Die Energieeinsparverordnung (EnEV) fordert die dauerhaft luftundurchlässige Gebäudehülle. Lässt man einmal beiseite, ob dies positiv oder negativ zu bewerten ist, gibt es einige Dinge, die beachtet werden müssen und einige typische Fehlerquellen. Weiterhin ist ungeklärt, was dauerhaft bedeutet. In Rom stehen einige Gebäude, wie das Pantheon, die Tausende von Jahren alt sind – diese sind dauerhaft. Zwar nicht so nicht so dicht, wie heute gefordert. Doch das Pantheon wird dennoch viele Häuser überdauern, die heute nach neuesten Methoden gebaut und abgedichtet werden.
Das erwartet Sie in diesem Beitrag
- Wie wird gemessen, welche Werte gelten?
- Und welche Werte sind jetzt gut?
- Welche Bereiche sind besonders gefährdet?
- So wird massives Mauerwerk luftdicht
- So wird ein Fertighaus luftdicht
- So werden Fenster luftdicht
- Übergang Dach zu Giebel abdichten
- Wie dicht ist denn nun Ihr Haus?
Wie wird gemessen, welche Werte gelten?
Laut Energieeinsparverordnung hat der Bauherr Anrecht auf eine luftdichte Gebäudehülle. Doch wie lässt sich ermitteln, ob das Gebäude dicht genug ist? Dabei hilft der Blower-Door-Test, der von zahlreichen Anbietern durchgeführt wird. Mit Hilfe eines riesigen Ventilators wird hierbei überprüft, wie häufig sich die Luft im Raum pro Stunde austauscht.
Typische Luftwechselraten als Ergebnis der Gebäude-Dichtheitsmessung sind:
- bei undichten Altbauten 4 bis 12 pro Stunden,
- bei Neubauten ohne besondere Sorgfalt 3 bis 7 pro Stunde
- bei Niedrigenergiehäusern 1 bis 2 pro Stunde
- bei Passivhäusern 0,1 bis 0,6 pro Stunde
In Passivhäusern ist die Luftdichtheit besonders wichtig, daher ist dort ein Grenzwert von 0,6 pro Stunde vorgegeben (gemessen jeweils bei 50 Pa).
Und welche Werte sind jetzt gut?
Da lohnt ein Blick in die Energieeinsparverordnung. Diese sagt aus, dass während des Tests die Luft höchstens 3 mal pro Stunde ausgetauscht werden darf – wenn die Lüftung über Fenster erfolgt. Gibt es eine Lüftungsanlage, ist sogar lediglich eine Luftwechselrate von maximal 1,5/h erlaubt.
Wird bei Ihrem Neubau ein Test gemacht und die Werte liegen darüber, liegt ein Baumangel vor. Nachzuweisen, wer hier geschlampt hat, ist jedoch nicht so einfach. Waren es die Handwerker, der Bauleiter oder bereits der Planer, der die Funktionsschicht bereits völlig falsch berechnet und festgelegt hat? Nachfolgend ein paar Tipps, wie die Funktionsschicht aussehen könnte.
Welche Bereiche sind besonders gefährdet?
Lecks in der Gebäudehülle kommen gar nicht einmal so selten vor und häufig sind es immer dieselben Bereiche, in denen die Fehler passieren.
Besonders gefährdet für Lecke in der Funktionsschicht sind Bauteilgrenzen und Anschlüsse, die daher besonders sorgfältig geplant und ausgeführt werden müssen.
Auch Durchdringungen wie Schornstein oder Rohre sind anfällig für Undichtigkeiten. Also überall dort, wo eine Wand, Decke oder Dach durchstoßen wird, kommt es darauf an, alles richtig zu machen.
So wird massives Mauerwerk luftdicht
Bei massivem Mauerwerk lässt sich die Funktionsschicht durch den Innenputz herstellen. Der Putz muss dann allerdings überall sein, doch häufig werden Stellen ausgespart.
Problemfall #1: Schornstein
Zum Problem kann zum Beispiel ein Schornstein aus porösem Material werden, der nur mit Gipskartonplatten verkleidet wird. Ein Schornstein sollte rundherum luftdicht eingepackt werden. Dies muss vor dem Aufbau der benachbarten Wand geschehen.
