Vor einigen Tagen berichteten wir auf bauredakteur.de über die längsten Eisenbahnstrecken der Welt. Was lag da näher, sich auch einmal die längsten Eisenbahntunnel der Welt anzuschauen. Seien Sie gespannt, welcher Tunnel am längsten ist und wie die deutschen Eisenbahntunnel im internationalen Vergleich dastehen.
Das erwartet Sie in diesem Beitrag
- Platz 1: Gotthard-Basistunnel in der Schweiz mit 57,1 Kilometer Länge
- Platz 2: Seikan-Tunnel in Japan mit 53,9 Kilometer Länge
- Platz 3: Eurotunnel unter dem Ärmelkanal mit 50,5 Kilometer Länge
- Platz 4: Yulhyeon-Tunnel in Seoul mit 50,3 Kilometer Länge
- Platz 5: Lötschberg-Basistunnel in der Schweiz mit 34,6 Kilometer Länge
- Platz 6: Neuer Guanjiao-Tunnel in China mit 32,6 Kilometer Länge
- Platz 7: Guadarrama-Tunnel in Spanien mit 28,4 Kilometer Länge
- Platz 8: Westlicher Qinling-Tunnel in China mit 28,2 Kilometer Länge
- Platz 9: Taihangsan-Tunnel in China mit 27,8 Kilometer Länge
- Platz 10: Hakkōda-Tunnel in Japan mit 26,7 Kilometer Länge
- Und wo sind die längsten Eisenbahntunnel in Deutschland?
Platz 1: Gotthard-Basistunnel in der Schweiz mit 57,1 Kilometer Länge
Mit einer Länge von 57 Kilometern ist der Gotthard derzeit der längste Eisenbahntunnel der Welt. Das gesamte Projekt umfasst jedoch insgesamt 151,8 Kilometer unterirdischer Strecke. Die Röhren wurden in den Fels geschnitten und haben einen Durchmesser von 8,5 bis 13 Metern. Zusätzlich gibt es alle 330 Meter Quertunnel mit einer Länge von 40 bis 70 Metern, die aus Sicherheitsgründen angelegt wurden. Im Falle einer Katastrophe können Menschen in die benachbarte Röhre flüchten. Darüber hinaus gibt es die beiden sogenannten Multifunktionsstellen in den Orten Sedrun und Faido, die für diesen Zweck geschaffen wurden.
Es dauerte 17 Jahre, bis der Tunnel im Jahr 2016 eröffnet wurde. Während dieser Zeit arbeiteten tausende Bergarbeiter unter extremen Bedingungen, denn der Bau des längsten Eisenbahntunnels der Welt führte mitten durch den Gotthard und die Schweizer Alpen. Dabei galt der alte Spruch im Bergbau, dass man nie wissen kann, auf was man unter Tage stoßen würde, ganz besonders. Zwei Röhren, jeweils 57 Kilometer lang, und über den Köpfen der Bergarbeiter erstreckten sich beeindruckende Felsmassen von bis zu 2300 Metern. Es stellte sich die Frage, ob das Dach bei den nächsten Sprengungen, Wassereinbrüchen und Bergschlägen standhalten würde. Zum Glück ist alles gut gegangen.
Platz 2: Seikan-Tunnel in Japan mit 53,9 Kilometer Länge
Der Seikan-Tunnel ist mit einer Gesamtlänge von 53,85 Kilometern der derzeit zweitlängste Eisenbahntunnel der Welt. Davon erstrecken sich 23,3 Kilometer unter dem Meer, was ihn zum zweitlängsten unterseeischen Tunnel nach dem Eurotunnel macht. Die Idee, die Eisenbahnfähren zwischen Honshu und Hokkaido durch einen Eisenbahntunnel zu ersetzen, bestand schon lange. In den 1950er Jahren wurde der Plan konkreter, da es Vorfälle gab, die die Sicherheit der Schifffahrtswege bedrohten.
Während des Koreakriegs trieben häufig Seeminen in die Tsugaru-Meerenge. Darüber hinaus gerieten 1954 fünf Schiffe in Seenot und sanken aufgrund eines Taifuns. Die Bauarbeiten begannen schließlich im Jahr 1961, und am 13. März 1988 wurde der Tunnel in Betrieb genommen. Der Bau dauerte also mehr als 25 Jahre und verschlang enorme Kosten. Der Tunnel liegt etwa 100 Meter unter dem Meeresboden und verfügt über zwei Bereiche, von denen aus Schächte für Feuerlöscheinrichtungen und Fluchtwege bis unter die Küste führen. Der Mittelpunkt des Tunnels ist durch fluoreszierende blaue und grüne Lichter gekennzeichnet.
