Wenn wir heute ins Theater gehen, können wir uns bei den Griechen der Antike bedanken, dass es sie überhaupt gibt. Dort waren sie fest in das soziale Leben integriert und es gab sie überall im Land. Die größten von ihnen boten Platz für 20.000 Zuschauer. Allerdings waren dies im Gegensatz zu heute Freilufttheater. Viele von ihnen sind heute noch zu besichtigen – wenn auch meist als Ruinen. Wagen wir einen Blick auf die griechischen Theater der Antike.
Das erwartet Sie in diesem Beitrag
- Nahezu tausend Jahre Kulturgeschichte
- Ein Blick auf die Bauweise antiker Theater
- Berühmte griechische Theater der Antike
Nahezu tausend Jahre Kulturgeschichte
Das antike griechische Theater, das fast ein Jahrtausend lang die kulturelle Geschichte Griechenlands prägte, wird als Ursprung der westlichen Theatertradition angesehen. Es entwickelte sich aus einfachen Chorgesängen und Maskentänzen, die im Laufe der Zeit durch zunehmend komplexe Handlungsstrukturen erweitert wurden. Die frühesten dokumentierten Aufführungen waren eng mit dem Dionysos-Kult verknüpft, von dem sich das griechische Drama jedoch später emanzipierte.
Im 5. Jahrhundert v. Chr. erreichte das Theater mit den Tragödien von Aischylos, Sophokles und Euripides sowie den Komödien von Kratinos und Aristophanes seinen Höhepunkt. Diese Epoche gilt vor allem durch Aristoteles‘ Poetik als klassische Periode. Schon damals erlangte das Theater politische Relevanz, wobei der religiöse Ursprung zugunsten der Förderung der attischen Demokratie in den Hintergrund trat. Im 4. Jahrhundert v. Chr. führte der Rückgang der Zuschauerzahlen dazu, dass der athenische Staat eine Entschädigung für entgangenes Einkommen während des Theaterbesuchs einführte.
Ein Blick auf die Bauweise antiker Theater
Die griechischen Theater waren Freiluftbauten, die geschickt in natürliche Hänge eingefügt wurden, wobei sie häufig eine Nord-Süd-Ausrichtung aufwiesen. Im 6. Jahrhundert v. Chr. bestanden sie typischerweise aus der Orchestra als zentraler Spiel- und Tanzfläche, einem Zuschauerraum (Theatron) und der Skené – einer Art Kabine für die Schauspieler zum Umkleiden. Die Zuschauer nahmen damals entweder auf natürlichen Abhängen oder auf Holztribünen Platz. Steintribünen gab es erst später.
Für das 5. Jahrhundert v. Chr. sind folgende Elemente der Theaterarchitektur als gesichert anzusehen:
- Theatron, anfangs aus Holz, später aus Stein,
- Skené, ein hölzernes Bühnenhaus, auch „Szene“ genannt,
- Orchestra, die zentrale Spielfläche,
- Parodoi, zwei seitliche Zugänge zur Orchestra,
- Ekkyklema, eine Rollbühne für die Darstellung von Szenen hinter der Bühne,
- Mechane, ein Kran für spektakuläre Auftritte, wie den eines Deus ex Machina.
Berühmte griechische Theater der Antike
Nachfolgend einige berühmte griechische Theater, die noch heute (zumindest als Ruinen) besichtigt werden können und zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen.
Dionysostheater in Athen
Das Dionysostheater am Südhang der Akropolis in Athen gilt als Wiege des antiken griechischen Theaters und des Dramas. Es gilt sogar als das erste Theater der Welt. Benannt nach Dionysos, dem Gott des Weines und der Ekstase, war es der zentrale Ort für die jährlichen Dionysien in Athen – ein Fest, das aus kultischen Gesängen, Tänzen und Opferriten bestand und zur Aufführung klassischer Tragödien von Aischylos, Sophokles und Euripides führte.
Ursprünglich im 5. Jahrhundert v. Chr. erbaut, bestand das Theater aus einer ebenerdigen Orchestra und einer einfachen hölzernen Skene, wobei die Zuschauer auf einem natürlichen Abhang saßen. Im Laufe der Zeit wurden die hölzernen Strukturen durch steinerne ersetzt, einschließlich der Sitzreihen und des Bühnengebäudes. Die heutige Steinstruktur, einschließlich der marmornen Orchestra, stammt aus der Zeit um 330 v. Chr. und wurde unter dem Redner Lykurg errichtet.
