Kirchenbau im Mittelalter – nicht nur eine Frage der Technik

Von Dominik Hochwarth

Der Kirchenbau im Mittelalter war ein komplexer und facettenreicher Prozess, der sowohl handwerkliches als auch technisches Geschick erforderte. Dieser Ratgeber bietet einen detaillierten Überblick über die verschiedenen Aspekte des Kirchenbaus, von der Planung und Finanzierung bis hin zu Konstruktionstechniken, Logistik, Materialien, Bautechniken und Werkzeugen.

 Baustelle von San Giovanni di Malta
Blick auf die Baustelle von San Giovanni di Malta (Messina)

Das erwartet Sie in diesem Beitrag

Vision und Finanzierung

Der Bau einer mittelalterlichen Kirche begann oft mit einer Vision oder einem dringenden Bedürfnis, das von religiösen oder weltlichen Führern ausgeht. Diese Ambitionen waren nicht nur spiritueller Natur; sie dienten auch als kraftvolle Symbole für Macht und Einfluss. Der Standort wurde mit Bedacht gewählt, häufig an heiligen Stätten oder zentralen Orten der Gemeinschaft, die sowohl spirituell bedeutsam als auch logistisch günstig waren.

Die Finanzierung stellte eine der größten Herausforderungen dar. Es wurden diverse Finanzierungsquellen erschlossen: Wohlhabende Adelige und Kleriker spendeten großzügig, während Stiftungen eigens gegründet wurden, um den Bau zu unterstützen. Auch die lokale Bevölkerung trug durch kleinere Spenden und Arbeitsleistungen erheblich bei. Zusätzlich flossen kirchliche Einnahmen aus Pfründen, Zehnten und Ablässen in das Bauprojekt. In manchen Fällen wurden sogar spezielle Abgaben oder Steuern erhoben, um die erheblichen Baukosten zu decken.

Planung und Genehmigung

Der Bau einer mittelalterlichen Kirche war eine Gemeinschaftsleistung, die die Expertise zahlreicher Fachleute erforderte. In der Entwurfsphase arbeiteten Architekten und Bauleiter an detaillierten Plänen und Modellen, die sowohl ästhetische als auch funktionale Aspekte berücksichtigten.

Bevor der Bau beginnen konnte, mussten zahlreiche Genehmigungen von kirchlichen und weltlichen Autoritäten eingeholt werden. Diese Phase umfasste auch die Absprache mit lokalen Handwerkern und Lieferanten. Die Beschaffung der Materialien spielte eine entscheidende Rolle, wobei lokale Ressourcen bevorzugt wurden, aber auch entfernte Quellen berücksichtigt werden mussten, um sicherzustellen, dass stets genügend Baumaterialien zur Verfügung standen.

Langfristige Finanzierung und Unterhalt

Der Bau einer Kirche war oft ein langfristiges Projekt, das über viele Jahre oder sogar Jahrzehnte hinweg fortgeführt wurde. Eine kontinuierliche Finanzierung war daher unerlässlich. Regelmäßige Spendenaufrufe und Kampagnen halfen dabei, die nötigen Mittel zu beschaffen.

Der Verkauf von Ablässen wurde besonders im Spätmittelalter zu einer wichtigen Einnahmequelle. Zudem trugen Einkünfte aus Pfründen und anderen kirchlichen Gütern erheblich zur Finanzierung bei. Viele Menschen unterstützten den Bau, indem sie ihren Besitz der Kirche vermachten, um ihr Seelenheil zu sichern und das Bauprojekt zu fördern.

Architektur und Design

Die wichtigsten architektonischen Stile dieser Epoche waren die Romanik und die Gotik. Hier kommen die wichtigsten Merkmale der beiden Baustile.

Romanik

Die romanische Architektur (ca. 10. bis 12. Jahrhundert) zeichnete sich durch ihre massiven Strukturen und schlichte, geometrische Formen aus. Typische Merkmale waren:

  • Rundbögen: Diese wurden sowohl in Türen als auch in Fenstern verwendet.
  • Dicke Mauern: Sie vermittelten einen Eindruck von Stärke und Beständigkeit.
  • Kleine Fenster: Diese sorgten für eine düstere, aber spirituell eindrucksvolle Atmosphäre im Inneren.
  • Gewölbedecken: Tonnengewölbe waren häufig, ebenso wie Kreuzgewölbe in späteren Bauphasen.