Platz 3: Eurotunnel unter dem Ärmelkanal mit 50,5 Kilometer Länge
Am 6. Mai 1994 wurde offiziell der Tunnel unter dem Ärmelkanal eröffnet, der Frankreich und Großbritannien miteinander verbindet. Seitdem wird ein bedeutender Teil des Handels mit Großbritannien über den Eurotunnel abgewickelt. Bereits Mitte des 18. Jahrhunderts beschäftigte sich der französische Geologe Nicolas Desmarest mit der Idee einer festen Landverbindung zwischen England und Frankreich, allerdings ohne konkrete Baupläne. Im Jahr 1802 stellte der Bergwerksingenieur Albert Mathieu-Favier erstmals detaillierte Baupläne vor. Sein Ziel war es, mit der Postkutsche in fünf Stunden von Calais in Frankreich nach Dover in Südengland zu reisen – durch einen Kanaltunnel.
Etwa 192 Jahre später wurde der Eurotunnel schließlich zur Realität. Die Hochgeschwindigkeitszüge („Eurostar“) benötigen heute etwas mehr als eine halbe Stunde für die 50 Kilometer lange Strecke. Die Eröffnung dieser ersten Landverbindung zum Kontinent seit der Eiszeit wurde in Großbritannien mit einer gewissen Nervosität begleitet. Der britische Boulevard vertrieb sich die lange Wartezeit bis zur Eröffnung des Jahrhundertbauwerks mit typischer Phantasie: Tollwut und Kartoffelfäule sollten auf die Insel zurückkehren, Killermotten vom Kontinent in Kent einfallen und die Bienenvölker im „Garten Englands“ dezimieren. Nichts davon ist eingetreten, die Engländer haben die Verbindung zum Festland längst in ihr Herz geschlossen.
Platz 4: Yulhyeon-Tunnel in Seoul mit 50,3 Kilometer Länge
Der Yulhyeon-Tunnel in Südkorea, der im Dezember 2016 eröffnet wurde, ist mit einer Länge von 50,3 Kilometern derzeit der viertlängste Eisenbahntunneln weltweit. Der Tunnel besteht aus einer zweigleisigen Röhre und ist Teil der 61,1 Kilometer langen Hochgeschwindigkeitsstrecke Suseo-Pyeongtaek, die den Bahnhof Suseo im südöstlichen Teil von Seoul mit der Hochgeschwindigkeitsstrecke Gyeongbu verbindet. Der Anschluss an die ältere Hochgeschwindigkeitsstrecke erfolgt südlich der Stadt Pyeongtaek. Der Yulhyeon-Tunnel nimmt etwa 82% der gesamten neuen Strecke ein.
Für den Bau des Yulhyeon-Tunnels wurde die New Austrian Tunneling Method (NATM) verwendet. Der Tunnel ist für eine Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h ausgelegt, wobei die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit aufgrund eines Zwischenstopps am Bahnhof Dongtan im südlichen Teil des Tunnels bei etwa 240 km/h liegt. Aufgrund seiner Lage entlang einer aktiven Verwerfung können Risse auftreten, wenn es zu Erdbeben kommt. Zusätzlich gibt es 16 vertikale Ausgänge, die im Notfall als Evakuierungsmöglichkeiten nach außen dienen können.
Platz 5: Lötschberg-Basistunnel in der Schweiz mit 34,6 Kilometer Länge
Der Lötschberg-Basistunnel, der am 16. Juni 2007 in Betrieb genommen wurde, unterquert mit einer Länge von 34,6 Kilometern die nördliche Alpenkette. Der erste Spatenstich erfolgte am 12. April 1994, die Bauzeit betrugt somit über 13 Jahr. Der Eisenbahntunnel erstreckt sich zwischen Frutigen im Berner Oberland (Kanton Bern, Schweiz) und Raron (Kanton Wallis, Schweiz). Der Basistunnel ist ein wichtiger Bestandteil der Lötschberg-Simplon-Achse der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT). Diese Strecke führt von Basel über Bern, Thun, Spiez zum Lötschberg und weiter über Brig, Simplon, Domodossola nach Mailand und Novara-Genua.
Neben der parallel verlaufenden Gotthardachse bietet der Lötschberg-Basistunnel eine zweite Route für den Schienengüterverkehr entlang des Europäischen Korridors 24 (Rotterdam-Genua). Der Basistunnel ist derzeit nur zu etwa 40 Prozent mit zwei Spuren befahrbar ist. Auf einer Strecke von 14 Kilometern wurde eine zweite Röhre ausgebrochen, jedoch nicht für den Bahnbetrieb ausgestattet. Weitere sieben Kilometer müssten noch ausgebrochen werden, um den Tunnel durchgängig mit zwei Spuren befahrbar zu machen. Aufgrund begrenzter finanzieller Mittel wurde der Tunnel in diesem reduzierten Umfang errichtet.
