Dachziegel gibt es bereits seit etwa 2500 Jahre vor der Geburt Christi. Bei solch einer langen Tradition ist es kein Wunder, dass sich zahlreiche Dachziegelformen entwickelt haben. Doch nicht die Form ist unterschiedlich. Auch die Art der Herstellung, die Falzausbildung oder die Farbe sind bei Dachziegeln verschieden. So gibt es sie zum Beispiel mit oder ohne Falz, welche die klassische Variante ist. Schauen Sie einfach, welche Arten von Dachziegeln heutzutage üblich sind.
Das erwartet Sie in diesem Beitrag
- Herstellung von Dachziegeln
- Ziegelarten #1: Dachziegel ohne Falz
- Ziegelarten #2: Falzziegel
- Dachziegel vs. Dachsteine: Unterschiede, Vor- und Nachteile
- Welcher Dachziegel darf es für Sie sein?
Herstellung von Dachziegeln
Bevor wir zu den verschiedenen Arten von Dachziegeln kommen, zunächst ein paar Worte zur Herstellung, Hierbei lassen sich Strangdachziegel und Pressdachziegel unterscheiden:
- Beim Strangpressverfahren wird die Rohmasse durch Formen gepresst und anschließend bei einer Temperatur von etwa 900° Celcius gebrannt. Dies geschieht ähnlich wie bei der Herstellung von Mauerziegeln. Zu Strangdachziegeln zählen Ziegel ohne Falz wie Hohlpfannen- und Biberschwanzziegel sowie die seitlich mit einem Falz versehenen Strangfalzziegel.
- Pressdachziegel werden auf Stempelpressen ausgestanzt. Zum einen gibt es beispielsweise die falzlosen Mönch und Nonne sowie Krempziegel. Zum anderen werden Ziegel mit zweiseitigem Falz hergestellt. Hierzu zählen unter anderem Doppelmuldenfalzziegel, Reformziegel, Flachdachziegel (Flachdachpfannen) und Krempziegel. Verschiebeziegel sind Pressdachziegel, deren Kopf- und Fußverfalzung eine Höhenverschiebbarkeit von mindestens 3 cm ermöglicht.
Ziegelarten #1: Dachziegel ohne Falz
Wie eingangs geschrieben, waren die ursprünglichen Dachziegel ohne Falz. Auch heute erfreuen sie sich großer Beliebtheit. Dies gilt insbesondere für die nachfolgend vorgestellten Arten.
Hohlpfannenziegel
Der Hohlpfannenziegel (Hohlziegel) ist ein klassischer Ziegel ohne Verfalzung, der im Strangpressverfahren hergestellt wird. Der Ziegel hat einen langen Eckanschnitt. Das ist die Voraussetzung für die Verlegung in Vorschnittdeckung, die ein sehr dichtes, ebenmäßiges Deckbild ermöglicht.
Hohlpfannenziegel eignen sich hervorragend für die Eindeckung denkmalgeschützter Bauten, aber auch Fledermausgauben bringt er wirkungsvoll zur Geltung.
Die Regeldachneigung bei Hohlpfannen beträgt bei einfachen Ziegeldächern 30 bis 35 Grad, bei Ziegeldächern mit Unterkonstruktion zwischen 20 und 25 Grad.
Die Regeldachneigung gibt an, wie stark das Gefälle eines Dachs mindestens sein muss, damit es als regensicher gilt. Sie bezeichnet also nicht die „ideale“ beziehungsweise „übliche“ Dachneigung.
Biberschwanzziegel
Die klassische Ziegelform ist der Biberschwanz. Schon die Griechen haben sie hergestellt, wie Ausgrabungen zeigen. Auch heute noch ist die Beliebtheit des Biberschwanzes ungebrochen. Er wird nicht nur zur Sanierung wertvoller alter Bausubstanz eingesetzt.
