U-Bahnen sind zum einen ein Prestigeobjekt, zum anderen natürlich auch praktisch, da sie den Verkehrsraum nicht mit Autos, Fahrrädern und Fußgängern teilen müssen. So lassen sich die Fahrzeiten dann auch einfacher kalkulieren. In diesem Beitrag soll es aber nicht um Verkehrsplanung gehen, sondern um die längsten U-Bahn-Strecken Europas. Und da sind keine großen Überraschungen dabei, denn in den größten Städten gibt es in der Regel auch die größten U-Bahn-Netze.
Das erwartet Sie in diesem Beitrag
- Platz 1: 470,6 Kilometer – U-Bahn von London
- Platz 2: 436 Kilometer – U-Bahn von Moskau
- Platz 3: 294 Kilometer – U-Bahn von Madrid
- Platz 4: 226,9 Kilometer – U-Bahn von Paris
- Platz 5: 156,1 Kilometer – U-Bahn von Berlin
- Kürzeste U-Bahn Deutschlands gibt es in Karlsruhe
Platz 1: 470,6 Kilometer – U-Bahn von London
Die Londoner U-Bahn ist nicht nur die längste U-Bahn Europas, sondern auch die drittlängste weltweit. Lediglich Shanghai und Peking haben ein noch umfangreicheres Schienennetz im Untergrund. Immerhin ist London Underground mit ihrem Alter von über 160 Jahren die älteste U-Bahn der Welt. Das Streckennetz erschließt nicht nur die City of London, sondern auch große Teile der britischen Hauptstadt London nördlich der Themse sowie angrenzende Gebiete.
Erste Strecke war die Metropolitan Railway, heute bekannt als die Metropolitan Line. Sie eröffnete am 10. Januar 1863, war 55,6 Kilometer lang und umfasste 34 Stationen. Von dem Namen der ersten U-Bahn-Strecke leitet sich übrigens der heute weltweit genutzte Name „Metro“ ab. Die Engländer bezeichnen die Bahn jedoch bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts als „Underground“ oder umgangssprachlich auch als „Tube“. Die Londoner U-Bahn wuchs im Laufe der Jahre immer weiter an bis auf den heutigen Rekordwert von 470,6 Kilometern.
So folgten auf die Metropolitan Line zum Beispiel die Hammersmith & City, District, Circle, Northern, Waterloo & City, Central, Piccadilly, Bakerloo und schließlich 1969 die Victoria Line. Mit einer Länge von 74 Kilometern ist die rote Central Line die längste Linie und zudem eine der verkehrsreichsten. Nur die schwarze Northern Line hat noch mehr Fahrgäste, mit jährlich 206 Millionen Menschen. Die Northern Line verläuft von Nord nach Süd durch London und passiert dabei wichtige Verkehrsknotenpunkte wie Euston und King’s Cross St. Pancras.
Platz 2: 436 Kilometer – U-Bahn von Moskau
Die Metro Moskau zählt zu den U-Bahn-Systemen mit den tiefsten Tunneln und Stationen weltweit. Mit rund 2,8 Milliarden Fahrgästen jährlich ist sie zudem eine der meist frequentierten U-Bahnen überhaupt. Die Stationen der Moskauer Metro sind bekannt für ihre anspruchsvolle Architektur, die sie zu regelrechten unterirdischen Palästen macht. Seit ihrer Eröffnung am 15. Mai 1935 gehört sie zu den ältesten U-Bahnen in Russland.
Die Metro Moskau ist ein bedeutendes architektonisches und kulturelles Wahrzeichen der Stadt. Die Stationen sind mit kunstvollen Werken, Mosaiken und Skulpturen geschmückt, die die Geschichte, Kultur und Errungenschaften Russlands widerspiegeln. Zu den bekanntesten Stationen zählen Komsomolskaya, Belorusskaja, Mayakovskaya und Arbatskaya.
Im Gegensatz zu vielen anderen Metrosystemen, die aus der Notwendigkeit einer schnellen und effizienten Transportmöglichkeit entstanden sind, ist die Entstehungsgeschichte der Moskauer Metro eng mit der politischen Situation und dem Geist verbunden, der die russische Gesellschaft geprägt hat. Die Metro ist mehr als nur ein Verkehrssystem. Als Symbol nationalen Stolzes repräsentiert sie die technologische Leistungsfähigkeit des Landes, die genauso fortschrittlich ist wie die Kultur und die Gesellschaft selbst.
