Ob Bad oder Küche, häufig finden wir dort noch die hässlichen Fliesen der 70er-, 80er- oder 90er-Jahre des vorigen Jahrtausends. Wer die Keramik nicht tauschen kann oder will, der kann sie auch mit Fliesenlack streichen. Insbesondere bei Wandfliesen ist das gar nicht so schwer und bedarf keiner besonderen Vorkenntnisse. Hier erfahren Sie, wie es funktioniert.
Das erwartet Sie in diesem Beitrag
- Vorsicht in der Mietwohnung
- Welche Farben eignen sich?
- Vorgehensweise beim Streichen von Fliesen
- Schritt #1: Raum ausräumen
- Schritt #2: Fugen anschauen
- Schritt #3: Reinigen der Fliesen
- Schritt #4: Anschleifen der Fliesen
- Schritt #5: Anrühren der Farbe
- Schritt #6: Grundierung der Fliesen
- Schritt #7: Erste Trocknungszeit
- Schritt #8: Grundierung eventuell anschleifen
- Schritt #9: Erster Fliesenanstrich
- Schritt #10: Zweite Trocknungszeit
- Schritt #11: Ersten Farbanstrich anschleifen
- Schritt #12: Zweiter Fliesenanstrich
- Schritt #13: Aushärtung der Farbe
- Schritt #14: Nacharbeiten
Vorsicht in der Mietwohnung
Wie bereits geschrieben, ist das Streichen von Fliesen kein Hexenwerk. Doch Vorsicht: Wenn Sie in einer Mietwohnung leben, dürfen Sie nicht einfach den Pinsel schwingen und die alten Fliesen überstreichen.
Der Vermieter darf bei Auszug von Ihnen verlangen, den Urzustand wiederherzustellen. Da das bei lackierten Fliesen nicht funktioniert, müssen Sie stattdessen Schadensersatz leisten. Also immer schriftlich geben lassen, dass Sie die Fliesen in der Wohnung lackieren dürfen.
Hier habe ich über die verschiedenen Alternativen zur Fliesenbeschichtung geschrieben.
Welche Farben eignen sich?
Zum Streichen von Fliesen verwenden Sie am besten einen Epoxidharzlack. Der besteht aus zwei Komponenten – Lack und Härter. Diese werden kurz vor dem Lackieren zusammengemischt. Der Lack muss dann schnell verarbeitet werden, bevor er anfängt auszuhärten.
Im Baumarkt finden Sie aber auch andere Fliesenlacke, zum Beispiel spezielle Alkydharzlacke. Diese sind einkomponentig, also sofort einsatzbereit. Bei manchen sparen Sie sich sogar die Grundierung und können sofort mit dem Streichen der Fliesen anfangen. Dieser in der Regel weiße Lack lässt sich mit einer geeigneten Abtönfarbe in vielen Farben einfärben.
Für Bodenfliesen eignen sich diese Baumarkt-Farben in der Regel nicht. Da sie stärker beansprucht werden, benötigen sie einen besonders widerstandsfähigen Speziallack. Und selbst dann kann noch vieles schiefgehen, wenn bei den Vorbereitungsarbeiten geschludert wird. Als Selbermacher sollten Sie genau wissen, was Sie tun, wenn Sie sich an Bodenfliesen wagen.
Vorgehensweise beim Streichen von Fliesen
Gerade beim Lackieren von Fliesen sind die Vorarbeiten das A und O. Lassen Sie hier nicht die nötige Sorgfalt walten, werden Sie niemals ein optimales Ergebnis erhalten. Hier die Vorgehensweise im Kurzformat:
- Raum ausräumen
- Nach den Fugen schauen
- Fliesen reinigen
- Fliesen eventuell anschleifen
- Lack anrühren
- Fliesen grundieren
- Erste Trocknungsphase
- Grundierung eventuell anschleifen
- Erster Fliesenanstrich
- Zweite Trocknungsphase
- Ersten Farbanstrich anschleifen
- Zweiter Fliesenanstrich
- Aushärtung der Farbe
- Nacharbeiten
Je nach verwendetem Lack und baulichen Voraussetzungen, kann der eine oder andere Arbeitsschritt entfallen. Hier ist alles aufgelistet, was eventuell möglich ist.
Schritt #1: Raum ausräumen
Entfernen Sie alles aus dem Raum, was Ihnen bei der Arbeit stört. Im Badezimmer gehören dazu zum Beispiel auch Spiegel oder Spiegelschränke sowie Armaturen, Handtuchhalter oder Vorhänge. Alles, was sich nur schwer entfernen lässt, decken Sie sorgfältig mit einer Abdeckfolie zu. Legen Sie außerdem ein Abdeckvlies über den Fußboden, damit dort später keine Farbspritzer landen.
Schritt #2: Fugen anschauen
Fugen sind hier zum einen die Fliesenfugen, aber auch die Silikonfugen. Bessern Sie Risse und Löcher in den Fliesenfugen mit Spachtelmasse oder Fugenweiß aus. Silikonfugen sollten Sie bestenfalls erneuern, da sich Silikon sowieso nicht überstreichen lässt und es nicht schaden kann, das Silikon ab und an zu erneuern. Sind Sie der Meinung, dass das nicht nötig ist, müssen Sie die Fugen sorgfältig abkleben.