Verwendung findet der Ziegel auch bei der Gestaltung von individuellen Dachformen moderner Neubauten. Früher verlegte man ihn in einfacher Form auf Holzspießen. Heute erfolgt die Verlegung in Kronen- oder Doppeldeckung. Beide Deckungsarten haben eine lange Tradition und prägen durch ihr besonderes Erscheinungsbild die Dachlandschaften ganzer Regionen.
- Bei der Doppeldeckung liegt auf jeder Traglatte eine Biberreihe. Die Biber überdecken sich so, dass die dritte Deckreihe die erste um die Höhenüberdeckung überdeckt.
- Bei der Kronendeckung liegen auf jeder Traglatte zwei Biberreihen (Lager- und Deckschicht) auf, so dass sie untereinander einen regelmäßigen Halbverband bilden. Die Höhenüberdeckung ergibt sich aus dem Abstand zweier Lagerschichten.
Die klassische Form des Biberschwanzes ist der Rundschnittbiber. Weitere Formen sind der Geradschnitt, Korbbogenschnitt, Sechseckschnitt, Segmentschnitt, Kirchenmäuschen und Gotikschnitt.
Einfache Ziegeldächer ohne Unterkonstruktion haben sowohl bei der Doppel-, als auch bei der Kronendeckung eine Regeldachneigung von 30 bis 35 Grad. Ist eine Unterkonstruktion vorhanden, darf die Dachneigung bei Doppeldeckung 25 bis 30° betragen, bei einer Kronendeckung muss sie jedoch weiterhin zwischen 30 und 35 Grad liegen.
Mönch und Nonne
Ein zweiteiliger, im Pressverfahren hergestellter Ziegel ist das Modell Mönch und Nonne. Die einzelnen Ziegel kann man sich als halbierte Hohlzylinder vorstellen, die an einer Seite konisch zulaufen. Diese Form der Ziegel wurde im mediterranen Raum besonders für die Klosterdeckung verwendet. Vielleicht stammte daher auch der Name, obwohl auch andere Interpretationen möglich sind. Denn eigentlich sollten Mönch und Nonne voneinander lassen.
Als Ziegel liegen Mönch und Nonne jedoch geradezu ineinander verkeilt auf den Dächern. Die Nonne liegt unten und der Mönch wird als Abdeckung darüber gestülpt. Dabei wird der Mönch entweder in Mörtel oder mörtelfrei verlegt. Mittlerweile gibt es auch einteilige verfalzte Klosterziegel.
Diese Ziegel verbinden die Optik der Mönch-Nonne-Deckung mit den Vorteilen bei der Verlegung von einteiligen, verfalzten Dachziegeln. Ohne Unterkonstruktion beträgt die Regeldachneigung 40 Grad, mit einer Unterkonstruktion darf das Dach flacher ausgebildet werden, sollte aber 34 Grad nicht unterschreiten.
Krempziegel
Wie Mönch und Nonne ist der Krempziegel ein Pressdachziegel ohne Falz. Er ist ein historischer Ziegel in reiner Dachkultur. Bis zum Beginn des 11. Jahrhunderts reicht die Geschichte dieses Ziegels. Viele alte Gebäude sind noch mit Krempziegeln gedeckt.
In Deutschland findet man dieses Modell vom Harz bis nach Franken. Besonders ausdrucksstark wirkt der Krempziegel als Wandbehang. Die klassische Farbe dieses Dachziegels ist Rot, doch auch in anderen Farbtönen kann man den Krempziegel erhalten. Die Krempe verläuft konisch und lässt somit ein variables Übereinanderlegen der Ziegeln zu.
Ziegelarten #2: Falzziegel
Falzziegel, auch Falzdachziegel oder Dachfalzziegel genannt, ist die allgemeine Bezeichnung für Dachziegel, die eine Verfalzung aufweisen. Die Ziegel können nur an den Seiten oder an den Seiten und Kopfenden ineinandergreifen. Das wichtigste Teil bei der Verfalzung ist der Punkt, an dem vier Dachziegel aufeinandertreffen, das Vierziegeleck.
