Sie haben eine alte Holzbalkendecke in Ihrem Haus und wollen darauf einen Estrich verlegen? Hier lässt sich mitunter wegen der Tragfähigkeit der Decke nicht jeder Estrich verwenden. Hier erfahren Sie, welche Anforderungen ein solcher Estrich erfüllen sollte und welche Estricharten möglich sind.
Das erwartet Sie in diesem Beitrag
- Anforderungen an einen Fußboden auf einer Holzbalkendecke
- Das ist bei einer Holzbalkendecke zu beachten
- Diese Estriche und Fußbodenaufbauten sind möglich
Anforderungen an einen Fußboden auf einer Holzbalkendecke
An eine Fußbodenkonstruktion auf einer Holzbalkendecke werden verschiedene Anforderungen gestellt:
- In erster Linie darf der Bodenbelag nicht nachgeben, wenn schwere Möbel in der Wohnung aufgestellt werden. Er fungiert in diesem Fall als Lastverteilungsschicht
- Zudem sollte der Nachbar nicht allzu viel hören, wenn Möbel verrückt werden. Es muss daher ein gewisser Schallschutz gewährleistet sein
- In der Wohnung sollte nach der Energieeinsparverordnung ein bestimmter Dämmwert erreicht werden
- Der Brandschutz ist ebenfalls ein Thema, wenn eine bestimmte Feuerwiderstandsklasse erreicht werden muss
Das ist bei einer Holzbalkendecke zu beachten
Bei den im vorigen Kapitel aufgeführten Anforderungen eines Estrichs auf einer Holzbalkendecke ist es gar nicht so einfach, die Höhe des Fußbodenaufbaus niedrig und das Gewicht gering zu halten. Eine Holzbalkendecke im Altbau erfordert aber genau dieses.
Ein Problem bei einer Holzbalkendecke ist auch, dass sie anfängt zu schimmeln, wenn die Feuchtigkeit nicht entweichen kann. Speziell über Feuchträumen schießen dann die Pilze aus dem Holz. Diffusionsoffenheit ist in solchen Fällen gefragt.
Diese Estriche und Fußbodenaufbauten sind möglich
Wir haben die verschiedenen Möglichkeiten eines Estrichs auf einer Holzbalkendecke zusammengefasst und hinsichtlich der unterschiedlichen Kriterien wie Konstruktionshöhe, Schallschutz, Brandschutz oder Diffusionsfähigkeit näher betrachtet.
Möglichkeit #1: Spanplatten auf Schüttungen
Bei diesem Aufbau kann die Konstruktionshöhe im Allgemeinen bei etwa 2,2 cm gehalten werden. Dies funktioniert allerdings nur, wenn keine hohen Ausgleichsmaßnahmen notwendig sind, um die Ebenheit herzustellen.
Das Gewicht der Schüttungen und Spanplatten ist für eine Holzbalkendecke im Altbau ebenfalls noch akzeptabel. Allerdings wird das Brandverhalten der Decke nicht nennenswert verbessert. Auch die gewünschten Schalldämmwerte werden mit dieser Konstruktion normalerweise nicht erreicht.
Spanplatten können zudem sehr empfindlich auf unterschiedliche Luftfeuchtigkeitsverhältnisse reagieren. Das kann zu Verwerfungen führen, wenn die Verarbeitungsregeln nicht eingehalten werden.
Bei Verwendung von geeigneten Schütt- und Abdeckmaterialien mit guter Dampfdurchlässigkeit ist eine diffusionsoffene Konstruktion möglich. Es können alle standardmäßigen Fußbodenbeläge aufgebracht werden. Eine Ausnahme stellt der verschweißte PVC-Boden dar, der als Dampfsperre wirkt und keine Feuchtigkeit durchlässt.
Möglichkeit #2: Trockenestrich auf Schüttungen
Dieser Aufbau ist mit 2,5 cm etwas höher als der Aufbau mit Spanplatten. Das gleiche gilt auch für das Gewicht pro Quadratmeter.
Je nach verwendetem Material für den Trockenestrich (z.B. Gipskartonplatten oder Gipsfaserplatten), ist die Brandgefahr niedriger als bei Spanplatten, die Schalldämmwerte sind dagegen ähnlich schlecht.
Das Diffusionsverhalten ist jedoch positiv zu bewerten. Es können in der Regel alle Standardbeläge aufgebracht werden. Auch für den nachträglichen Einbau einer Fußbodenheizung ist Trockenestrich sehr gut geeignet.
