Für die einen ist er ein Alleskönner, für die anderen nur ein Fluch: An Bauschaum scheiden sich die Geister. Dabei ist Montageschaum – richtig eingesetzt – eine wertvolle Hilfe bei vielen Baumaßnahmen. Kaum ein Fenster, kaum eine Tür, die ohne PU-Schaum eingebaut wird. Es wird aber eben auf viel Schindluder damit getrieben, weil er sich so einfach anwenden lässt. Hier finden Sie die wichtigsten Antworten zum Thema Bauschaum.
Das erwartet Sie in diesem Beitrag
- Was ist Bauschaum?
- Welche Arten von Bauschaum gibt es?
- Wie wird Bauschaum verarbeitet?
- Auf welchen Untergrund lässt sich Bauschaum verwenden?
- Wie lässt sich Bauschaum entfernen?
- Bauschaum Pfusch
Was ist Bauschaum?
Bei Bauschaum handelt es sich um einen PU-Schaum, der noch unter vielen anderen Namen bekannt ist. Geläufig sind zum Beispiel die Begriffe Montageschaum, Isolierschaum, Dämmschaum, Ortsschaum, Füllschaum oder PUR-Schaum.
Darüber hinaus gibt häufig bereits der Name darüber Auskunft, wofür der Bauschaum verwendet werden kann. So zum Beispiel bei Zargenschaum, Brunnenschaum, Fensterschaum, Brandschutzschaum oder Winterschaum. Dazu später mehr.
Chemisch betrachtet handelt es sich bei einem Bauschaum entweder um einen Einkomponenten- oder Zweikomponenten-Schaum – kurz auch 1K- oder 2K-Schaum. Chemisch deshalb, weil die beiden Schaumarten unterschiedlich aushärten – einmal mit Hilfe von Luft und Wasser, einmal mit Hilfe eines Härters.
Mitunter werden PU-Klebeschaum und Montagekleber verwechselt, es handelt sich dabei jedoch um zwei verschiedene Produkte. PU-Klebeschaum ist schaumartig und kommt zum Beispiel zur Befestigung von Wärmedämmverbundsystemen oder Gipskartonplatten zum Einsatz. Montagekleber ist hingegen ein Ersatz für eine Schraub- oder Nagelverbindung. Damit können Sie beispielsweise einen Spiegel im Bad an die Wand kleben.
Welche Arten von Bauschaum gibt es?
Im Kapitel davor wurden die verschiedenen Arten von Montageschaum bereits kurz angerissen, jetzt alles etwas ausführlicher:
Einkomponenten-Schaum
In den allermeisten Fällen kommt auf Deutschlands Baustellen ein einkomponentiger Bauschaum zum Einsatz. Zum Beispiel für den Einbau von Fenstern. Wie bereits angedeutet, härtet 1K-Bauschaum durch die Einwirkung von Luft und Feuchtigkeit aus.
Prinzipiell reicht da in den meisten Fällen die Luftfeuchtigkeit aus, wenn Sie die Anschlussflächen jedoch vorher mit Wasser besprühen, beschleunigen Sie den Aushärtungsvorgang und erhalten eine bessere Qualität. Dazu müssen Sie wissen, dass 1K-Schaum von außen nach innen aushärtet, dort wo die Feuchtigkeit zuerst wirkt.
In einkomponentigen Schaumdosen werden die beiden Bestandteile Isocyanat und Polyol bereits bei der Herstellung gemischt. Es entsteht ein sogenanntes Prepolymer. Alles in allem härtet 1K-Bauschaum nicht so stark und ungleichmäßiger als 2K-Schaum aus. Wer Wert auf Homogenität und Härte legt, fährt damit besser.
Zweikomponenten-Schaum
2K-Bauschäume punkten mit einer sehr hohen Festigkeit, außerdem härten sie schnell und gleichmäßig aus. Der Aushärtvorgang lässt sich mit solch einem Schaum sehr viel besser kontrollieren. Er wird daher gerne für die Montage von Innentüren verwendet.
Zum Aushärten von 2K-Montageschaum braucht es keine Feuchtigkeit und keine Luft. Wie der Name bereits sagt, reagieren zwei Komponenten miteinander. Diese werden erst auf der Baustelle miteinander vereint.
2K-Bauschaum besteht aus den beiden Komponenten Polyisocyanat und Polyol. Sie werden entweder in der Dose selbst gemischt oder der Härter wird erst unmittelbar nach Austritt aus der Dose beigemischt. Bei Schäumen, bei denen die Stoffe innerhalb der Dose reagieren, ist unbedingt die angegebene Verarbeitungszeit einzuhalten. Mehr als fünf bis zehn Minuten haben Sie meist nicht Zeit, den Bauschaum zu verarbeiten.
