Deutlich sichtbare Risse ziehen sich durch die Fassade, der Putz bröckelt, Farbe platzt ab – der Winter hat seine Spuren hinterlassen. So sieht es an vielen Hauswänden aus, wenn die dunkle Jahreszeit vorüber ist. Denn Regen, Schnee und Frost setzen den Materialien übel zu und verursachen Schäden, die nicht nur unschön aussehen, sondern schnell an die (Bau-)Substanz gehen können. Wer dagegen rechtzeitig auf geeignete Vorbeugungsmaßnahmen setzt, um seine Fassade vor schädigenden Witterungseinflüssen zu schützen, kann dem Winter relativ entspannt entgegensehen. Erfahren Sie mehr über die komplexen Ursachen, die zu Frostschäden führen und wie sie vermieden bzw. behoben werden können.
Das erwartet Sie in diesem Beitrag
- So entstehen Frostschäden
- Frostschäden nicht auf die leichte Schulter nehmen
- Wenn verputzen und streichen nicht ausreicht
- So erhöhen Sie die Frostbeständigkeit der Fassade
- Eine Hydrophobierung hat auch ihre Tücken
- So funktioniert eine hydrophobierende Imprägnierung
- Grenzen der Hydrophobierung
- Schöne Fassade = glücklicher Hausherr
So entstehen Frostschäden
Frostschäden entstehen immer dann, wenn Feuchtigkeit und Frost in kurzer Abfolge aufeinandertreffen, der Fachmann spricht in diesem Fall von Frost-Tau-Wechseln. Je häufiger so ein Tauwechsel auftritt, desto eher ist mit Frostschäden zu rechnen. Dabei ist es erstaunlicherweise nicht so, dass lange und tiefe Frostphasen gleichbedeutend mit größeren Schäden sind.
Vielmehr treten vermehrt Schäden bei milden Wintern auf, wenn etwa auf langanhaltende Regenfälle kurze Frostperioden folgen. Die Sonne kann ein übriges dazu tun. Bei der Sonne zugewandten Bauteilen kann es selbst bei Dauerfrost zu vermehrten Schäden kommen. Die Sonnenstrahlen bringen das Eis im Porengefüge des Bauteils zum Schmelzen und es kommt zu zusätzlichen Frost-Tau-Wechseln.
Grundsätzlich sind mehrere Ursachen von Frostschäden zu nennen. Zum einen kann es am Material liegen, das nicht frostbeständig ist oder es wurde so ungünstig eingebaut, dass es gar nicht die Möglichkeit hat auszutrocknen. Zum anderen kann Feuchtigkeit von innen oder außen (Niederschlag, Raumluftfeuchte) Ursache für Frostschäden sein.
Frostschäden nicht auf die leichte Schulter nehmen
Eine bröckelnde Fassade ist keineswegs nur ein Schönheitsfehler. Durch die Risse und den bröckelnden Putz kann Feuchtigkeit ins Mauerwerk eindringen und die Bausubstanz nachhaltig stören.
Sind deutliche Veränderungen an der Fassade zu erkennen, sollten Sie daher unbedingt einen Fachmann hinzusehen, der die Ursache und den Umfang des Schadens ermittelt und geeignete Gegenmaßnahmen einleitet.
Nehmen Sie sich dazu nicht einen x-beliebigen Handwerker, denn nicht jeder von ihnen kennt sich perfekt mit Bauphysik aus und kann den Schaden erfolgreich beheben. Fragen Sie ihn daher immer, ob er so etwas bereits einmal gemacht hat.
Vielleicht braucht nur einmal neu verputzt und gestrichen werden, vielleicht sind aber auch umfangreichere Reparaturarbeiten notwendig. Oft entstehen Schäden alleine dadurch, dass die Farbe nicht zum Putz passt oder umgekehrt.
Wie Sie eine Fassade sanieren, erfahren Sie in diesem Beitrag
Wenn verputzen und streichen nicht ausreicht
Bei vielen Altbauten ist es nicht damit getan, einmal etwas Putz und Farbe aufzutragen. Bei Sanierung solcher Wohnhäuser sind nämlich Maßnahmen zur Verbesserung des Dämmstandards laut Energieeinsparverordnung (EnEV) vorgeschrieben.
Überschreiten die Sanierungsarbeiten an der Gebäudehülle einen bestimmten Prozentsatz hinsichtlich der Gesamtfläche der Fassade, greift das Gesetz erbarmungslos ein. Wer mehr als ein Zehntel der Außenfassade eines Gebäudes saniert, muss auch die Anforderungen des Wärmeschutzes berücksichtigen.
Sehen Sie es jedoch nicht als Schikane des Gesetzgebers, schließlich haben Sie nach der energetischen Sanierung der Fassade auch etwas davon: Die Heizkosten werden in den folgenden Jahren spürbar sinken. Hier erfahren Sie mehr über die Gebäudedämmung.