Ein Beispiel für romanische Architektur ist die Basilika St. Sernin in Toulouse, Frankreich, die durch ihre schlichte Schönheit und ihre massiven Steinmauern beeindruckt.

Gotik

Die gotische Architektur (ca. 12. bis 16. Jahrhundert) entwickelte sich aus der Romanik und brachte dramatische Veränderungen im Design und in den Bauverfahren mit sich. Typische Merkmale der Gotik waren:

  • Spitzbögen: Diese erlaubten größere Fenster und eine beeindruckende Höhe der Bauwerke.
  • Rippengewölbe: Diese Technik verteilte das Gewicht der Decke und ermöglichte höhere und komplexere Strukturen.
  • Strebebögen: Diese Außenstützen ermöglichten den Bau dünnerer Wände und die Integration großer Glasfenster.
  • Maßwerkfenster: Komplexe Muster in den Fenstern, oft mit buntem Glas, erzählten biblische Geschichten und ließen viel Licht ins Innere.

Ein ikonisches Beispiel für gotische Architektur ist die Kathedrale Notre-Dame in Paris, die durch ihre atemberaubenden Fenster und ihre himmelhohen Türme besticht.

Grundriss und Aufbau

Der Grundriss mittelalterlicher Kirchen folgte meist einem kreuzförmigen Layout, bestehend aus dem Langhaus, dem Querschiff und dem Chor. Diese Elemente symbolisierten das Kreuz Christi und hatten praktische Funktionen: Das Langhaus diente als zentraler Versammlungsraum für die Gemeinde, das Querschiff bot zusätzlichen Platz für Altäre und Kapellen, und der Chor, oft mit dem Hauptaltar verziert, war der heiligste Bereich.

Die Dekoration spielte eine zentrale Rolle im Design mittelalterlicher Kirchen. Fresken, Skulpturen und Buntglasfenster erzählten biblische Geschichten und dienten der religiösen Unterweisung. Jede architektonische Komponente hatte eine tiefere symbolische Bedeutung, die den Gläubigen an die himmlische Ordnung und die Präsenz Gottes erinnerte.

Fresken waren Wandmalereien, die biblische Szenen darstellten und das Kircheninnere schmückten. Skulpturen, oft an Portalen und Fassaden platziert, zeigten Figuren von Heiligen, Engeln und biblischen Szenen. Buntglasfenster, ein weiteres wesentliches Element gotischer Kirchen, dienten nicht nur der Beleuchtung, sondern erzählten auch Geschichten und gaben den Innenräumen eine mystische Atmosphäre. Die Fenster stellten oft Szenen aus der Bibel, das Leben von Heiligen oder symbolische Darstellungen des Glaubens dar.

Bauplanung von Kirchen im Mittelalter

Die Bauplanung von Kirchen im Mittelalter war ein komplexer und langwieriger Prozess, der eine Vielzahl von Faktoren berücksichtigte. Vom ersten Entwurf bis zur endgültigen Fertigstellung mussten zahlreiche Details geplant und koordiniert werden, um sicherzustellen, dass das Bauwerk sowohl funktional als auch ästhetisch den Erwartungen entsprach. Hier sind die wesentlichen Schritte und Überlegungen, die in die Bauplanung einer mittelalterlichen Kirche einflossen:

1. Entwurfsphase

In der Entwurfsphase wurde die Vision konkretisiert. Architekten und Baumeister arbeiteten an detaillierten Plänen, die sowohl funktionale als auch ästhetische Aspekte berücksichtigten:

  • Grundrissplanung: Der Grundriss einer Kirche bestand oft aus einem Langhaus, einem Querschiff und einem Chor, die zusammen die Form eines Kreuzes bildeten. Diese Planung ermöglichte eine klare Gliederung des Innenraums und die optimale Platzierung des Altars.
  • Architektonische Details: Architekten entwarfen die Details der Kirche, einschließlich der Größe und Form der Fenster, Türen, Gewölbe und Türme. Die Wahl des Stils (Romanik, Gotik) beeinflusste diese Details erheblich.
  • Maßstab und Proportionen: Die Proportionen des Gebäudes wurden sorgfältig geplant, um ein harmonisches und ästhetisch ansprechendes Gesamtbild zu gewährleisten. Auch der Raum für die Gemeinde und für liturgische Zeremonien wurde bedacht.