Möglichkeit #3: Zementestrich
Der schwimmende Zementestrich besitzt eine Mindestdicke von 4,5 cm. Er wird auf Dämmschichten aufgebracht und wiegt etwa 99 kg/m². Auf Holzbalkendecken kann sich der Estrich durchbiegen und muss daher bewehrt werden.
Wie auch Anhydritfließestrich und Magnesiaestrich wird Zementestrich in die höchste Feuerwiderstandsklasse eingeordnet. Die Abdeckung der Dämmschicht kann im Gegensatz zum Fließestrich jedoch diffusionsoffen sein und muß nicht verschweißt werden. Auch ohne Anschleifen können bei richtiger Verarbeitung alle Standardbodenbeläge verlegt werden.
Bei einer Kombination mit einer weichen, nicht steifen Dämmung weist Zementestrich einen sehr guten Schalldämmwert auf. Die etwas zu große Estrichdicke kann bei Verwendung von einem kunstharzmodifizierten Estrich auf 3,5 cm reduziert werden.
Möglichkeit #4: Gussasphaltestrich
Gussasphaltestrich kann auf einer Holzbalkendecke mit einer Aufbauhöhe von etwa 2 cm realisiert werden. Das Gewicht pro Quadratmeter ist bei einer solchen Dicke dann relativ niedrig. Daher wurde dieser Estrich schon immer gerne für Altbauten verwendet.
Ist der Fußboden allerdings uneben und muss mit Gussasphalt ausgeglichen werden, steigt die Aufbauhöhe und das Gewicht. Problematisch ist das Verhalten des Gußasphalts bei Erwärmung.
Auch wenn es nicht brennt, können Möbelstücke bei Sonnenerwärmung einsinken. Dazu ist Gussasphalt nahezu dampfdicht. Das kann zu Schwierigkeiten führen, wenn sich im Untergeschoss Feuchträume befinden und es nicht gewährleistet ist, dass feuchte Luft jederzeit abgeführt wird.
Bei fachgerechter Abstreuung des Gussasphalts können alle Standardbeläge aufgebracht werden. Durch sein plastisches Verhalten bietet der Estrich einen guten Trittschallschutz. Um die erhöhten Schallanforderungen zu erreichen, fehlt ihm meist jedoch die notwendige Masse.
Möglichkeit #5: Anhydritfließestrich
Auch bei Holzbalkendecken gibt es die Bestrebung, vermehrt Fließestrich einzusetzen. Damit lässt sich die Aufbauhöhe gegenüber dem Zementestrich um etwa 5 mm reduzieren.
In Sachen Brandverhalten ist er mit dem Zementestrich durchaus vergleichbar. Fließestrich benötigt jedoch eine dicht verschweißte Unterlage, um die Holzbalkenkonstruktion vor Durchfeuchtung zu schützen. Dies führt dann wie beim Gussasphaltestrich zu Problemen bei Feuchträumen im Untergeschoss.
Für Nassräume ist der Estrich wegen mangelnder Feuchteresistenz nicht geeignet. Die Schalldämmung ist aufgrund der geringeren Masse nicht ganz so gut wie beim Zementestrich. Nach entsprechender Vorbehandlung der Oberfläche wie anschleifen, grundieren und spachteln, können alle Standardbeläge aufgebracht werden.
Möglichkeit #6: Magnesiaestrich
Magnesiaestrich ist sehr leicht, pro Quadratmeter beträgt die Auflast lediglich 22 kg. Auch die Aufbauhöhe ist mit 2 cm sehr gering. Das Brandverhalten ist mit dem von Zementestrich und Anhydritfließestrich zu vergleichen.
Bei Holzbalkendecken wird Magnesiaestrich meist im Verbund eingebaut. Die vorhandenen Bohlen der Decke werden mit Pappnägeln versehen und dann der Estrich aufgebracht. Dadurch gibt es keine Probleme beim Diffusionsverhalten und auch alle Standardbeläge können verlegt werden.
Magnesiaestrich ist an sich sehr gut schalldämmend. Durch den Verbund und der dadurch entstehenden Schallbrücken ist jedoch fast kein Schallschutz zu erreichen. Auch für Nassräume ist der Estrich wegen mangelnder Resistenz nicht geeignet.