Dachabdichtung – so wird das Flachdach dicht

Von Dominik Hochwarth

Bei Flachdächern ist eine funktionierende Dachabdichtung unabdinglich. Hier gibt es nicht die eine Lösung, die für alles passt. Vielmehr ist für jedes Dach die dafür am besten geeignete Abdichtung zu wählen. Hier erfahren Sie, welche Möglichkeiten es gibt und auf was es beim Abdichten generell ankommt.

begrüntes Flachdach mit Gully
Ohne Abdichtung läuft das Wasser in das Gebäude (Foto: Christopher Amend auf Pixabay)

Das erwartet Sie in diesem Beitrag

Die richtige Abdichtung finden

Neben der Flachdachentwässerung ist die Flachdachabdichtung wesentlicher Bestandteil eines jeden Flachdaches. Wie bereits geschrieben, muss die Abdichtung exakt auf die Erfordernisse des Flachdachs abgestimmt sein. Ein begrüntes Dach muss anders behandelt werden als ein Flachdach mit Kiesschüttung, ein genutztes anders als ein nicht genutztes Dach.

Die DIN 18531-1 hat hier einige Regeln definiert, mit deren Hilfe die passende Dachabdichtung gewählt werden kann. Wichtige Begriffe in diesem Zusammenhang sind:

  • Einwirkungsklassen
  • Anwendungsklassen
  • Eigenschaftsklassen

Anwendungsklassen

Fangen wir mit den Anwendungsklassen an, die sind schnell erklärt. Es gibt zwei Klassen, K1 und K2, wobei K1 die Standardausführung und K2 eine hochwertige Ausführung bezeichnet. Meist reicht K1, bei einer höherwertigen Gebäudenutzung kann aber auch K2 festgelegt werden.

Einwirkungsklassen

Kommen wir zu den Einwirkungsklassen. Ein Flachdach wird durch verschiedene Einwirkungen beansprucht. Da ist zunächst natürlich die Feuchtigkeit, aber auch Wurzelwachstum, Hitze und Kälte sowie mechanische Beanspruchungen können dem Dach zusetzen. Es wird unterschieden zwischen:

I – Hohe mechanische Beanspruchungen
II – Mäßige mechanische Beanspruchungen
A – Hohethermische Beanspruchungen
B – Mäßige thermische Beanspruchungen

Daraus lassen sich die 4 Kombinationen IA, IIA, IB und IIB bilden. Hier einige Beispiele, die bei der Einstufung helfen:

Eine hohe mechanische Beanspruchung ist bei genutzten Dächern zu erwarten, wenn sie beispielsweise als Dachterrasse fungieren oder befahren werden. Nicht genutzte Flachdächer und Umkehrdächer werden hingegen in der Regel nur mäßig mechanisch beansprucht.

Eine hohe thermische Beanspruchung kann zum Beispiel bei nicht genutzten Dächern und Dachabdichtungen angenommen werden, die nicht oder nur leicht mit einem Oberflächenschutz versehen sind. Unter einer Kiesschüttung können Sie hingegen annehmen, dass sich die Abdichtung nicht so sehr aufheizt.

Eigenschaftsklassen

Die verschiedenen Abdichtungsstoffe werden analog zu den Beanspruchungsklassen nach DIN 18531-1 in vier Eigenschaftsklassen unterteilt:

E1 – Hoher mechanischer Widerstand gegen hohe thermische Beanspruchung
E2 – Hoher mechanischer Widerstand gegen mäßige thermische Beanspruchung
E3 – Mäßiger mechanischer Widerstand gegen hohe thermische Beanspruchung
E4 – Mäßiger mechanischer Widerstand gegen mäßige thermische Beanspruchung

Sie müssen bei der Wahl der Dachabdichtung genau schauen, welche Eigenschaftsklasse Sie benötigen. Abdichtungsstoffe der Klasse E1 sind am widerstandsfähigsten, die der Klasse E4 am wenigsten widerstandsfähig.

Die verschiedenen Abdichtungsstoffe

Generell lässt sich zwischen Bahnen und flüssigen Abdichtungsstoffen unterscheiden. Welche Stoffe verwendet werden dürfen, ist in der DIN 18 531-2 dargelegt. Hier gibt es zum Beispiel die bewährten Bitumen- oder Polymerbitumenbahnen. Weitere erlaubte Dachabdichtungsbahnen sind Kunststoff- und Elastomerbahnen. Flüssige Abdichtungsstoffe sind Flüssigkunststoff sowie Gussasphalt.

Bitumen- und Polymerbitumenbahnen

Ob genutztes oder nicht genutztes Flachdach – mit Bitumenbahnen lässt es sich zuverlässig abdichten. Rund 2/3 aller Flachdächer sollen nach Angaben des Fachverbands „die Bitumenbahn“ mit Bitumen- oder Polymerbitumenbahnen abgedichtet sein.

Bitumenbahnen sind in den verschiedensten Ausführungen erhältlich – so zum Beispiel als reine Bitumenbahn, mit Gewebeeinlagen oder mit mineralischen Einstreuungen. Sie werden zur Abdichtung in der Regel zweilagig verlegt und widerstehen Feuchtigkeit und extremen Temperaturen gleichermaßen.