Platz 6: Neuer Guanjiao-Tunnel in China mit 32,6 Kilometer Länge
Der Neue Guanjiao-Tunnel befindet sich an der Lhasa-Bahnstrecke zwischen Xining und Golmud in der Provinz Qinghai, China. Er wurde im Jahr 2014 eröffnet und ist mit einer Länge von 32.650 Metern der längste Eisenbahntunnel im chinesischen Eisenbahnnetz. Der Bau des Tunnels begann im Jahr 2007, ursprünglich war die Fertigstellung für das Jahr 2012 geplant. Die Bauarbeiten wurden in verschiedene Abschnitte aufgeteilt, wobei ein Großteil der Arbeiten von China Railway Construction durchgeführt wurde.
Sowohl Tunnelbohrmaschinen als auch Bohrungen und Sprengungen kamen beim Bau zum Einsatz. Im Durchschnitt wurde ein Vortrieb von 420 Metern pro Monat erreicht. Deutsche Maschinen waren ebenfalls an den Bauarbeiten beteiligt. Der Neue Guanjiao-Tunnel besteht aus zwei eingleisigen Röhren mit einem Abstand von 40 Metern und ermöglicht eine Durchfahrtsgeschwindigkeit von 160 km/h. Durch den Bau des neuen Basistunnels konnte die Fahrzeit auf 20 Minuten verkürzt werden.
Platz 7: Guadarrama-Tunnel in Spanien mit 28,4 Kilometer Länge
Der Guadarrama-Tunnel ist der längste Eisenbahntunnel in Spanien und wurde im Jahr 2007 eröffnet. Er verbindet Madrid und Valladolid und erstreckt sich über eine Länge von etwa 28.400 Metern. Der Guadarrama-Tunnel ist ein großer und komplexer Verkehrsknotenpunkt, der aus zwei parallelen Tunneln besteht. Diese Struktur ermöglicht es Zügen, gleichzeitig in beide Richtungen durch den Tunnel zu fahren. Seit der Eröffnung wird der Tunnel von den Hochgeschwindigkeitszügen AVE genutzt.
Die Inbetriebnahme des Tunnels hat es ermöglicht, in nur wenigen Minuten von der spanischen Hauptstadt nach Valladolid zu gelangen (und natürlich umgekehrt). Daher erfreut sich der Guadarrama-Tunnel großer Beliebtheit bei Touristen und Reisenden. Die Bauarbeiten für den Tunnel begannen im Jahr 2002 und dauerten fast fünf Jahre. Ab Oktober 2002 waren insgesamt vier Tunnelbohrmaschinen im Einsatz, um insgesamt vier Millionen Kubikmeter Gestein zu entfernen. Insgesamt verschlang der Tunnelbau 1,219 Milliarden Euro, wovon 70 Prozent von der Europäischen Union bezahlt wurden.
Platz 8: Westlicher Qinling-Tunnel in China mit 28,2 Kilometer Länge
Der Westliche Qinling-Tunnel ist Teil der Eisenbahnlinie Chongqing-Lanzhou und mit einer Länge von 28,2 Kilometern der zweitlängste Eisenbahntunnel in der Volksrepublik China, nach dem Neuen Guanjiao-Tunnel. Der Tunnel wurde als Teil der 862 Kilometer langen Eisenbahnstrecke zwischen Lanzhou, der Hauptstadt der Provinz Gansu, und der regierungsunmittelbaren Stadt Chongqing errichtet. Die maximale Überdeckung des Tunnels beträgt 1400 Meter. Die Bauarbeiten für den Tunnel begannen im August 2008. Beim Bau wurde eine 180 Meter lange Tunnelbohrmaschine mit einem Gewicht von 1800 Tonnen eingesetzt. Der Vortrieb erfolgte sowohl durch Bohrungen als auch durch Sprengungen. Der Durchmesser des Tunnelquerschnitts betrug 10,23 Meter.
Die schwierigen geologischen Bedingungen stellten beim Tunnelbau erhebliche technische Herausforderungen dar. Eine Tunnelröhre wurde am 29. November 2013 fertiggestellt, gefolgt von der Fertigstellung der zweiten Röhre am 19. Juli 2014. Am 26. Dezember 2016 wurde der Abschnitt zwischen dem Kreis Min in der bezirksfreien Stadt Dingxi und der bezirksfreien Stadt Guangyuan in Sichuan, in dem sich der Tunnel befindet, für den Eisenbahnverkehr freigegeben. Die gesamte Lan-Yu-Eisenbahnlinie wurde schließlich am 29. September 2017 in Betrieb genommen.