Bei unverfalzten Dachziegeln kann die Abdichtung der Stoßstelle nur durch Doppeldeckung erfolgen. Dies ist bei einer Verfalzung nicht notwendig. Dadurch ergibt sich ein geringeres Gewicht der Dacheindeckung und ermöglicht eine leichtere Dachunterkonstruktion. Falzziegel bieten zudem besseren Schutz gegen Regen, Schnee und Staub bei ausreichender Dachentlüftung.
Strangfalzziegel
Strangfalzziegel sind flache Ziegel mit einem einfachen Seitenfalz. Diese Art der Ziegel gibt es in verschiedenen Formen. Auf der Abbildung ist ein Strangfalz-Geradschnitt und ein Biberfalz-Rundschnitt zu sehen. Der Strangfalz-Geradschnitt ist ein beliebter seitenverfalzter Strangdachziegel mit profilierter Oberfläche und mit kleinen, in der Deckrichtung verlaufenden Hohlräumen.
Ein traditionsreicher, seitenverfalzter Strangdachziegel mit zwei symmetrischen Längsrillen an der Oberfläche ist der Biberfalz-Rundschnitt. An der Unterseite befinden sich Rillen zur besseren Belüftung sowie Hohlkammern in der Decklänge. Der Biberfalz ist besonders geeignet für Sanierungen, die aus statischen Gründen keine Biberdoppeldeckung zulassen.
Doppelmuldenfalzziegel
Der Doppelmuldenfalzziegel, auch unter dem Namen Doppelfalzziegel bekannt, ist der früheste bekannte Pressdachziegel. Sein geschichtliches Erbe wird durch zahlreiche Eindeckungen historischer Bauwerke in Stadt und Land belegt. Man findet diesen sturmsicheren Dachziegel in fast allen Regionen Deutschlands.
Der Ziegel besitzt eine doppelte seitliche Verfalzung, die für mehr Sicherheit sorgt. Gerne wird der Ziegel für Sanierung alter Dachflächen eingesetzt, er passt jedoch auch hervorragend zu stilbetonten Neubauten. Im Querschnitt sind sehr gut die beiden charakteristischen Mulden und die Mittelrippe zu erkennen.
Flachdachziegel
Die Bezeichnung Flachdachziegel könnte für Mißverständnisse sorgen. Dieser Ziegel wird selbstverständlich nicht für Flachdächer, sondern für mittel bis flach geneigte Dächer verwendet. Der Flachdachziegel eignet sich jedoch ebenso gut für steile Dachneigungen.
Besonders ausgebildete Falze leiten das Wasser auf die Mulde des darunter liegenden Ziegels. Durch den zusätzlichen Vorteil einer sehr dichten, doppelten Kopf- sowie Seitenverfalzung und einem besonders ausgebildeten Vierziegeleck, ist der Flachdachziegel besonders regensicher.
Hohlfalzziegel
Nach dem Vorbild klassischer Hohlpfannen wurde der Hohlfalzziegel entwickelt. Er ist ein echter Schiebeziegel mit variabler Decklänge. Das spezielle Falzsystem ermöglicht das Verschieben ohne anheben des Ziegels. Das erleichtert die Verlegung besonders bei nachträglichen Einbauarbeiten und bei der Dachbegehung.
Aerodynamische Sperren und Wirbelkammern garantieren eine hohe Sicherheit gegen Schlagregen und Flugschnee. Aus den verdeckt liegenden Seitenfalzen wird eindringendes Wasser sicher in die Mulde des Ziegels zurückgeleitet. Mit Hohlfalzziegeln lassen sich sogar geschwungene Dachflächen, wie beispielsweise bei Fledermausgauben, mühelos eindecken. Normalerweise werden dafür nur falzlose Dachziegel wie Biberpfannen oder Hohlziegel verwendet, da Falzziegel zu wenig Spiel haben.