Schritt #3: Reinigen der Fliesen
Die Fliesen müssen vor dem Streichen wirklich sauber sein. Und das nicht nur oberflächlich, sondern porentief. Staubfrei ist klar, aber auch fettfrei. Das kann in der Küche schon einmal zu echter Arbeit ausarten. Zum Glück gibt es im Handel spezielle Entfetter. Diesen tragen Sie mit einem ultrafeinen Schleifvlies auf, warten etwa 10 Minuten und wischen ihn dann mit klarem Wasser ab. Schauen Sie außerdem, dass alle Klebstoffreste – zum Beispiel von einem Handtuchhaken weg sind.
Schritt #4: Anschleifen der Fliesen
Diesen Arbeitsschritt können Sie häufig ausfallen lassen. Einige Lacksysteme verlangen allerdings einen leicht aufgerauten Untergrund, damit die Farbe optimal haftet. Schleifen Sie dann die Fliesen leicht mit Schmirgelpapier an. Noch besser und einfacher gelingt das mit einem Schleifvlies mit einer 240er Körnung. Bevor Sie anfangen zu schmirgeln, schauen Sie unbedingt auf die Hinweise des Lackherstellers. Diese schmutzige Arbeit möchte niemand wirklich machen.
Schritt #5: Anrühren der Farbe
Wenn Sie eine zweikomponentige Grundierung oder einen entsprechenden Fliesenlack verwenden, müssen Sie ihn vorher anmischen. Rühren Sie dazu den Inhalt der kleinen Dose (Härter) in die große Dose (Lack). Achten Sie dabei auf die Herstellerangaben. So ist meist eine Wartezeit von etwa 10 Minuten notwendig, ehe die Fliesenfarbe einsatzbereit ist. Danach sollte es schleunigst losgehen, denn der Lack hat nur eine gewisse Standzeit, in der er sich verarbeiten lässt.
Verwenden Sie eine einkomponentige Fliesenfarbe oder Grundierung, entfällt dieser Arbeitsschritt.
Schritt #6: Grundierung der Fliesen
Eine Grundierung ist nicht in jedem Fall notwendig. Es gibt auch Lacksysteme, bei denen sie nicht notwendig ist, dann können Sie gleich mit Schritt #9 weitermachen.
Für eine bessere Verarbeitung geben Sie die Grundierung am besten in eine Farbwanne, dann lässt sie sich besser mit der Farbrolle aufnehmen. Streichen Sie die Ecken und schwer zugängliche Stellen mit einem Pinsel, die Flächen mit einer Schaumstoffrolle. Schauen Sie, dass sowohl Pinsel als auch Rolle lösemittelbeständig sind, sonst werden Sie eventuell vom Lack angegriffen.
Schritt #7: Erste Trocknungszeit
Bevor Sie weiterarbeiten, beachten Sie unbedingt die vom Hersteller angegebene Trocknungszeit. Die kann 8 Stunden oder auch mehr betragen.
Schritt #8: Grundierung eventuell anschleifen
Nach der Trocknungszeit schleifen Sie die Oberfläche leicht an. Das sorgt dafür, dass später der Lack besser haftet, außerdem verschwinden leichte Unebenheiten. Verwenden Sie hierfür einen Schleifschwamm mit einer Körnung von 220 bis 240, also relativ feinkörniges Schleifpapier.
Schritt #9: Erster Fliesenanstrich
Jetzt erfolgt der erste Anstrich mit Fliesenlack. Orientieren Sie sich hierbei an den Schritten #5 und #6. Mischen Sie also eventuell die den Lack an und warten Sie ab, bis er einsatzbereit ist. Streichen Sie dann die Fliesen mit Hilfe von Pinsel und Rolle. Beachten Sie, dass zweikomponentige Lacke nach dem Mischen in der Regel nur noch etwa 6 Stunden verarbeitbar sind. Große Pausen sind daher nicht drin.
Schritt #10: Zweite Trocknungszeit
Warten Sie nun, bis der erste Anstrich trocken ist, das wird einige Stunden dauern. Die Angaben auf der Farbdose dabei unbedingt beachten.
Schritt #11: Ersten Farbanstrich anschleifen
Das funktioniert so, wie bereits im Schritt #8 erklärt.
Schritt #12: Zweiter Fliesenanstrich
In der Regel benötigt es zwei Anstriche, bis die Fliesen flächendeckend komplett verschwunden sind. Wollen Sie ganz dunkle Fliesen weiß streichen, kann eventuell noch ein weiterer Anstrich nötig werden. Schauen Sie aber erst, wie es nach dem Trocknen des zweiten Farbanstrichs aussieht.
Schritt #13: Aushärtung der Farbe
Es kann bis zu drei Tagen dauern, bis der Fliesenlack ausreichend gut ausgehärtet ist. Diese Geduld sollten Sie aufbringen, und nicht mal eben zwischendurch Duschen, wo Sie gerade noch mit Pinsel und Rolle unterwegs sind. Danach haben Sie noch ausgiebig Zeit, das neue Badezimmer zu nutzen.
Schritt #14: Nacharbeiten
Was Sie in Schritt #1 ausgeräumt haben, muss jetzt wieder hinein – also zum Beispiel Armaturen, Spiegelschränke oder Vorhänge. Auch die Silikonfugen können Sie jetzt erneuern.
Wollen Sie die Fugen in einer anderen Farbe als die Fliesen haben, sollten Sie jedoch zuvor die Fliesenfugen im gewünschten Farbton absetzen. Bedenken Sie dabei: Je heller die Fugen, desto leichter ist Schmutz zu sehen.