2. Genehmigungen und Rechtliche Aspekte

Vor dem Beginn der Bauarbeiten mussten verschiedene Genehmigungen eingeholt werden:

  • Kirchliche Genehmigungen: Da Kirchen oft unter der Aufsicht von Bischöfen oder anderen kirchlichen Autoritäten standen, mussten deren Genehmigungen eingeholt werden.
  • Weltliche Genehmigungen: In vielen Regionen waren auch weltliche Genehmigungen erforderlich, insbesondere wenn der Bau auf öffentlichem oder königlichem Land stattfand.

Zusätzlich mussten Bauverträge und Vereinbarungen mit lokalen Handwerkern und Lieferanten getroffen werden.

3. Ressourcenplanung

Die Planung der benötigten Ressourcen war entscheidend für den Erfolg des Projekts:

  • Materialbeschaffung: Die Auswahl und Beschaffung von Baumaterialien wie Stein, Holz und Mörtel musste sorgfältig geplant werden. Der Transport der Materialien zum Bauort war eine logistische Herausforderung.
  • Finanzierung: Eine detaillierte Finanzplanung war notwendig, um sicherzustellen, dass genügend Mittel für die Bauarbeiten vorhanden waren. Dies konnte durch Spenden, Stiftungen und spezielle Abgaben geschehen.
  • Arbeitskräfte: Die Koordination der Arbeitskräfte war ein weiterer wichtiger Aspekt. Steinmetze, Zimmerleute, Schmiede und andere Handwerker mussten organisiert und ihre Arbeit koordiniert werden.

4. Bauablauf und Zeitplan

Der Bau einer Kirche erstreckte sich oft über viele Jahre oder sogar Jahrzehnte. Ein detaillierter Zeitplan half, die Fortschritte zu überwachen und sicherzustellen, dass das Projekt im vorgesehenen Zeitraum abgeschlossen wurde:

  • Phasen des Baus: Der Bauprozess wurde in verschiedene Phasen unterteilt, darunter Fundamentierung, Mauerwerk, Gewölbebau und Dachkonstruktion. Jede Phase musste sorgfältig geplant und überwacht werden.
  • Wetterbedingungen: Da das Wetter den Baufortschritt beeinflussen konnte, wurden oft Maßnahmen getroffen, um die Baustelle vor Witterungseinflüssen zu schützen.

5. Koordination und Aufsicht

Während des Bauprozesses war eine enge Koordination zwischen den verschiedenen Beteiligten notwendig:

  • Baumeister: Der Baumeister oder Architekt überwachte die Umsetzung der Pläne und sorgte für die Einhaltung der architektonischen Vorgaben.
  • Handwerker: Verschiedene Handwerker wie Steinmetze, Zimmerleute und Schmiede arbeiteten an unterschiedlichen Aspekten des Bauwerks. Ihre Arbeit musste koordiniert und ihre Fortschritte regelmäßig überprüft werden.

6. Abschluss und Weihe

Nach der Fertigstellung der Bauarbeiten wurde die Kirche oft feierlich eingeweiht. Diese Weihezeremonie war nicht nur ein religiöses Ereignis, sondern auch ein bedeutender Moment für die Gemeinde und die Auftraggeber des Bauprojekts.

Konstruktionstechniken von Kirchen im Mittelalter

Die Konstruktionstechniken im mittelalterlichen Kirchenbau entwickelten sich über die Jahrhunderte und spiegelten die technischen Fortschritte und ästhetischen Vorlieben der jeweiligen Epoche wider. Hier sind die wichtigsten Techniken und Methoden, die im mittelalterlichen Kirchenbau verwendet wurden:

1. Fundamentierung

Ein stabiles Fundament war entscheidend für die Langlebigkeit einer Kirche. In Regionen mit festem Untergrund wurden oft flache Fundamente verwendet, während in Gebieten mit weichem Boden Pfahlgründungen oder tiefe Fundamente notwendig waren, um Setzungen zu vermeiden.

2. Mauerwerk

Das Mauerwerk bestand hauptsächlich aus lokal verfügbarem Stein, wie Kalkstein, Sandstein oder Granit. Die Steine wurden vor Ort von Steinmetzen bearbeitet, um eine passgenaue Verbindung zu gewährleisten. Die Technik des Schichtenmauerwerks, bei dem Steine in gleichmäßigen Schichten verlegt wurden, trug zur Stabilität bei. Mörtel aus Kalk und Sand verband die Steine und füllte die Zwischenräume.