Platz 3: 294 Kilometer – U-Bahn von Madrid
Die Metro Madrid ist das U-Bahn-System der spanischen Hauptstadt Madrid. Mit einem Streckennetz von 294 Kilometern und insgesamt 302 Stationen erschließt sie nicht nur die Stadt selbst, sondern auch zahlreiche Vororte. Nach Abschluss der Erweiterungsphase im Mai 2007 zählt die Madrider Metro derzeit zu den zwölf längsten U-Bahn-Systemen weltweit und hat in Europa nach Paris die meisten Stationen. In den 2000er Jahren galt sie neben der U-Bahn Seoul als das am schnellsten expandierende U-Bahn-System der Welt. Seit 1994 hat sich die Länge des Streckennetzes mehr als verdoppelt.
Am 17. Oktober 1919 nahm König Alfonso XIII an der Jungfernfahrt der Metro Madrid teil. Der Bau der Linie 1 dauerte zwei Jahre, und die damals hochmodernen Züge fuhren von der Puerta del Sol knapp 3,48 Kilometer nach Norden bis zum Platz Cuatro Caminos. Die Fahrzeit betrug damals 8 Minuten, und der Fahrpreis betrug 15 Cent, was in etwa dem Preis von drei Briefmarken entsprach. Im Gegensatz zur Dampfmaschine, die in London verwendet wurde, handelte es sich bei den Zügen um elektroangetriebene MR6-Wagen (Modell Cuatro Camino), die knapp 12 Meter lang waren und Platz für 100 Personen boten.
Heute verfügt die Metro Madrid über zwölf Metrolinien, drei Stadtbahn-Linien und eine Linie, die die Haltestellen Ópera und Príncipe Pío verbindet. Besonders bemerkenswert ist die moderne Linie 8 (Nuevos Ministerios-Airport T4), die die Hauptstadt mit dem internationalen Flughafen Alfonso Suárez Madrid-Barajas verbindet. Die Fahrt zum Terminal T4 dauert nur 20 Minuten, zu den anderen Terminals sogar nur 12 Minuten. Die Linie bietet auch eine Haltestelle am Messegelände von Madrid (IFEMA) und Anschluss an die Linien, die zu den neu erschlossenen Stadtgebieten führen, wie die Linie 1 zum PAU von Carabanchel und die Stadtbahn-Linie 1 nach Sanchinarro und Las Tablas.
Platz 4: 226,9 Kilometer – U-Bahn von Paris
Die Métro Paris ist das U-Bahn-System der französischen Hauptstadt Paris. Sie wurde am 19. Juli 1900 anlässlich der Weltausstellung eröffnet und war zu dieser Zeit die sechste U-Bahn der Welt, nach London (1863), Liverpool (1893), Budapest und Glasgow (jeweils 1896) sowie Wien (1898). Mit einer Gesamtlänge von 226,9 Kilometern und 308 Stationen, die von insgesamt sechzehn unabhängigen Linien bedient werden, zählt das Netz zu den größten der Welt. Es zeichnet sich durch eine hohe Netzdichte innerhalb der Stadt und geringe Abstände zwischen den einzelnen Stationen aus, im Durchschnitt etwa 500 Meter.
Der Bau der U-Bahn begann im Oktober 1898 und war mit einigen Herausforderungen und Störungen für die Pariser verbunden. Es waren tiefe Gräben durch die Stadt zu graben und die Wände mit Beton zu verstärken, was zu Umleitungen, Sperrungen und Verkehrsstaus führte. Das gewaltige Projekt wurde dem Ingenieur Fulgence Bienvenüe anvertraut, der nach 23 Monaten Bauzeit im Jahr 1900 die Linie 1 der Pariser Métro einweihte, rechtzeitig zum Eintritt von Paris in das 20. Jahrhundert.
Die U-Bahn wird täglich von mehreren Millionen Menschen genutzt, was zu einer starken Auslastung der Züge und Stationen führt, nicht nur während der Hauptverkehrszeiten. Das U-Bahnnetz besteht aus 16 Linien, die sich innerhalb der Stadt und an den Randgebieten erstrecken. Die Stationen der Pariser Métro sind bekannt für ihre charakteristischen Eingänge, die oft aus geflochtenen Eisenträgern bestehen. Eine weitere Besonderheit sind die Taktzeiten der Züge. Es gibt keine Fahrpläne, sondern regelmäßige Taktabstände. Zu Stoßzeiten verkehren die Züge etwa alle zwei Minuten.