Für die Dachabdichtung eignen sich insbesondere Bitumenbahnen mit Trägereinlage und Deckschicht, wie diese hier:

  • Polymerbitumenbahnen, modifiziert mit thermoplastischen Elastomeren (PYE)
  • Polymerbitumenbahnen, modifiziert mit thermoplastischen Kunststoffen (PYP)

Mehr Wissen? In einem anderen Artikel habe ich bereits ausführlich über Bitumenbahnen berichtet.

Kunststoff- und Elastomerbahnen

Auf Wachstumskurs sind Dachabdichtungen mit Kunststoff- und Elastomerbahnen. Im Vergleich zu Bitumenbahnen ist eine einlagige Verlegung möglich und das Dach ist trotzdem dicht. Durch die vergleichsweise geringe Querschnittsdicken der Bahnen muss weniger Volumen und Masse aufs Dach gebracht werden.

Mit Kunststoff- und Elastomerbahnen lassen sich frei bewitterte Dachflächen realisieren. Die teilweise extreme Wärme von 80 Grad Celsius auf dem Dach kann dem Kunststoff nichts anhaben. Auch aggressive Materialien wie saurer Regen, Mineralöle oder Fettsäuren beschädigen den Kunststoff nicht.

Für die Dachabdichtung eignen sich insbesondere diese Kunststoffbahnen:

  • Bahnen aus Polyisobutylen (PIB)
  • Bahnen aus Polyvinylchlorid (PVC-P)
  • Bahnen aus termoplastischen Elastomeren (TPE)
  • Bahnen aus Polyolefin-Legierungen (FPO / TPO)
  • Bahnen aus Ethylen-Copolymer-Bitumen (ECB)
  • Bahnen aus Ethylen-Vinyl-Acetat-Coploymer (VAE / EVA)

Folgende Elastomerbahnen eignen sich ebenfalls für die Dachabdichtung:

  • Bahnen aus Butyl-Kautschuk (IIR)
  • Bahnen aus Ethylen-Propylen-Dien-Monomere (EPDM)
  • Bahnen aus Nitril-Kautschuk (NBR)
  • Bahnen aus chlorsulfoniertem Poleyethylen (CSM)

Flüssigkunststoff

Außer mit Abdichtungsbahnen können Flachdächer nach DIN 18531-2 auch mit Flüssigkunststoffen abgedichtet werden. Die Verarbeitung ist recht einfach. Vor allem lassen sich komplizierte Aufbauten wie Dachdurchdringungen, Lichtkuppeln oder Dachabläufe gut in die Dachabdichtung einbinden. Eine Flüssigabdichtung muss bei diesen Details auch nicht mechanisch am oberen Rand von Anschlüssen befestigt werden.

Sofern die Flüssigkunststoffe die Anforderungen der Europäischen Leitlinie ETAG 005 erfüllen, sind sie in die Eigenschaftsklasse E1 eingeteilt – besitzen also hohen mechanischen Widerstand gegen hohe thermische Beanspruchung. Die Abdichtung wird einlagig aufgetragen, wenn eine höherwertige Abdichtung nach der Anwendungsklasse K2 gewünscht ist, ist eine Trockenschichtdicke von 2,1 mm erforderlich.

Geeignete Flüssigkunststoffe für die Dachabdichtung gibt es auf Basis von Polyurethan (PU), Epoxidharz (EP) oder Polymethylmethacrylat (PMMA). Außerdem sind Ein- oder Mehrkomponentenprodukte erhältlich. Letztere härten meist schneller aus und werden am Ende fester.

Ein großer Nachteil: Flüssigkunststoff sind vergleichsweise teuer, kosten so rund 25 Euro pro Quadratmeter, mit Vlieseinlage werden sogar Preise bis 100 Euro pro Quadratmeter aufgerufen. Ein Vorteil hingegen ist, dass er auch von Selbermachern recht unkompliziert verarbeitet werden kann.

Gussasphalt

Gussasphalt ist eine Mischung aus Gesteinskörnungen und Bitumen bzw. Bitumen mit Zusätzen. Im heißen Zustand ist das Gemisch flüssig und somit gieß- und streichbar.

Als Abdichtung kommt der Werkstoff zum Beispiel nach DIN 18195-5 für Parkdecks oder auch für Decken von Tiefgaragen zum Einsatz. Außerdem noch als Estrich im Wohnungs- und Industriebau sowie als Deckschicht im Straßenbau.

Alleine dichtet Gussasphalt allerdings noch nicht perfekt aber, üblich ist daher eine Kombination mit einer Dichtungsschicht. Dabei handelt es sich überwiegend um Bitumen-Schweißbahnen im Verbund mit der Unterlage.

Dachdurchdringungen

Überall wo das Flachdach durch Dachdurchdringungen unterbrochen ist, muss besonders sorgfältig abgedichtet werden. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Rohrleitungen, Geländerstützen, Schornsteine. Antennenmaste oder Abläufe – also Bauteile, die durch die Abdichtung dringen.

Um diese Schwachstellen zu minimieren, sollten Dachdurchdringungen möglichst zusammengeführt werden und ihr Anzahl dadurch klein zu halten. Der Abstand der Durchdringung zu anderen Bauteilen muss mindestens 30 cm betragen, damit die Abdichtung fachgerecht vorgenommen werden kann.

Für die Abdichtung gibt es zum Beispiel Klebeflansche, Dichtungsmanschetten, Klemmflansche oder die bereits vorgestellten Flüssigkunststoffe. Diese lassen sich in der Regel auf andere Abdichtungen auftragen. Sie sollten sich aber vorher unbedingt schlaumachen, ob das bei Ihnen auch der Fall ist.

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