3. Gewölbebau

Der Bau von Gewölben war eine herausragende Technik im mittelalterlichen Kirchenbau. Verschiedene Gewölbearten, wie das Tonnengewölbe und das Kreuzrippengewölbe, wurden verwendet:

  • Tonnengewölbe: Ein einfaches, gewölbtes Dach, das häufig in romanischen Kirchen zu finden ist. Es bestand aus einer durchgehenden, halbkreisförmigen Struktur.
  • Kreuzrippengewölbe: Diese Technik, die in der Gotik perfektioniert wurde, ermöglichte es, große Räume mit schlanken, hohen Decken zu überdachen. Die Rippen trugen die Hauptlast und ermöglichten eine gleichmäßige Verteilung des Gewichts.

4. Strebebögen und Strebepfeiler

Gotische Kirchen verwendeten Strebebögen und Strebepfeiler, um die hohen Wände und großen Fenster zu stützen. Diese Technik leitete die seitlichen Schubkräfte von den Wänden weg und ermöglichte den Bau höherer und lichtdurchfluteter Strukturen.

5. Dachkonstruktionen

Die Dachkonstruktionen bestanden meist aus Holz und wurden von Zimmerleuten gefertigt. Komplexe Dachstühle, die das Gewicht gleichmäßig verteilten und Stabilität gewährleisteten, waren notwendig, um die Dächer über den weiten Kirchenschiffen zu tragen.

6. Gerüstbau und Hebetechniken

Der Bau hoher Strukturen erforderte innovative Gerüstkonstruktionen und Hebetechniken. Holzgerüste boten sicheren Zugang zu den Bauflächen, während Hebevorrichtungen wie Seilwinden und Flaschenzüge den Transport schwerer Steine und Baumaterialien erleichterten.

7. Verzierungen und dekorative Elemente

Die detaillierte Steinbearbeitung ermöglichte die Schaffung von Skulpturen, Kapitellen und anderen dekorativen Elementen. Diese Verzierungen hatten nicht nur ästhetische, sondern oft auch symbolische Bedeutung und wurden sorgfältig in das Gesamtdesign integriert.

Anspruchsvolle Logistik

Die Logistik beim Bau mittelalterlicher Kirchen war eine anspruchsvolle Aufgabe, die sorgfältige Planung und Organisation erforderte. Einer der größten Herausforderungen war die Beschaffung und der Transport von Baumaterialien. Da Kirchen oft aus lokal verfügbarem Stein errichtet wurden, mussten Steinbrüche in der Nähe sein. Schwerere Materialien wie Steine, Holz und Metall wurden oft über weite Entfernungen transportiert, wobei Flüsse und Kanäle eine zentrale Rolle spielten. An Land wurden Wagen und Ochsenkarren verwendet.

 Vor Ort mussten die Materialien sicher gelagert und organisiert werden. Bauplätze wurden so angelegt, dass sie genug Platz für die Lagerung von Steinblöcken, Holz und anderen Materialien boten. Eine effiziente Verteilung zur Baustelle war entscheidend, um Verzögerungen zu vermeiden. Die Koordination der Arbeitskräfte war ebenfalls komplex. Steinmetze, Zimmerleute, Schmiede und andere Handwerker mussten organisiert und ihre Arbeiten koordiniert werden. Jeder Handwerker hatte spezialisierte Aufgaben, und die Zusammenarbeit war entscheidend für den Baufortschritt.

Verwendete Materialien

Die Auswahl und Beschaffung der richtigen Materialien war entscheidend für die Qualität und Langlebigkeit der Kirchenbauten.

1. Stein

  • Kalkstein: Weich und leicht zu bearbeiten, wurde oft für feinere Details und Verzierungen verwendet.
  • Sandstein: Härter als Kalkstein, aber dennoch leicht zu bearbeiten, wurde häufig für Wände und Pfeiler genutzt.
  • Granit: Sehr hart und langlebig, wurde für besonders belastete Teile wie Fundamente und Säulen verwendet.

2. Holz

Holz spielte eine wichtige Rolle, besonders in der Gerüstkonstruktion und für Dachstühle. Eichenholz war besonders begehrt wegen seiner Festigkeit und Haltbarkeit. Holz wurde auch für Türen, Fensterrahmen und Innenausstattungen genutzt.