Platz 5: 156,1 Kilometer – U-Bahn von Berlin
Im Jahr 1902 wurde die Berliner U-Bahn eröffnet. Die Strecke erstreckte sich über etwa elf Kilometer und beförderte Fahrgäste vom Stralauer Tor zum Potsdamer Platz. Der Bau wurde von Siemens, seinem Mitgesellschafter Halske und der Deutschen Bank realisiert. Der erste Fahrzeugbestand umfasste 42 Triebwagen und 20 Beiwagen. Anfangs waren die Wagenkästen noch aus Holz, wurden aber später durch Stahlkonstruktionen ersetzt. Die Wagen hatten eine Länge von knapp 13 Metern, eine Breite von 2,30 Metern und gehörten zum Typ Kleinprofilbahn. Jeder U-Bahnzug bot 122 Sitzplätze und konnte insgesamt etwa 210 Personen befördern.
Mit dem Bau der Berliner Mauer im Jahr 1961 wurden die U-Bahnhöfe in Ost-Berlin gesperrt. Die Züge durften zwar weiterhin die Transitstrecke passieren, jedoch war das Anhalten an den Bahnhöfen von der DDR-Regierung untersagt worden. Um einen symbolischen Halt zu signalisieren, durften die Züge auf Anweisung der „Berliner Verkehrsbetriebe BVG“ in den Bahnhöfen nur mit maximal 15 Kilometer pro Stunde, später 30 Kilometer pro Stunde fahren. Die Linie U2 wurde getrennt.
Nach der Wende und der deutschen Wiedervereinigung wurden nach und nach die U-Bahnhöfe der Linien U6 und U8 in Ost-Berlin wiedereröffnet. Darüber hinaus wurden die getrennten Linien A und U2 nach den Wiederaufbauarbeiten wieder zusammengeführt. Heute ist das Berliner U-Bahn-Netz 156,1 Kilometer – mit Tendenz nach oben. Immer wieder kommen neue Streckenabschnitte dazu, so dass das Netz wahrscheinlich seinen Platz 1 in Deutschland zementieren wird. In Europa reicht es hingegen „nur“ zu Platz 5.
Kürzeste U-Bahn Deutschlands gibt es in Karlsruhe
Seit Ende 2021 verfügt Karlsruhe über die kürzeste U-Bahn Deutschlands. Die sogenannte „Kombilösung“ kann als das Pendant zu Stuttgart 21 in Baden-Württemberg betrachtet werden. Auch hier gab es lange Debatten, die bis heute durch anhaltende Kostensteigerungen nicht verstummen. Als Teil der Stadtbahnlinie erstreckt sich die U-Bahn über eine Strecke von etwa 3,6 Kilometern unter der Erde zwischen den Haltestellen Mühlburger Tor, Durlacher Tor und Kongresszentrum. Insgesamt gibt es sieben unterirdische Haltestellen.
Alle Haltestellen zeichnen sich durch moderne Architektur sowie höchste Standards in Bezug auf Sicherheit und Brandschutz aus. Die Haltestellen, die sich 13 Meter unter der Erdoberfläche befinden, sind hell und großzügig gestaltet und vollständig barrierefrei. Jede Haltestelle verfügt über mindestens einen Aufzug, feste Treppen und Rolltreppen. Nach der oberirdischen Haltestelle Mühlburger Tor fahren die Züge in den Tunnel und kommen auf der West-Ost-Achse nach dem Durlacher Tor wieder an die Oberfläche. Auf der Nord-Süd-Achse fahren die Bahnen nach dem Halt am Kongresszentrum wieder oberirdisch.
Die kürzeste U-Bahn der Welt finden wir jedoch nicht in Karlsruhe, sondern in Serfaus in Österreich, wenngleich es sich dabei um eine fahrerlose seilgetriebene Luftkissenbahn handelt. Sie unterscheidet sich daher von herkömmlichen U-Bahnen, allerdings verläuft sie ebenfalls komplett unterirdisch und getrennt vom Individualverkehr. Die U-Bahn Serfaus hat eine Länge von 1,3 Kilometern.