Nachtfahrverbot für Mähroboter: Schutz für Igel und andere Tiere

Von Dominik Hochwarth

Seit Jahren fordern Tierschützer ein Nachtfahrverbot für Mähroboter. Nun setzen die ersten Gemeinden dieses Verbot um. Zwei Städte in Brandenburg haben kürzlich ein Verbot erlassen, da Mähroboter jährlich zahlreiche Igel töten. Dieser Artikel beleuchtet die Hintergründe und Auswirkungen des neuen Verbots.

Nachtfahrverbot für Mähroboter schützt Igel und andere Tiere. Immer mehr Gemeinden setzen auf diese Maßnahme, um die heimische Tierwelt zu bewahren.
Einige Mähroboter-Modelle sind gefährlich für krabbelnde Kinder, aber auch (nachtaktive) Wildtiere wie Igel. (Foto: Uwe Steib)

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Erste Gemeinden machen Ernst

Nuthetal und Borkheide, zwei Gemeinden im Kreis Potsdam-Mittelmark, haben ein Nachtfahrverbot für Mähroboter verhängt. Der Gemeinderat von Nuthetal beschloss einstimmig, dass die Geräte zwischen 20 Uhr abends und 7 Uhr morgens nicht mehr betrieben werden dürfen. Bei Verstößen drohen Bußgelder von bis zu 1000 Euro.

Die Entscheidung der Gemeinden beruht auf alarmierenden Zahlen: Allein im vergangenen Jahr wurden 110 verletzte Igel bei der Wildtierhilfe Potsdam eingeliefert. Die rotierenden Messer der Mähroboter verletzen oder töten die Tiere, die sich bei Gefahr zusammenrollen und dadurch schutzlos den scharfen Klingen ausgesetzt sind. Viele Igel sterben an ihren Verletzungen oder verhungern qualvoll, nachdem ihnen die Schnauze abgeschnitten wurde.

Einfache Lösung für ein großes Problem

„Das Nachtfahrverbot war der einfachste Weg, das Problem zu lösen“, erklärt Rainer vom Lehn, Umwelt-Referent von Nuthetal. „Es rettet die Igel und kostet die Gartenbesitzer nichts.“ Zudem bleiben viele Mähroboter im Sommer ohnehin nachts in der Ladestation, da Rasensprengen tagsüber wegen der Dürre oft verboten ist.

Borkheide war sogar schneller als Nuthetal und erließ bereits im Dezember ein nächtliches Rasenmähverbot. Weitere Gemeinden könnten diesem Beispiel folgen. In Hamburg-Harburg steht eine Abstimmung über ein ähnliches Verbot kurz bevor. In Berlin-Spandau scheiterte der Vorstoß jedoch in der Bezirksverordnetenversammlung. Tierschützer hoffen nun auf bundesweite Nachahmer, da nicht nur Igel, sondern auch andere nachtaktive Tiere wie Kröten, junge Eichhörnchen und Vogelküken profitieren würden.

Wiesmoor diskutiert Nachtfahrverbot

Auch in Niedersachsen könnte bald eine Stadt das Nachtfahrverbot einführen. Im Stadtrat von Wiesmoor wird derzeit über ein entsprechendes Verbot diskutiert. Dietrich Kleen von der Tierschutzpartei hat den Vorschlag eingebracht. Er möchte Wiesmoor zu einem Vorreiter im Igelschutz machen. Die anderen Fraktionen unterstützen den Antrag weitgehend, obwohl Bürgermeister Sven Lübbers Bedenken hinsichtlich der Umsetzbarkeit äußert.

Leibniz-Institut warnt vor hohen Dunkelziffern

Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin schätzt, dass allein zwischen Juni 2022 und September 2023 mindestens 370 Igel durch Mähroboter verletzt wurden. Die Dunkelziffer dürfte jedoch erheblich höher sein. In Deutschland steht der Igel bereits auf der „Vorwarnliste“ zur Roten Liste der gefährdeten Säugetiere. Die Deutsche Wildtier Stiftung hat den Igel zum „Wildtier des Jahres 2024“ gewählt.

BUND fordert bundesweites Nachtfahrverbot

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) setzt sich ebenfalls für ein Nachtfahrverbot ein. Mähroboter stellen nicht nur eine Gefahr für Tiere dar, sondern auch für krabbelnde oder spielende Kinder. „Um Begegnungen am Tag zu vermeiden, lassen viele Nutzer ihre Roboter nachts fahren. Dadurch werden jedoch nachtaktive Tiere gefährdet“, warnt Susanne Steib, Wildtierbiologin beim BUND Hessen. Der Verband empfiehlt daher, die Geräte nur unter Aufsicht zu betreiben.

Fazit

Das Nachtfahrverbot für Mähroboter in Nuthetal und Borkheide ist ein wichtiger Schritt zum Schutz der heimischen Tierwelt. Weitere Gemeinden sollten diesem Beispiel folgen, um die gefährdeten Igel und andere nachtaktive Tiere zu schützen. Der Druck auf die Hersteller von Mährobotern, ihre Geräte tierfreundlicher zu gestalten, wächst ebenfalls. Eine breite gesellschaftliche Diskussion könnte dazu beitragen, dass das Thema bundesweit an Bedeutung gewinnt.

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