3. Mörtel und Putz

  • Mörtel: Eine Mischung aus Kalk, Sand und Wasser, die zum Verbinden der Steine verwendet wurde.
  • Putz: Wurde sowohl innen als auch außen aufgetragen, um die Wände zu glätten und zu schützen. Oft wurde der Putz bemalt oder verziert.

4. Glas

Für die beeindruckenden Fenster gotischer Kirchen wurde spezielles Glas verwendet. Das farbige Glas wurde in komplizierten Mustern und Szenen angeordnet, die sowohl dekorativ als auch lehrreich waren.

5. Metall

Metalle wie Eisen und Blei wurden für strukturelle Verstärkungen und dekorative Elemente verwendet. Eisenklammern sicherten Steinblöcke, und Blei wurde oft für die Verbindungen in Buntglasfenstern genutzt.

Welche Werkzeuge kamen zum Einsatz?

Der Bau mittelalterlicher Kirchen erforderte eine Vielzahl von Werkzeugen, die von geschickten Handwerkern verwendet wurden. Diese Werkzeuge mussten robust und präzise sein, um die anspruchsvollen Arbeiten zu bewältigen.

1. Werkzeuge für Steinmetze

  • Meißel: Verschiedene Meißeltypen wie Spitzeisen, Zahneisen und Flacheisen wurden verwendet, um Steine zu formen und zu bearbeiten.
  • Hämmer: Steinmetzhämmer waren entscheidend für die Bearbeitung von Steinen in die gewünschten Formen.
  • Richtschnur und Winkel: Diese Werkzeuge halfen dabei, gerade Linien und rechte Winkel zu gewährleisten.

2. Werkzeuge für Zimmerleute

  • Sägen: Verschiedene Arten von Sägen, darunter Fuchsschwänze und Bogensägen, wurden zum Schneiden von Holz verwendet.
  • Äxte und Beile: Diese Werkzeuge dienten dem groben Zuschnitt von Holz und der Herstellung von Balken und Brettern.
  • Hobel: Hobel glätteten Holzoberflächen und bereiteten sie für den Einsatz vor.

3. Werkzeuge für Schmiede

  • Amboss und Hammer: Grundlegende Werkzeuge zur Metallbearbeitung, um Nägel, Klammern und andere Metallteile herzustellen.
  • Zangen: Verschiedene Zangenarten halfen, heiße Metallstücke zu halten und zu formen.

4. Allgemeine Bauwerkzeuge

  • Mörtelkelle: Zum Auftragen und Glätten von Mörtel.
  • Wasserwaage und Lot: Diese Werkzeuge gewährleisteten die Genauigkeit der Bauarbeiten, indem sie sicherstellten, dass Wände und Strukturen senkrecht und eben waren.
  • Flaschenzug und Seilwinde: Diese Hebevorrichtungen erleichterten den Transport schwerer Baumaterialien an höhere Stellen der Baustelle.

Spezielle Werkzeuge

  • Zirkel: Für präzise geometrische Entwürfe und zum Abmessen von Kreisen.
  • Kellen und Schaufeln: Zum Mischen und Auftragen von Mörtel und Beton

Technische Herausforderungen im mittelalterlichen Kirchenbau

Der Bau von Kirchen im Mittelalter war mit erheblichen technischen Herausforderungen verbunden, die das Können und die Kreativität der Baumeister und Handwerker auf die Probe stellten.

Statik und Lastverteilung

Die Konstruktion großer und hoher Gebäude erforderte ein tiefes Verständnis der Statik. Besonders in der Gotik mussten Baumeister Wege finden, das immense Gewicht der Gewölbe und Türme sicher auf die Fundamente zu verteilen. Die Einführung von Strebebögen und Strebepfeilern war eine revolutionäre Lösung, die die seitlichen Schubkräfte der hohen Gewölbe ableitete und so die Stabilität der Bauwerke sicherstellte. Diese Technik ermöglichte es, größere Fensterflächen und höhere Decken zu schaffen, was den Kirchen eine imposante Erscheinung und ein lichtdurchflutetes Inneres verlieh.

Fundamentierung

Die Bodenbeschaffenheit des Bauortes stellte eine weitere Herausforderung dar. In Regionen mit weichem oder instabilem Untergrund mussten Pfahlgründungen oder tiefere Fundamente angelegt werden, um Setzungen und Instabilitäten zu vermeiden. Diese Arbeiten erforderten präzise Planung und handwerkliches Geschick, um die langfristige Stabilität des Gebäudes zu gewährleisten.