Das Theater wurde 86 v. Chr. durch den römischen Feldherrn Sulla stark beschädigt und wird seit 1838 von der Archäologischen Gesellschaft Athen erforscht und restauriert. Mit 78 Sitzreihen bot es Platz für 17.000 Zuschauer. Die erste Reihe bestand aus 67 Marmorsitzen für besondere Würdenträger. Der Zuschauerraum umschloss halbkreisförmig die Orchestra, den zentralen Aufführungsort für den Chor, mit einem Altar für die Opfer an Dionysos.
Die Schauspieler traten auf dem Proskenion auf, hinter dem sich das Bühnengebäude, die Skene, befand. Von der architektonischen Raffinesse des Theaters zeugen die Paraskenien mit je sechs dorischen Säulen an den Seiten der Skene und die durchdachte Anordnung der Sitzreihen und Gänge, die sich nach außen hin erweiterten, um eine größere Anzahl von Zuschauern aufzunehmen.
Theater von Epidauros
Das Theater von Epidauros in der archäologischen Stätte von Epidauros gilt als eines der eindrucksvollsten antiken Theater. Es ist noch vergleichsweise gut erhalten. Erbaut im 4. Jahrhundert v. Chr., um 330 v. Chr., zeichnet es sich durch seine außergewöhnliche Akustik aus, die es ermöglicht, jedes gesprochene Wort auch von den obersten Plätzen aus deutlich zu verstehen. Die runde Orchestra ist von einem Marmorring umgeben, der Boden besteht aus gestampftem Lehm. Vom ehemaligen Bühnenhaus, der Skene, sind heute nur noch die Grundmauern erhalten, doch spielte es einst als Garderobe, Requisitenlager und später als Bühnenraum eine zentrale Rolle.
Eine Besonderheit des Theaters ist seine Akustik, die selbst das Geräusch einer fallenden Münze oder das Zerreißen eines Blattes Papier auf der Bühne bis in die letzten Reihen trägt. Unterstützt wird dieses Phänomen durch die besondere Bauweise und natürliche Gegebenheiten wie den warmen Luftstrom von unten nach oben.
Ursprünglich zur Unterhaltung der Patienten des nahe gelegenen Asklepieions (eine Art antike Kurklinik) erbaut, bot das Theater zunächst 9.000, nach einer Erweiterung im 2. Jh. v. Chr. bis zu 14.000 Zuschauern Platz. Nach einer langen Zeit der Nichtnutzung seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. und verschiedenen historischen Ereignissen, darunter die Besetzung durch die Goten und das Verbot durch Theodosius den Großen, fanden ab 1870 umfangreiche Ausgrabungen statt. Das Theater wurde 1938 wieder in Betrieb genommen, musste aber wegen des Krieges bald wieder geschlossen werden. Nach einer Restaurierung in den 1950er Jahren wird es seit 1952 wieder für Aufführungen genutzt.
Theater von Aptera
Das antike Theater von Aptera im Nordosten Kretas in der Präfektur Chania ist ein bemerkenswertes Zeugnis der hellenistischen Architektur des 3. Jh. v. Chr. Es liegt in einer natürlichen Senke am südöstlichen Eingang der antiken Stadt Aptera, nahe der heutigen gleichnamigen Ortschaft, auf einem bis zu 231 m hohen Plateau des Berges Paleokastro. Ursprünglich in hellenistischer Zeit erbaut, wurde das Theater in römischer Zeit erweitert, jedoch durch ein Erdbeben im Jahre 365 n. Chr. stark beschädigt. Von der ursprünglichen Anlage – bestehend aus Zuschauerraum, Tanzplatz und Bühnengebäude – sind heute nur noch Teile erhalten. Seit 2014 gehört das Theater zum UNESCO-Welterbe.
Auf einer Höhe von rund 215 Metern bietet das Theater einen Blick auf die Weißen Berge und hatte eine Kapazität von rund 3.700 Besuchern. Mit einem Orchesterradius von nur 5,45 Metern gehört es zu den kleineren antiken Theatern, was darauf schließen lässt, dass es vor allem für Musik- und Theateraufführungen genutzt wurde. Der Orchesterboden besteht aus verdichteter Erde, in dessen Mitte sich ein runder Steinsockel befand, der als Altar des Dionysos diente und auf dem vor den Aufführungen Opfer dargebracht wurden. Die rechteckige Bühne befand sich am Rande des Tanzplatzes gegenüber dem Zuschauerraum. Die heutigen Überreste des Theaters stammen aus römischer Zeit, mit Eingängen, den sogenannten Parodoi, im Osten und Westen.