Platz 9: Taihangsan-Tunnel in China mit 27,8 Kilometer Länge
Der Taihangshan-Tunnel ist ein zweigleisiger Eisenbahntunnel in der nordchinesischen Provinz Shanxi. Im Jahr 2019 war er mit einer Länge von 27,8 Kilometern der drittlängste Eisenbahntunnel in der Volksrepublik China, nach dem Neuen Guanjiao-Tunnel und dem Westlichen Qinling-Tunnel. Der Tunnel wurde am 1. Januar 2009 in Betrieb genommen. Er gehört zur ShiTai-Eisenbahnstrecke, einer 189,93 Kilometer langen Hochgeschwindigkeitstrasse, die Shijiazhuang, die Hauptstadt der Provinz Hebei, mit Taiyuan, der Hauptstadt der Provinz Shanxi, verbindet.
Die Bauarbeiten für die ShiTai-Eisenbahnstrecke begannen am 11. Juni 2005. Die erste der beiden Tunnelröhren wurde am 22. Dezember 2007 fertiggestellt und die gesamte Strecke am 1. Januar 2009 für den Verkehr freigegeben. Der Tunnel unterquert das Taihang-Gebirge (Taihangshan) in einer Höhe von 1311 Metern über dem Meeresspiegel und erreicht dabei eine maximale Tiefe von 445 Metern. Zum Zeitpunkt der Eröffnung war der Tunnel der längste Eisenbahntunnel in China. Das Tunnelbauwerk umfasst zwei parallele Röhren, die im Abstand von 35 Metern durch den Berg verlaufen. Alle 420 Meter gibt es Verbindungsgänge zwischen den Tunnelröhren.
Platz 10: Hakkōda-Tunnel in Japan mit 26,7 Kilometer Länge
Der Hakkōda-Tunnel ist ein Eisenbahntunnel mit einer Länge von 26,445 Kilometern (16,432 mi) in der Präfektur Aomori, Tohoku, Japan. Er durchquert das Hakkoda-Gebirge und verbindet die Stadt Shichinohe mit der Stadt Aomori. Der Hakkōda-Tunnel ist Teil des nördlichen Abschnitts der Tōhoku Shinkansen, der zwischen den Stationen Shichinohe-Towada und Shin Aomori verläuft. Die Fertigstellung des Tunnels und die Verlängerung der Tōhoku Shinkansen nach Aomori haben die Reisezeit von Tokio nach Aomori um 40 Minuten verkürzt und den Tsugaru-Expresszug zwischen Hachinohe und Aomori überflüssig gemacht.
Die Vorbereitungsarbeiten für den Tunnel begannen im August 1998, gefolgt vom offiziellen Baustart im Juni 1999. Am 27. Februar 2005 erfolgte der Durchbruch des Tunnels, wodurch er den Iwate-Ichinohe-Tunnel des Tōhoku Shinkansen übertraf und zum längsten terrestrischen (landgestützten) Tunnel der Welt wurde. Dieser Rekord wurde jedoch nur zwei Monate später vom Lötschberg-Basistunnel in der Schweiz und schließlich vom Gotthard-Basistunnel bei dessen Eröffnung im Jahr 2016 übertroffen. Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass der Lötschberg-Basistunnel über weite Strecken nur eine einzelne Spur hat, während der Gotthard-Basistunnel zwei eingleisige Röhren aufweist.
Und wo sind die längsten Eisenbahntunnel in Deutschland?
Deutschland ist auf den vorderen Rängen der längsten Eisenbahntunnel der Welt nicht vertreten. Derzeit ist der Landrückentunnel mit 10,8 Kilometern Länge der Rekordhalter. Er wurde im Jahr 1988 eröffnet und liegt auf der Schnellfahrtstrecke Hannover-Würzburg. Dort unterfährt er den osthessischen Gebirgsstock Landrücken, woher der Tunnel auch seinen Namen hat. Ebenfalls auf der Strecke Hannover Würzburg finden wir den zweitlängsten Eisenbahntunnel Deutschlands. Der Mündener Tunnel ist mit einer Länge von 10,5 Kilometern nur unwesentlich kürzer.
Bald werden die deutschen Eisenbahntunnel in den Rankings jedoch nach oben schießen, denn der Fehmarnbelttunnel wird einmal 17,6 Kilometer lang sein. Seit 2021 wird an dem Tunnel unter der Ostsee zwischen der deutschen Insel Fehmarn und der dänischen Insel Lolland gegraben. Neben Bahnen sollen dann auch Autos durch den Tunnel fahren können. Nach Fertigstellung könnte der Fehmarnbelttunnel der längste kombinierte Straßen- und Eisenbahntunnel der Welt werden. Derzeit wird davon ausgegangen, dass der Tunnel im Jahr 2029 fertig sein wird.