Reformziegel
Der Reformziegel ist ein klassischer Verschiebeziegel, der aus dem Falzziegel entwickelt wurde. Die Verlegung des Ziegels ist innerhalb des Verschiebebereichs unabhängig vom Lattenabstand möglich. Das hat besondere Vorteile bei Sanierungsarbeiten auf vorhandenen Latten.
Durch seine betont schlichte, zurückhaltende Flächenwirkung erfreut sich der Reformziegel allgemeiner Beliebtheit, insbesondere bei Neubauten. Zudem läßt er sich leicht und schnell verlegen. Daraus ergeben sich günstige Zeit- und Kostenaspekte.
Romanischer Ziegel
Mediterranes Flair und geschwungene Formen, die an die Eleganz der Bauformen der Antike und an romanische Dachstrukturen erinnern: Dies ist der romanische Ziegel. Der sehr hohe konische Deckenwulst besticht optisch durch sein schönes Schattenspiel.
Im mediterranen Raum, der Heimat des Mönch- und Nonnenziegels, dient dieses starke Schattenspiel zur Kühlung des Dachraums. Der romanische Ziegel mit seiner umlaufenden Ringverfalzung wie beim Flachdachziegel hat eine Regeldachneigung von 22 Grad, wodurch er sich auch für flachere Dachneigungen, als beim klassischen Mönch- und Nonnenziegel eignet.
Dachziegel vs. Dachsteine: Unterschiede, Vor- und Nachteile
Auf den ersten Blick unterscheiden sich Dachziegel und Dachsteine nicht großartig, haben sie doch ähnliche Formen und Farben. Der Unterschied liegt hauptsächlich im verwendeten Material. Dachziegel werden aus Ton gebrannt, während Dachsteine aus Beton hergestellt werden. Mit Hilfe von Farbpigmenten lassen sich die unterschiedlichsten Farben herstellen.
Wie sieht es mit dem Preis aus?
Preislich nehmen sich Dachziegel und Dachsteine nicht viel. Einziger Vorteil der Dachsteine aus Beton: Sie sind in der Regel etwas größer. Das spart etwas Material und auch Zeit beim Eindecken des Daches. Wobei es auch größere Dachziegel gibt, die für private Wohnhäuser aber eher selten zum Einsatz kommen.
Was ist besser: Dachstein oder Dachziegel?
Hier gibt es keinen eindeutigen Sieger, sowohl Dachsteine als auch Dachziegel sind witterungsbeständig und kommen ähnlich gut mit Frost oder Hagel zurecht. Das war früher etwas anders, aber hohe Produktionsstandards sorgen dafür, dass beide Materialien äußerst beständig sind.
Unterschiede gibt es der eingesetzten Energie. Während Dachziegel bei über 1.000 Grad Celsius gebrannt werden, reichen bei Betonsteine 60 Grad aus. Allerdings ist in Betonsteinen Zement enthalten. Und gerade bei der Herstellung von Zement wird jede Menge schädliches Kohlendioxid freigesetzt.
Ein Nachteil von Dachsteinen: Es fehlen die umlaufenden Verfalzungen, die moderne Dachziegel aufweisen. Sie schützen das Dach vor Starkregen und Flugschnee. Außerdem sind Betondachsteine nach wie vor anfällig für Moos. Das ist zwar in erster Linie ein optisches Manko, viele Hausbesitzer mögen das jedoch nicht. Bei starkem Moosbefall kann es jedoch passieren, dass der Bewuchs das Regenwasser wie ein Schwamm zwischen die Dachsteine zieht.
Welcher Dachziegel darf es für Sie sein?
Sie kennen jetzt die beliebtesten Arten von Dachziegeln. Da ist sicher auch etwas für Sie dabei? Soll es lieber ein Ziegel ohne Falz sein wie der Biberschwanz oder bevorzugen Sie einen Falzziegel, der eine leichtere Dachabdichtung erlaubt. Es ist alleine Ihre Entscheidung. Sprechen Sie am besten noch mit Ihrem Dachdecker, der Ihnen sicherlich ebenfalls mit Rat und Tat zur Seite stehen kann.