Theater von Megalopolis
Die antike Stadt Megalopolis wurde 371 v. Chr. von Epaminondas, einem Feldherrn aus Theben, gegründet, um ein politisches Gegengewicht zu Sparta zu schaffen. Durch den Zusammenschluss von 40 Siedlungen am Fluss Elisson entstand die „große Stadt“ (megále pólis). Als neues Machtzentrum Arkadiens beherbergte sie den 370 v. Chr. gegründeten Arkadischen Bund. Im Sommer 317 v. Chr. widerstand Megalopolis erfolgreich der Belagerung durch den Diadochen Polyperchon. Um 201 v. Chr. wurde hier der berühmte griechische Geschichtsschreiber Polybios geboren.
Die Stadt ist bekannt für ihre beeindruckenden antiken Ruinen nördlich des Elisson, darunter ein Theater, das mit 20.000 Sitzplätzen als eines der größten seiner Zeit gilt. Der Grundriss und die Ausmaße des Theaters sind noch heute erkennbar. Vermutlich diente es auch als Versammlungsort des Arkadischen Bundes. Ein weiteres herausragendes Relikt ist die nördliche Stoa der Agora aus dem 4. Jahrhundert v. Chr., die mit einer Länge von rund 155 Metern beeindruckt. Hier steht die einzige vollständig erhaltene monumentale ionische Säule des 4. Jahrhunderts v. Chr. in Griechenland. Die archäologischen Arbeiten in Megalopolis werden fortgesetzt, insbesondere die Restaurierung der Stoa, um ihr ursprüngliches Aussehen wiederherzustellen.
Theater von Argos
Das Theater von Argos, erbaut 320 v. Chr. auf dem Larissa-Hügel in Argos, Griechenland, ist ein Meisterwerk der hellenistischen Architektur. Mit einem Fassungsvermögen von ca. 20.000 Zuschauern ist es eines der größten seiner Art in Griechenland. Das Theater ist direkt in den Hang des Larisa-Hügels gebaut, wobei 90 Stufen den Besuchern den Aufstieg erleichtern. Es ist in drei horizontale Abschnitte unterteilt, die durch zwei Ränge getrennt sind, und die Sitzreihen sind in vier Segmente unterteilt, die jeweils einem der Stämme von Argos zugeordnet sind.
Das Bauwerk wurde um 120 n. Chr. im römischen Stil umgebaut, wobei das kleinere der beiden Theater von Argos in ein Odeon umgewandelt und das größere zu einem griechisch-römischen Theater erweitert wurde. Zu seinen Besonderheiten gehört eines der beiden einzigen Rundorchester Griechenlands, das andere befindet sich in Epidauros. Die Römer fügten ein Proskenion hinzu, das einen Teil des Orchesters überdeckte, und ein Hyposkenion darunter, während die Cavea (Zuschauerraum) in ihrem ursprünglichen Zustand belassen wurde.
Das Theater folgt dem typischen Aufbau griechischer Theater mit Paradoi als Eingängen für Schauspieler und Chor und einer Scaenae Frons als Kulisse. Seine Lage auf einem Hügel bietet einen malerischen Blick auf den dahinter liegenden Fluss Caicus. Das Proszenium der Hauptbühne besteht aus Ziegeln und wird von Säulen getragen. Im Gegensatz zu anderen Theatern, in denen feste Bühnenkonstruktionen üblich waren, wurde hier ein Zelt für die Aufführungen verwendet. Außerdem verfügt das Theater über ein Bisellium, einen besonderen Sitzbereich für honorige Bürger.
Theater von Thorikos
Das antike griechische Theater von Thorikos liegt nördlich des heutigen Lavrio in Attika. Es ist eines der ältesten seiner Art und wurde um 500 v. Chr. erbaut. Es unterscheidet sich von den späteren griechischen Theatern durch sein U-förmiges Orchestra anstelle des üblichen Runds, wodurch die Zuschauerreihen gerade und nur an den Seiten gebogen sind. Das ursprünglich als Steinbruch genutzte Gelände am Südhang des Velatouri wurde für den Theaterbau umgestaltet. Die erste Bauphase in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. zeichnet sich durch eine querrechteckige Orchestra und vermutlich hölzerne Zuschauerränge aus.
Um die Mitte des 5. Jahrhunderts wurden die ersten steinernen Sitzreihen errichtet, so dass das Theater Platz für etwa 2000 Zuschauer bot. Zu dieser Zeit entstanden auch weitere Gebäude wie ein Dionysostempel und eine große Halle. Die Kapazität wurde in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. auf etwa 3200 Zuschauer erweitert, nachdem eine Stützmauer errichtet und das Gelände aufgeschüttet worden war, um zusätzliche Sitzreihen zu schaffen. Dokumente belegen, dass im Theater von Thorikos bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. Aufführungen stattfanden.