stein für Natursteinmauerwerk?

Bei den Gesteinsarten lassen sich Hartgesteine wie Granite, Gneise oder Quarzite und Weichgesteine wie Sandsteine, Kalksteine oder Tonschiefer unterscheiden. Hartgesteine sind härter und widerstandsfähiger, Weichgesteine verwittern leichter. Allerdings nur an der Oberfläche. Es bleibt daher ganz Ihrem persönlichen Geschmack überlassen, für welche Steinart Sie sich entscheiden. Die Lebensdauer Ihrer Natursteinmauer wird nicht von der Steinwahl beeinflusst. Eher geben die Fugen oder das Fundament ihren Geist auf. Vorsicht allerdings im Winter: Liegt die Mauer an einem Gehweg, kann sie von Streusalz angegriffen werden. Das gilt insbesondere für die Fugen und Weichgesteine.

Natursteinmauerwerk – mit oder ohne Mörtel?

In der Regel werden Natursteinmauern mit Mörtel erstellt – eine Ausnahme bildet die Trockenmauer. Sie entsteht durch geschicktes Stapeln der einzelnen Natursteine. Die Standfestigkeit solcher mörtelloser Mauern ist wesentlich geringer. Dafür sind sie einfacher herzustellen und reichen im Garten häufig aus. Ohne Mörtel kommen auch Gabionen aus, die man allerdings nur im weitesten Sinne zu den Natursteinmauern zählen kann. Sie können zwar mit Natursteinen gefüllt sein, für den notwendigen Halt sorgt aber eine Drahthülle.

Was den Mörtel angeht, müssen Sie darauf achten, dass dieser frostsicher ist und sich für Naturstein eignet. Beides steht auf der Verpackung. Fertige Mörtelmischungen sind zu bevorzugen, als selbst aus Zement und anderen Zutaten etwas zusammen zu mischen. Sollten Sie Zweifel hinsichtlich der Eignung des Mörtels haben, fragen Sie sicherheitshalber bessern den Natursteinhändler Ihres Vertrauens.

Natursteinmauer – mit oder ohne Fundament?

Ein Fundament sollte eine Natursteinmauer auf jeden Fall besitzen. Eine Ausnahme bilden niedrige Trockenmauern bis zu einer Höhe von 1,20 m. Bei ihnen reicht ein gestampfter Boden aus. Zwischen 1,20 m und 1,50 m braucht eine Trockenmauer ein etwa 40 cm tiefes Fundament aus Schotter oder Kies. Sind sie höher, ist ein statisches Gutachten über die Standfestigkeit notwendig.

Gemörtelte Natursteinmauern benötigen auf jeden Fall ein vernünftiges Fundament. Das bedeutet in diesem Fall, Sie sollten auf ein Betonfundament nicht verzichten. Damit solch ein Streifenfundament frostsicher ist, muss es mindestens 80 cm tief in den Boden gründen. Der Boden muss also entsprechend tief ausgeschachtet und anschließend mit Beton vergossen werden. Wie man Mörtel und Beton anmischt, habe ich in diesem Beitrag ausführlich beschrieben.

Was kostet eine Mauer aus Naturstein?

Was kostet ein Auto? Auch diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Genauso ist das mit der Natursteinmauer. Die Kosten hängen von vielen Faktoren ab. Handelt es sich um eine gerade oder gebogene Mauer? Sollen zwei Seiten sichtbar sein oder nur eine? Wie hoch soll die Mauer werden? Kommen behauene oder unbearbeitete Natursteine zum Einsatz? Muss ein Fundament gegossen werden oder nicht? Soll die Natursteinmauer weitestgehend in Eigenleistung erstellt werden oder braucht es professionelle Hilfe? Wenn Sie die Arbeiten einem Gartenbaubetrieb anvertrauen, müssen Sie mit einem Preis von etwa 300 bis 400 Euro pro Quadratmeter Sichtfläche rechnen. Geld einsparen können Sie in der Regel, wenn Sie die Steine direkt bei einem Steinbruch in Ihrer Nähe kaufen.

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3 Gedanken zu „Natursteinmauerwerk – der ultimative Ratgeber“

  1. Hallo,
    Auf meinem Grundstück sind Mauern aus grauwacke die grösstenteils über 2m sind ohne betonfundament, Schotterschicht und auch nicht nach hinten geneigt. Hier wurden darunter und dahinter Abschläge bzw. Steine jeglicher Grösse verschachtelt. Eine ist weit über 10m hoch U förmig angelegt Flanken von null auf 3m oben. Was könnten die Menschen vor 150 Jahren besser als heute? Plane gerade selbiges mit einer Höhe von 2,5m aber schräg angelegt.
    MFG Harlos

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