Fensterschaum
Wie bereits geschrieben, kommen für den Fenstereinbau in der Regel einkomponentige Bauschäume zum Einsatz. Wichtig ist zudem, dass er sehr flexibel ist, da Fenster hohen thermischen Beanspruchungen ausgesetzt sind. Und auch der Sturm rüttelt mitunter sehr an ihnen. Der Bauschaum muss dann alle Bewegungen mitmachen.
Im Handel ist spezieller Fensterschaum erhältlich, der diese Anforderungen erfüllt. Aber warum dieser Aufwand, früher wurden Fenster doch auch ohne Schaum eingebaut? Das haben wir der Energieeinsparverordnung zu verdanken, die eine luftdichte Gebäudehülle verlangt. Und so werden dann eben rund 80 Prozent der Fenster mit Bauschaum eingedichtet.
Wenn Sie ein Fenster einbauen wollen und gerade kein Fensterschaum erhältlich ist, können Sie nach einem Bauschaum Ausschau halten, der als besonders flexibel oder elastisch bezeichnet wird. Steht nix auf der Dose, lohnt ein Blick ins Produktdatenblatt. Hier wird in der Regel ein Prozentwert der Bruchdehnung bzw. Kompressionskraft angegeben. Normal sind 10 Prozent, bei elastischem Bauschaum 25 bis 45 Prozent.
Zargenschaum
Anders als bei Fenstern, rüttelt an Türzargen von Innentüren nicht der Wind und auch die Sonne heizt nichts auf. Der hier verwendete Bauschaum muss daher nicht besonders flexibel, dafür hohen Belastungen standhalten. Bei Zargenschaum handelt es daher in der Regel um einen zweikomponentigen Bauschaum.
Auch hier lohnt ein Blick ins Produktdatenblatt. Der PU-Schaum sollte eine besonders hohe Rohdichte haben. Sie liegt idealerweise zwischen 25 und 30 kg/m³. Wenn er dann noch stark klebt, besonders fest wird und schnell aushärtet, ist er der perfekte Zargenschaum.
Eines sollten Sie jedoch beachten, wenn Sie eine Türzarge einbauen: Der Schaum dehnt sich nach dem Einbringen aus. Damit es dann nicht den Türrahmen eindrückt, müssen Sie diesen mit Spreizhölzern am Platz halten. Oft wird auf der Packung angegeben, wann der Schaum entspreizbar ist, also wann Sie die Abstandhalter problemlos entfernen können. Üblich sind rund 30 Minuten.
PU-Klebeschaum
Während bei Fensterschaum die Elastizität und bei Zargenschaum die Härte im Vordergrund steht, sind es bei PU-Klebeschaum die Klebeeigenschaften. Da dieser Bauschaum meist zum Anbringen von Fassadendämmungen (WDVS) verwendet wird, sind darüber hinaus gute Wärmedämmwerte von Vorteil. Sie liegen in der Regel zwischen 0,26 und 0,04 W/(m²K). Damit wirken sie wie eine zweite Dämmschicht zwischen Fassade und Dämmplatte.
Alternativ lassen sich Dämmplatten auch mit einem zementbasierten Kleber befestigen. Diese haben jedoch den Nachteil, dass sie wesentlich langsamer aushärten als Bauschaum. Wo das eine drei, vier Tage dauert, sind es bei Klebeschaum lediglich zwei bis drei Stunden. Es geht also wesentlich schneller auf dem Bau voran.
Wichtig ist bei der Wahl des Klebeschaums nicht nur die Dämmwirkung, sondern dass dieses sich auch bei der Verwendung nicht so stark ausdehnt. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich die Dämmplatten während der Trocknung unkontrolliert verschieben.
PU-Klebeschaum ist vielseitig einsetzbar – nicht nur zum Anbringen von Dämmplatten. So werden zum Beispiel offene Stoßfugen damit gefüllt, um Wärmebrücken zu vermeiden. Auch nichttragende Innenwände lassen sich mit diesem Bauschaum Verkleben oder Beeteinfassungen aus Natursteinen.
Weitere Bauschäume kurz vorgestellt
Die gängigsten Bauschäume kennen sie bereits, jetzt kommen noch drei, von denen Sie ebenfalls einmal gehört haben sollten:
- Winterschaum
- Brunnenschaum
- Brandschutzschaum
Beim Winterschaum sagt der Name eigentlich bereits alles. Er lässt sich auch bei niedrigen Temperaturen von unter fünf Grad Celsius gut verarbeiten. Kälter als minus zehn Grad Celsius sollte es aber dennoch nicht sein. Für besonders kalte Gegenden wie der Arktis oder Sibirien bieten die Hersteller aber auch Bauschäume an, die selbst bei minus 20 Grad Celsius noch funktionieren.