Luftdicht wird der Schornstein durch Verputzen oder durch eine Folie. In diesem Falle sollte man zuvor jedoch den Schornsteinfeger um Rat fragen. Häufig sind Schornsteine auch hinterlüftet. Die Hinterlüftung verhindert, dass sich Feuchtigkeit im Schornstein ansammelt und der Wasserdampf abgeführt wird.
Leider stellt sie auch eine erhebliche Luftundichtigkeit des Gebäudes dar. Ob auf eine Hinterlüftung notwendig ist, hängt auch von der Temperatur der Abgase ab. Je niedriger die Temperatur, desto größer die Kondensatbildung und desto eher benötigt man eine Hinterlüftung.
Wenn es irgendwie geht, sollte jedoch auf eine Hinterlüftung verzichtet werden, jedoch nicht auf Kosten einer Versottung des Schornsteins (über Versottung können Sie sich informieren).
Problemfall #2: Bauplatten statt Putz
Stellen, die bei massivem Mauerwerk häufig ebenfalls nicht verputzt werden, liegen hinter Gipskartonplatten oder anderen Ausbauplatten. Dies ist jedoch falsch, denn durch das Mauerwerk gelangen Luftströme hinter die Platten und bei den Plattenstößen bzw. bei Durchdringungen wie beispielsweise Steckdosen findet sich immer ein Leck.
Problemfall #3: Kniestock
Auch der Kniestock wird häufig nicht verputzt, sondern mit Platten verkleidet. Hier sind dann ebenfalls luftundichte Stellen zu finden. Die Luftdichtigkeitsfolie sollte daher aus der Dachkonstruktion über den Kniestock hinweg bis zum Estrichanschluss geführt werden.
Dies wird oft jedoch nicht gemacht, weil die Dachhandwerker den Kniestock nicht automatisch zu ihrem Arbeitsbereich zählen. Wird der Dachraum nicht ausgebaut, bleibt er also unbeheizt, kann eine offene Wand Grund für Luftundichtigkeit sein.
Über undichte Steckdosen gelangt beheizte Luft ungehindert nach draußen. Zudem bildet die Wand nach oben eine Wärmebrücke. Als Lösung bietet sich ein Folienstreifen über der Wand an, der luftdicht an die vorhandene Luftdichtigkeitsschicht angeschlossen wird.
So wird ein Fertighaus luftdicht
Bei Fertighäusern in Holzrahmenbauweise wird die Funktionsschicht nicht durch Verputzen hergestellt, sondern mit verspachtelten Gipsausbauplatten oder Kunststofffolien.
Das Problem bei Gipsausbauplatten sind Leckstellen durch Steckdosen, Kabel oder auch Schrauben und Nägel, die der Bewohner zum Aufhängen von Bildern oder Schränken in die Wand bohrt oder schlägt.
Man kann zwar Steckdosen vollflächig eingipsen und damit luftdicht machen, aber insgesamt gibt es bei Gipsausbauplatten sehr viele Fehlerquellen, die ein sorgfältiges Arbeiten und Planen notwendig machen.
Sicherer ist daher die Arbeit mit Kunststofffolien, zumal bei gedämmten Holzkonstruktionen sowieso meist eine Dampfsperre raumseits verlegt wird, so kann man beides kombinieren.
Um zu verhindern, dass die Folie durch Sanitär- und Elektroinstallationen verletzt wird, sollte eine Installationsebene ausgebildet werden. Das bedeutet, dass die Ausbauplatten nicht direkt auf der Folie befestigt werden, sondern eine Unterkonstruktion Platz schafft zwischen Folie und Platte.
Sollte die Folie dennoch mit einem Kabel durchdrungen werden müssen, gibt es Luftdichtungsmanschetten, die Luftdichtheit garantieren.
So funktioniert das mit der Dampf- und Luftsperre
Die Dampf- und Luftsperre besteht aus Bahnen, die an den überlappenden Stößen mit geeigneten Klebebändern verklebt werden müssen. Häufig werden die Klebebänder von den Herstellern der Folie bzw. des Dämmstoffs bereits mitgeliefert.