So erhöhen Sie die Frostbeständigkeit der Fassade
Wollen Sie Frostschäden von vornherein vorbeugen, gibt natürlich eine Lösung. Dazu lohnt ein Blick auf die Bauphysik:
Die Frostbeständigkeit eines Materials hängt von seiner Festigkeit und seinem Wasseraufnahmevermögen ab. Je niedriger der Sättigungsgrad von Putzen oder Mauerwerk ist, desto frostbeständiger ist der Baustoff. Als Sättigungsgrad bezeichnet der Fachmann den Anteil der Poren an der Gesamtporosität eines porösen Materials, die sich bei druckfreier Unterwasserlagerung mit Wasser füllen.
Die Festigkeit eines Putzes oder Mauerwerks nachträglich zu verbessern, ist nicht so einfach und ist nur bedingt durch Aufbringen von sogenannten Steinfestigern möglich. Dabei treten jedoch häufig andere Probleme auf. So kann es zu Festigkeitsunterschieden im Putz oder Mauerwerk kommen, was neuerliche Schäden nach sich zieht.
Daher sollte bei mangelnder Frostbeständigkeit des Materials eher das Augenmerk auf die Wasseraufnahme gelegt werden. Dazu muss der Sättigkeitsgrad herabgesetzt werden, was mit sogenannten Hydrophobierungsmitteln (also Mitteln, die den Baustoff wasserabweisend machen) erreicht wird.
Eine Hydrophobierung hat auch ihre Tücken
Eine Hydrophobierung der Fassade ist leider kein Allheilmittel, sondern hat auch ihre Schwachstellen. So kam es in der Vergangenheit zum Beispiel durch Hydrophobierungen schon zu gravierenden Verschlimmerung von Steinzerstörungen im Denkmalbereich.
Ein weiteres Problem: Es kann zu einer extremen Vergrößerung von Feuchteschäden auf Wandinnenseiten kommen. Viele Denkmalbehörden haben deshalb beispielsweise eine Art generelles „Hydrophobierungsverbot“ herausgegeben.
Was natürlich etwas über das Ziel hinausgeschossen ist, denn die Imprägnierung von Bauteiloberflächen hat sich grundsätzlich bewährt und ist keineswegs ein neuartiges Verfahren.
Bereits die alten Griechen und Römer verwendeten Öle und Fette, um ihre Gebäude gegen die Einwirkungen von Regen und Frost beständiger zu machen. Heutzutage schmiert sich natürlich keiner mehr Fett auf die Hauswand, sondern es kommen hydrophobierende siliciumorganische Verbindungen zum Einsatz.
So funktioniert eine hydrophobierende Imprägnierung
Die Aufnahme einer hydrophobierenden Imprägnierung erfolgt durch kapillares Saugen des porigen Materials. Dabei ist ein wesentlicher Parameter die Eindringtiefe der Hydrophobierung, welche von der Kapillarstruktur des Baustoffs und den Molekulareigenschaften der verwendeten Chemikalie abhängig ist.
Es kann also nicht mit einem einzigen Hydrophobierungsmittel auf jedem Untergrund ein optimales Ergebnis erzielt werden. Durch eine Hydrophobierung wird die Aufnahme von Feuchtigkeit durch die Bauteiloberfläche reduziert und gleichzeitig poröses Feinmaterial verfestigt.
Zudem wird ein wasserabstoßender Film auf der Innenoberfläche von Kapillarporen erzeugt. Das Hydrophobieren ist daher unweigerlich ein einschneidender Eingriff in den Feuchtehaushalt des Materials.
Grenzen der Hydrophobierung
Neben der Feuchtigkeitsaufnahme wird auch die Feuchtigkeitsabgabe reduziert. Die Ausdiffusion von flüssigem Wasser wird weitgehend unterdrückt, so dass bei ungünstigen Bedingungen das Bauteil nicht austrocknen kann und die Schäden nur noch größer werden.
Ungünstige Bedingungen liegen auf jeden Fall vor, wenn das zu behandelnde Bauteil Risse aufweist. Risse sind nämlich grundsätzlich nicht hydrophobierbar. Von daher ist auch das Hydrophobieren von (vor allem einschaligem) Sichtmauerwerk häufig zum Scheitern verurteilt – auch wenn die Produktinformationen von Hydrophobierungen das anders nahelegen.
Daher ist es erforderlich, die Einsatzbedingungen einer Hydrophobierung genau zu prüfen. Hydrophobieren ist kein Allheilmittel und was häufig vergessen wird: Es ist überhaupt nicht rückgängig zu machen und nur mit sehr hohem Aufwand einigermaßen zu neutralisieren.
Schöne Fassade = glücklicher Hausherr
Sie wissen nun, warum Ihre verputzte Fassade über Winter schaden nehmen kann, wissen aber auch, wie Sie das verhindern können. Ist der Schaden erst einmal da, kann es ziemlich aufwendig sein, diesen zu beseitigen. Zumal, wenn dann zusätzliche eine Fassadendämmung notwendig wird. Die Kosten steigen dann ganz schnell in astronomische Höhen.
Schauen Sie daher im Frühjahr ganz genau auf Ihre Fassade und reagieren Sie sofort, wenn sich erste Schäden zeigen. Je schneller Sie eingreifen und Gegenmaßnahmen ergreifen, desto länger bleibt die Außenhülle Ihres Hauses schön.