Ein ausgesprochener Spezialist ist auch Brunnenschaum. Dieser Bauschaum ist besonders wasserdicht und beständig gegenüber verdünnten Chemikalien. Er wird zum Beispiel dafür verwendet, Schachtringe oder Kanalschächte zu setzen. Außerdem kommt er beim Aufbau von Hauskläranlagen zum Einsatz.
Dort, wo besondere Anforderungen an den Brandschutz gestellt werden, kommt Brandschutzschaum zum Einsatz. Damit dieser so genannt werden darf, muss er in die Brandschutzklasse B1 eingeordnet sein. Das heißt, dass er schwer entflammbar ist. Die meisten Dosen Bauschaum entsprechen der Klasse B2 und sind normal entflammbar. Diese dürfen Sie dann nicht dort einsetzen, wo besonderer Brandschutz gefordert wird.
Wie wird Bauschaum verarbeitet?
Dose auf, lossprühen – ganz so einfach geht es dann doch nicht. Einige Dinge sollten Sie schon beachten, wenn Sie Bauschaum verarbeiten. Dabei gibt es einige Unterschiede, ob es ein 1K- oder 2K-Montageschaum ist. Einige Dinge sind jedoch bei allen Bauschäumen gleich:
- Tragen Sie unbedingt Schutzbrille und Handschuhe bei der Verarbeitung von Montageschaum. Der Schaum klebt wie Hölle und lässt sich nach der Härtung nur noch schwer entfernen.
- Führen Sie die Bauschaum-Dosen (unbedingt komplett leermachen) unbedingt dem Recycling zu. Bei Profianwender holt das Recycling-Unternehmen PDR die gebrauchten Dosen kostenfrei ab, einzelne Dosen nehmen auch Wertstoffhöfe und Baumärkte zurück.
- Der Untergrund muss staub- und fettfrei sein und außerdem fest. Einbauteile müssen sachgerecht ausgerichtet, verkeilt und verschraubt werden.
- Schützen Sie angrenzende Flächen durch eine Abdeckung, zum Beispiel durch ein Abdeckband.
- Sorgen Sie während der Verarbeitung für eine ausreichende Belüftung. Beachten Sie außerdem die Verarbeitungstemperatur.
- Bei einkomponentigen Bauschäumen ist eine leichte Untergrundbefeuchtung zu empfehlen, das ist bei 2K-Bauschaum nicht nötig.
- Schneiden Sie den Schaum im frischen Zustand nicht und verstreichen Sie ihn auch nicht. Korrekturen sind erst nach dem Aushärten möglich. Das gilt auch für Überstände, die sie absägen oder abschneiden können.
Kommen wir jetzt zu den Besonderheiten der verschiedenen Bauschäume:
1K-PU-Schaum mit Adapter und Sicherheitsventil
Sind die beschriebenen Vorarbeiten erledigt, schütteln Sie die Dose, nehmen den Deckel rund und bringen den Adapter auf dem Ventil an. Der Bauschaum ist nun einsatzbereit. Halten Sie zum Ausschäumen das Ventil nach unten und seien Sie mit der Dosierung sparsam. Der Schaum dehnt sich um ein Vielfaches aus.
Anders als bei 2K-Bauschaum müssen Sie den Montageschaum nicht sofort aufbrauchen. Sie sollten Dosenventil und Adapterröhrchen dann jedoch mit einem PU-Schaumreiniger reinigen. Nur dann kann die Dose erneut verwendet werden.
1K- Pistolen-PU-Schaum
Wollen Sie den 1K-Bauschaum mit einer Pistole verarbeiten, schütteln Sie zunächst die Dose und nehmen dann den Dosendeckel runter. Jetzt die Dose mit dem Ventil nach oben auf die PU-Pistole schrauben. Zu viel Kraft sollten Sie dabei jedoch nicht aufwenden.
Die Pistole bleibt solange auf der Dose, bis sie komplett leer ist. Bei Arbeitsunterbrechungen reinigen, wie im Abschnitt davor beschrieben. Das gilt insbesondere für Gewinde und Ventil, an denen Verschmutzungen sorgfältig entfernt werden müssen.
2K-PU-Schaum
Wie bereits geschrieben, müssen Sie 2K-Bauschaum erst aktivieren, ehe Sie ihn benutzen können. Das kann je nach Anbieter etwas anders passieren, achten Sie hier auf die Herstellerangaben. Damit sich die beiden Komponenten gut miteinander verbinden, muss die Dose auf jeden Fall mit nach unten gehaltenem Ventil sorgfältig geschüttelt werden.