Das ist am besten, da man dann weiß, dass die Komponenten aufeinander abgestimmt sind. Es gibt jedoch auch Hersteller aus der Klebstoff- bzw. Kunststoffbranche wie Klöber, Dörken oder DuPont, die geeignete Klebe- bzw. Dichtbänder herstellen.
N i c h t geeignet ist auf jeden Fall normales Paketklebeband. Viele Fehlerquellen liegen auch beim Anschluss von anderen Bauteilen wie beispielsweise Fenster bzw. Dachfenster.
So werden Fenster luftdicht
Fenster werden häufig einfach mit Bauschaum montiert, der jedoch weder luft- noch diffusionsdicht ist. Ansonsten gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Anschluss der Fenster zum Baukörper abzudichten. Verschiedene Hersteller bieten verschiedene Systeme an.
Allgemeiner Stand der Technik ist die Abdichtung auf drei Ebenen – innere, mittlere und äußere Abdichtung. Das Prinzip dabei lautet: „innen dichter als außen“.
- Als äußere Abdichtung verwendet man zum Beispiel vorkomprimiertes Dichtungsband oder Fensterfolie
- Die mittlere Abdichtung erfolgt beispielsweise mit Fensterschaum
- Für die innere Abdichtung wird gewebeverstärkte, reißfeste Aluminiumfolie, Fenster-Butylband oder Anschlussfugen-Silikon verwendet.
So sieht es bei Dachfenstern aus
Dachfenster müssen ebenfalls an die Lufdichtheitsebene angeschlossen werden, dies stellt sich manchmal als größeres Problem dar. Vereinfachungen bringen passende Anschlussschürzen.
Die Dachkonstruktion ist für die Montage unerheblich. Durch integrierte Montageklemmen kann die Dampfsperrschürze schnell und problemlos im Fenster-Blendrahmen montiert werden.
Problem Gurtdurchführung
Auch bei der Gurtdurchführung bei Rolladen tritt häufig Luft in das Gebäude ein. Auch hier werden von der Industrie gute Lösungen angeboten. Übrigens tritt durch Leerrohre bei Elektroantrieben häufig mehr Luft ein, als bei konventionellen Gurtdurchführungen.
Übergang Dach zu Giebel abdichten
Ein weiterer heikler Punkt bezüglich Luftdichtheit ist der Übergang zwischen Dachkonstruktion und Giebelwand. Zum einen treten durch Stoß- und Lagerfugen Undichtigkeiten auf. Zum anderen ist die Dachkonstruktion immer in Bewegung, weshalb die Folie nicht stramm gelegt werden darf, sondern eine Bewegungsreserve benötigt.
Bei Neubauten wird die Folie meist mit eingeputzt. Sind die Putzarbeiten bereits abgeschlossen, wird von der DIN 4108 Teil 7 beispielsweise eine Lösung mit Anpresslatte und vorkomprimiertem Dichtungsband vorgeschlagen. Es gibt aber auch Spezialkleber für das Verkleben von Folien auf Wandputz, Ziegel, Beton oder Holz. Dafür ist keine Anpresslatte notwendig.
Es ist jedoch unbedingt darauf zu achten, dass lückenlos verklebt wird. Es reicht nicht, punktweise die Folie zu befestigen, um so Kleber zu sparen. Die Luft findet jede noch so kleine Ritze und sorgt für zugige Bedingungen im Gebäude.
Wie dicht ist denn nun Ihr Haus?
Sie wissen nun in groben Zügen, auf was es bei der Luftdichtheit von Gebäudehüllen ankommt. Sie kennen einige Problemstellen am Haus, durch die immer wieder Luft ins Gebäude strömt. Jetzt liegt es an Ihnen zu schauen, dass es in Ihren eigenen vier Wänden nicht zieht. Zumindest verlangt es so die Energieeinsparverordnung.
Aber denken Sie auch daran, dass manch älteres Bauwerk bereits hunderte Jahre auf dem Buckel hat, ohne dass es luftdicht versiegelt wurde. Und ohne regelmäßiges Lüften wird es auf keinen Fall gehen, denn sonst drohen Schimmelschäden. Mit denen ist nicht zu spaßen, denn die machen erst recht krank.