Materialbeschaffung und -verarbeitung

Die Beschaffung und Verarbeitung der benötigten Materialien war ebenfalls eine komplexe Aufgabe. Steinblöcke mussten in Steinbrüchen gewonnen, bearbeitet und dann oft über weite Entfernungen transportiert werden. Der Transport schwerer Steine war logistisch anspruchsvoll und erforderte den Einsatz von Flüssen, Kanälen oder gut ausgebauten Wegen. Vor Ort mussten die Steine von erfahrenen Steinmetzen bearbeitet werden, um sicherzustellen, dass sie passgenau in die Struktur der Kirche eingefügt werden konnten.

Baugerüste und Hebetechniken

Die Errichtung hoher und komplexer Strukturen machte den Einsatz von Gerüsten und Hebevorrichtungen notwendig. Holzgerüste boten den Arbeitern Zugang zu den hohen Teilen der Kirchen und mussten stabil genug sein, um das Gewicht der Materialien und der Arbeiter zu tragen. Seilwinden und Kräne wurden verwendet, um schwere Steinblöcke und andere Baumaterialien präzise an ihren Bestimmungsort zu heben.

Wetterbedingungen

Der Bau einer Kirche erstreckte sich oft über viele Jahre oder sogar Jahrzehnte. Witterungsbedingungen wie Regen, Schnee und Frost stellten dabei erhebliche Herausforderungen dar. Maßnahmen zum Schutz der Baustelle, wie temporäre Abdeckungen und Entwässerungssysteme, waren notwendig, um die Bauarbeiten nicht zu unterbrechen und die bereits errichteten Strukturen zu schützen.

Bauzeit und Arbeitskräfte

Die lange Bauzeit erforderte eine kontinuierliche Koordination und Verwaltung der Arbeitskräfte. Steinmetze, Zimmerleute, Schmiede und andere Handwerker mussten über lange Zeiträume hinweg beschäftigt und organisiert werden. Die Arbeitsbedingungen waren hart, und die Gefahr von Unfällen war hoch. Effektives Projektmanagement und die Sicherstellung ausreichender Arbeitskräfte waren entscheidend für den Fortschritt und den erfolgreichen Abschluss des Baus.

Baustelle des Kölner Doms
Baustelle des Kölner Doms

Beispiel Kölner Dom

Im tiefsten Mittelalter erfolgte der Bau des Doms ohne die heute bekannten Maschinen wie Kräne oder Lastenaufzüge. Stattdessen kamen verschiedene manuelle Werkzeuge und Techniken zum Einsatz, um die imposanten Strukturen zu errichten:

  1. Steinbruch und Transport:
    • Am Drachenfels wurden Quarz-Trachyt-Quader mit Spitzhacken, Keilen, Meißeln, Steinsägen und Brechstangen aus dem Berg gebrochen. Diese Quader wurden über Steinrutschen zum Rhein transportiert und anschließend auf Lastkähnen nach Köln verfrachtet.
  2. Hebewerkzeuge:
    • In die Quader wurden Löcher gehauen, in die Werkzeuge wie die Steinschere oder der Wolf gesteckt wurden. Diese Werkzeuge, ausgestattet mit Eisenringen und Seilen, ermöglichten es, die schweren Steine mittels Flaschenzügen zu heben und zu transportieren.
  3. Baustelle und Bearbeitung:
    • In Köln wurden die Steinquader auf Ochsenkarren zur Baustelle gebracht. Dort bearbeiteten Steinmetze die Steine mit Hammer und Meißel, bevor sie am Dom verbaut wurden. Umfangreiche hölzerne Gerüste ermöglichten es, die hohen Strukturen des Doms zu errichten.

Der Bau des Kölner Doms dauerte insgesamt 632 Jahre. Die Bauarbeiten begannen am 15. August 1248 mit der Grundsteinlegung durch Erzbischof Konrad von Hochstaden. Der Bau wurde mehrfach unterbrochen, insbesondere von 1530 bis ins 19. Jahrhundert, als finanzielle und politische Schwierigkeiten den Fortschritt verhinderten. Die Wiederaufnahme der Arbeiten erfolgte 1842 unter preußischer Herrschaft, und der Dom wurde schließlich am 15. Oktober 1880 vollendet.

Über den Autor

Schreibe einen Kommentar