Testen Sie vor der Nutzung den Schaum kurz an. Er muss die auf der Dose angegebene Farbe haben. Ist das nicht der Fall, nochmals kräftig schütteln. Stellen Sie eine Wärmeentwicklung fest, hat die Reaktion begonnen. Jetzt heißt es schnell sein und die Dose zu leeren, bevor die Verarbeitungszeit um ist. Die Dose stets komplett leeren.
Auf welchen Untergrund lässt sich Bauschaum verwenden?
Bauschaum ist recht unkompliziert und funktioniert bei fast allen auf dem Bau vorkommenden Untergründen:
Zwischen Metall und Bauschaum kann es allerdings durch Temperaturunterschiede zur Bildung von Kondensat an der Oberfläche kommen. Sind die Metalle nicht entsprechend vergütet, können sie rosten. Der Untergrund kann daraufhin mit der Zeit instabil werden.
Bei einigen Materialien ist Bauschaum nur bedingt zu empfehlen, das sind zum Beispiel:
- Gips
- Glas
- Keramik
Nicht verwenden sollten Sie Bauschaum bei folgenden Untergründen:
- Polyethylen (PE)
- Polypropylen (PP)
- Silicone
- Verölte Untergründe
Wollen Sie den Bauschaum nach dem Aushärten überarbeiten, das funktioniert zum Beispiel mit folgenden Materialien:
- Lacke
- Farben
- Spachtelmassen
- Putze
Wie lässt sich Bauschaum entfernen?
Wie bereits geschrieben, sollten Sie Bauschaum erst aushärten lassen, bevor Sie überstehende Reste abschneiden oder absägen. Das gilt aber nicht, wenn der Schaum auf die Kleidung, Fliesen oder Haut gekommen ist. Dann sollten Sie sofort handeln und ihn entfernen. Das geht ganz einfach mit einem sauberen Tuch. Nehmen Sie ruhig mehrere Tücher, wenn es größere Spritzer sind.
Im frischen Zustand können Sie Bauschäume auch mit Entfernern auf Aceton-Basis entfernen. Einem Nagellack-Entferner zum Beispiel. Seien Sie bei lackierten Flächen jedoch vorsichtig, da das Aceton den Lack angreifen kann.
Ist der Bauschaum bereits fest, wird es schwierig, ihn zu entfernen. Grobe Verunreinigungen und Überstände entfernen Sie mit einem scharfen Messer oder einer Säge. Für die verbleibenden Rückstände gibt es spezielle PU-Schaumentferner.
Und so funktionieren Bauschaumentferner
Tragen Sie den Bauschaumentferner auf die verunreinigte Fläche auf und lassen ihn etwa eine halbe Stunde einweichen. Die aufgeweichten Rückstände lassen sich dann mit einem Holzspachtel entfernen, eventuell ist der Vorgang zu wiederholen. Achten Sie beim Kauf des PU-Schaumentferner darauf, dass er zum Untergrund passt und ihn nicht aufweicht.
Bauschaum Pfusch
Eingangs wurde bereits darauf hingewiesen, dass mit Bauschaum allerlei Schindluder getrieben wird. Prinzipiell kann man da fast alles erwähnen, wo etwas geklebt, verbunden, gedämmt, ausgefüllt oder sonst was muss.
Da werden Maurerarbeiten mit gemacht, wenn der Mörtel mal wieder alle ist. Der Montageschaum wird auch in sämtliche Löcher gesprüht, ganz egal, was damit bezweckt werden soll. Ritzen werden gefüllt, wenn man zu faul zum Spachteln ist oder Dachziegel damit angeklebt. Manche reparieren sogar ihr Auto damit.
Wenn Sie Bauherr sind und Ihre Handwerker verwenden den Bauschaum für andere Dinge, wie oben beschrieben, sollten Sie genau hinschauen. In der Regel handelt es dann um Pfusch am Bau. Wenn Sie als Selbermacher meinen, das klebrige Zeug für alles verwenden zu müssen, ist das Ihr Problem. Sie sollten immer im Hinterkopf behalten, dass da relativ viel Chemie drin ist, der nicht gerade gesundheitsförderlich ist.
Hier finden Sie mehr Infos, wenn es ums Recyceln von Bauschaumdosen geht
Seit wann etwa gibt es ‚Bauschaum‘ eigentlich? Ich frage deshalb, weil ich gerade in einem alten Haus die schmalen Innentüren verbreitern muss. Hinterfüttert waren die Hohlräume der alten Zargen mit zu einer Art Wurst gerolltem Zeitungspapier.
Kommt drauf an, wo dein Haus steht. Denke der Schaum ist in den 70er aufgekommen. Im Osten gab es meiner Meinung vor der Wende sowas nicht.
Gab es doch, um die 50 O-Mark. Kaum erschwinglich, etwa wie 100 € heute.