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Baustatik

Die Baustatik ist ein zentraler Bestandteil der Bautechnik und befasst sich mit der Ermittlung des Gleichgewichts von Kräften, die auf ein Bauwerk einwirken. Sie basiert auf der Statik und der Festigkeitslehre, die die wissenschaftlichen Grundlagen für die Berechnung und Konstruktion von Bauwerken bilden.

Grundlagen der Baustatik

Die Statik, abgeleitet vom lateinischen Wort „stare“ (stehen), ist die Lehre vom Gleichgewicht der an einen ruhenden Körper angreifenden Kräfte. In der Baustatik werden sowohl statische als auch dynamische Belastungen eines Bauwerks analysiert. Diese Belastungen, die als Lasten bezeichnet werden, führen zu Spannungen (Druck-, Zug-, Scherspannungen) und Formänderungen in den Bauteilen.

Die Baustatik hat vier Hauptaufgaben:

  1. Überspannen: Die horizontale, geneigte oder gekrümmte Überspannung eines Raumes durch Balken, Platten, Hängewerke, Bögen, Gewölbe, Kuppeln, Faltwerke und Schalen.
  2. Stützen: Die Vertikale Unterstützung durch stabförmige Tragelemente wie Säulen und Pfeiler sowie flächige Tragelemente wie Wände und Rahmen.
  3. Aussteifen: Die Ableitung von horizontalen Lasten (z.B. Wind, Erddruck) durch Scheiben, Rahmen, Fachwerke und Abspannungen.
  4. Gründen: Die Ableitung der Lasten in den Baugrund durch Flachgründungen und Tiefgründungen.

Spannungsformen

Die auf einen Körper wirkenden Lasten rufen Spannungen hervor, die ein Maß für die inneren Kräfte sind. Es gibt verschiedene Arten von Spannungen:

  • Druckspannungen: Komprimieren den Körper, was zu einer Verkürzung führen kann. Diese treten bei nahezu allen Bauwerken auf, insbesondere durch Eigengewicht und Zusatzbelastungen.
  • Zugspannungen: Dehnen den Körper und sind besonders wichtig im Bau von Hängebrücken und Zeltdächern.
  • Scherspannungen: Entstehen, wenn entgegengesetzt gerichtete Kräfte auf einen Körper wirken und ihn intern verschieben.

Baustoffe und ihre Festigkeit

Die Festigkeitslehre untersucht durch experimentelle Prüfungen die Festigkeit der Baustoffe und ihr Verhalten bei verschiedenen Belastungsfällen. Hier einige Beispiele für Baustoffe und deren Festigkeiten:

Baustoff Druckfestigkeit (N/cm²) Zugfestigkeit (N/cm²)
Hochbaustahl 30.000 60.000
Gusseisen 80.000 20.000
Granit 15.000 580
Beton 4.000 300
Nadelholz 3.000 7.000

 

Stein, Ziegel, Beton und Gusseisen sind sehr druckfest, aber weniger zugfest. Holz und Stahl sind sowohl druck- als auch zugfest. Stahlbeton kombiniert die Druckfestigkeit von Beton mit der Zugfestigkeit von Stahl und ist zudem feuerfest.

Gesetze der Baustatik

Zwei grundlegende physikalische Gesetze bilden die Basis der Baustatik:

  • Trägheitsgesetz: Ein Körper verharrt im Zustand der Ruhe oder gleichförmigen Bewegung, solange keine äußeren Kräfte auf ihn einwirken.
  • Wechselwirkungsgesetz: Die Kräfte zwischen zwei Körpern sind gleich groß und entgegengesetzt gerichtet.

Diese Gesetze sind essentiell für die Berechnung von Spannungen und Formänderungen in Bauwerken und deren Bauteilen.

Anwendung in der Architektur

Die statische Berechnung der Bauteile und die Festigkeit der verwendeten Materialien beeinflussen die Konstruktion, Dimensionierung und Ästhetik eines Bauwerks. Bestimmte Konstruktionsformen sind besser geeignet, um bestimmten Spannungen zu widerstehen. Zum Beispiel werden Stützen und Träger häufig zur Aufnahme von Druckspannungen verwendet.

Die Baustatik ist unerlässlich für die Sicherheit und Stabilität von Bauwerken und spielt eine zentrale Rolle in der modernen Architektur und Ingenieurwissenschaft.